Heidelberg / Metropolregion Rhein-Neckar -“Angesichts der immer sichtbareren Erschöpfung der liberaldemokratischen Institutionen – sowohl in Deutschland als auch in anderen westlichen Demokratien – mangelt es an kreativem und utopischem Denken darüber, wohin wir uns als Gesellschaft bewegen wollen”, so Fabio Klevenz aus dem Orga-Team. Dieses Denken anzuregen, ist der Anspruch der Tagung, für den die Aufmerksamkeit auf den Norden und Osten Syriens gelenkt werden soll.
Dort wird seit über 12 Jahren ein multiethnisches und multireligiöses Zusammenleben auf der Basis von Selbstbestimmung, Frauenbefreiung und Rätedemokratie praktiziert. Gleichzeitig kämpft die Selbstverwaltung seit ihrem Bestehen mit zahlreichen Herausforderungen: Der Terror des IS, das Assad-Regime und die Angriffe aus der Türkei. Während in Syrien nun ein Machtwechsel stattgefunden hat und die Weltöffentlichkeit auf die Region schaut, ist die Zivilbevölkerung im Nordosten den immer heftigeren Angriffen der Türkei ausgesetzt.
Im Rahmen der Tagung soll die Aufmerksamkeit neben den aktuellen Entwicklungen insbesondere auf die im Nahen Osten einzigartigen demokratischen und feministischen Errungenschaften gelenkt werden. Dies bietet auch Chancen, unsere Demokratie in Deutschland zu reflektieren und weiterzudenken: „Wir sollten ein Verständnis von Demokratie als einen Prozess entwickeln, nicht als einen Zustand, der irgendwann erreicht wurde”, so Klevenz.
Die Konferenz findet vom 25. bis 26. Januar im Wohnheim “Collegium Academicum” in Heidelberg statt. In dem Wohnheim leben 250 Menschen ebenfalls nach basisdemokratischen Prinzipien, was das Interesse an der Region begründet hat: „Wir sind selbstverwaltet und wollen voneinander lernen” erklärt das Projektmitglied Rebecca Castellana. Präsentiert wird ein vielfältiges Programm mit Personen aus dem öffentlichen Leben, der Wissenschaft und Praxis, sowohl aus Deutschland als auch aus Syrien und der Türkei. Das Programm und weitere Infos sind aufrufbar unter: collegiumacademicum.de/rojava