Die Legende von der gemeinsamen Gründung
So eng ist die Verbindung der beiden Bauwerke, dass im 15. Jahrhundert eine Gründungslegende entstand, die besagt, dass Kaiser Konrad II. am 12. Juli 1030 früh morgens auf der Limburg den Grundstein gelegt und anschließend nach Speyer geritten sei, um dort noch am selben Tag den Grundstein für den Dom sowie das Johannisstift (heute St. Guido) zu legen. Historisch betrachtet ist diese Legende der zeitgleichen Gründung nicht haltbar. Zeitgenössische Quellen belegen, dass Konrad II. im Juli 1030 in Ungarn weilte, wo er einen Feldzug führte. Daher ist es unwahrscheinlich, dass er an diesem Tag in der Pfalz war, um die genannten Grundsteinlegungen vorzunehmen. Das tatsächliche Gründungsdatum der Limburg wird von der neueren Forschung mit dem Jahr 1025 angegeben. Bereits zuvor befand sich eine salische Burg exponiert über dem Südufer der Isenach, eines linken Rhein-Nebenflusses. Es wäre denkbar, dass Konrad II. nach seiner Wahl zum König im Jahr 1024 mit der Klostergründung gleichsam seinen vorköniglichen Besitz Gott übergeben hat. Solche Legenden dienten im Mittelalter dazu, die Bedeutung von Bauwerken und Herrschern zu unterstreichen und ihnen eine göttliche Legitimation zu verleihen. Sie spiegeln das Bestreben wider, weltliche Macht mit sakraler Bedeutung zu verbinden und die Taten der Herrscher als von Gott gewollt darzustellen. Trotz der historischen Unwahrscheinlichkeit hat diese Legende einen festen Platz in der regionalen Erinnerungskultur gefunden. So wurde beispielsweise der Kaiser-Konrad-Radweg eingerichtet, der die Städte Bad Dürkheim und Speyer verbindet und symbolisch an den legendären Ritt des Kaisers erinnert.
Die Bedeutung der Limburg für die Salier
Die hohe Bedeutung, welche das Kloster für Konrad II. hatte, lässt sich unter anderem an seinen fünf Aufenthalten dort festmachen. 1038 berief er eine Bischofssynode dorthin ein, welche die Dauer der Adventszeit auf die bis heute geltende Regelung der vier Adventssonntage festschrieb. Zudem überließ er der Klosterkirche eine Kreuzpartikel, also eine Reliquie von besonderem Wert. Der heute verlorene Kirchenschatz war von ungewöhnlicher Kostbarkeit und spiegelte die Bedeutung des Klosters für die Salier wider. Zeitweise sollen auch die Reichskleinodien, also die Kennzeichen kaiserlicher Macht in Form von Krone, Zepter, Reichsapfel und anderer Gegenstände, dort verwahrt worden sein. Ein weiterer Bezug der Kirchen besteht durch ihre Funktion als Grablege: Während die Salierkaiser im Speyerer Dom bestattet sind, wurde Gunhild, die erste Frau von Heinrich III., im Langhaus der Limburg bestattet. Deren Grab ist dort heute noch sichtbar.
Geistliche und architektonische Verbindungen
Auch wenn an der Doppelgründung wohl nichts dran ist, so gibt es doch in jedem Fall eine Reihe von Verbindungen zwischen der Limburg und dem Speyerer Dom. Beide Orte stehen sinnbildlich für das religiöse und architektonische Selbstverständnis der salischen Herrscher. Der Mönch Gumpert, der als dritter Abt der Limburg nicht nur den monastischen Aufbau der neuen Abtei leitete, sondern zugleich als enger Vertrauter Konrads II. die salische Klosterpolitik mitprägte, soll eine entscheidende Rolle bei der Organisation und Leitung der Bauvorbereitungen für den Speyerer Dom übernommen haben. Auch wenn er kein Baumeister im technischen Sinn war, galt er als spiritueller Impulsgeber und möglicher Vermittler der liturgisch-theologischen Bauideen, die dem Dom seine einzigartige Raumstruktur verliehen. Unverkennbar sind die baulichen Bezüge zwischen beiden Kirchenbauten. Beides sind dreischiffige Basiliken auf kreuzförmigem Grundriss. Die klare Gliederung der Baukörper, das Zusammenspiel von Krypta und Hochchor sowie das Streben nach einer monumentalen Raumwirkung sind Ausdruck des Glaubens- und Herrschaftsverständnisses der Salier. Während die Limburg mit 81,4 Metern Länge zu den monumentalsten Klosterbauten ihrer Epoche gehörte, ist der Speyerer Dom heute die größte erhaltende romanische Kirche überhaupt.
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Foto: Klaus Landry