Mainz – Realität trifft Wunschdenken: Landesregierung steuert sehenden Auges in Rattenplage
Landtagsabgeordneter Wefelscheid besorgt über Antworten auf Kleine Anfrage zu einem möglichen Rodentizide-Verbot
Ratten gelten als sehr intelligente Schadnager und leben in Städten und auf dem Land in unterschiedlich starken Populationen. Oftmals nimmt die Anzahl Überhand und muss dann dezimiert werden, allgemein spricht man dann auch von einer Plage. Doch die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAUA) strebt nun ein Verbot von sogenannten Rodentiziden für die private Schädlingsbekämpfung an. Damit stelle sie aber Landkreise und Städte einerseits, sowie Privatpersonen und professionelle Schädlingsbekämpfer andererseits vor große Probleme, kritisiert der Koblenzer Landtagsabgeordneten Stephan Wefelscheid.
Denn die Ratten stellen durchaus eine Bedrohung für Landwirtschaft und das urbane Leben dar. Insofern habe ihn die Meldung, dass das BAUA den Verkauf des „Rattengifts“ an Privatpersonen bis Jahresende verbieten wolle, durchaus alarmiert. In einer Kleinen Anfrage an die Landesregierung hatte er nunmehr die Haltung zu einem Verbot erfragt und kommt zum Fazit: „Wie schon beim Wolf trifft Realität auf Wunschdenken und die Landesregierung steuert mit ihrer Haltung sehenden Auges in eine landesweite Rattenplage“, so Wefelscheid. Denn die Einschätzung der Bundesanstalt teilt Umweltministerin Katrin Eder in ihrer Antwort auf die Anfrage. Das BAUA begründe die Nichtverlängerung von Rodentiziden zur Verwendung durch Privatpersonen mit dem qualvollen Tod der Tiere durch inneres Verbluten und den Gefahren für Haustiere und Umwelt durch mögliche Sekundarvergiftungen. „Bei allem Verständnis für diese Haltung schafft Ministerin Eder damit ein großes Problem in der Zukunft“, so der besorgte Abgeordnete Wefelscheid.
„Wenn wir den Bürgern die Möglichkeit nehmen, selbst auf einen möglichen Schädlingsbefall kurzfristig zu reagieren, dann schaffen es die professionellen Dienstleister der Schädlingsbekämpfungsbranche personell keinesfalls das zu kompensieren“, befürchtet der Landtagsabgeordnete. „Zudem kostet der Einsatz von Profis im Privathaushalt durchschnittlich rund 400,- EUR, das ist für viele eine spürbare Belastung, zumal solche Befälle gerade im städtischen Raum auch immer wieder auftreten können.“
Er selbst habe in Koblenz als Stadtratsmitglied registriert, dass die Stadt selbst zur Bekämpfung auf entsprechende Fallen setze. Meldungen aus anderen Gebietskörperschaften bestätigten seinen Eindruck: „Wenn Frau Eder mit falsch verstandener Tierliebe zum Wolf und zur Ratte ihre Politik haltungsgesteuert macht, endet es kurzfristig in einem Desaster für Mensch und andere Tiere.“ Ihn interessierten für Entscheidungen nur Fakten, keine Emotionen, daher warne er die Landesregierung davor, keine Initiative zu ergreifen und das BAUA gewähren zu lassen. „Ratten sind hochintelligente Tiere. Sie schicken das rangniedrigste Tier vor und daher wirken Lebendfallen nur einmalig. Nur eine giftstoffbasierte Lösung, deren Wirkung nicht direkt eintritt und damit vom Ratten-Rudel nicht als Gefahr erkannt werden kann, bewahren uns vor einer unkontrollierten Ausbreitung“, erklärt Wefelscheid.
Denn auch natürliche Feinde der Wanderratten („Rattus norvegicus“) und Hausratte („Rattus rattus“) hat Wefelscheid bei der Landesregierung erfragt. Diese lässt mitteilen, dass es vor allem Steinmarder, Hermelin oder Eulen wie Uhu und Waldkauz seien. „Allerdings ist mir in meiner Heimatstadt schon länger kein Hermelin über die Füße gelaufen“, bemerkt Wefelscheid ironisch. Er mahnt eindringlich: „Wenn wir die Bürger oder auch die Landwirtschaft nicht mit ihren Problemen bei Rattenbefall im Stich lassen wollen, müssen wir sachlich und ohne Emotionen das Thema angehen.“ Er teile die Einschätzung der Kreisordnungsbehörden, dass der Erlass einer landesweiten Rattenbekämpfungsverordnung sinnvoll sein könne. Zudem müsse die Landesregierung darauf einwirken, dass auch in Zukunft Rodentizide von Privatpersonen zur Bekämpfung eingesetzt werden können. „Wenn es um das Vermeiden unsachgemäßer Verwendung geht, kann man den Verkauf auch nur über Fachbetriebe steuern und den Online-Handel untersagen,“ schlägt er vor. Die Brandbriefe von Fachverbänden wie etwa dem Zentralverband Gartenbau, dem Industrieverband Agrar, aber auch dem Bundesverband Deutscher Schädlingsbekämpfer, sollte die Politik auch in Rheinland-Pfalz ernst nehmen.
Quelle – Abgeordnetenbüro
Stephan Wefelscheid, MdL