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Speyer – Aufstehen für Menschenwürde und Demokratie

Speyer / Metropolregion Rhein-Neckar – Ökumenischer Gottesdienst zur Gebetswoche für die Einheit der Christinnen und Christen im Dom zu Speyer – Auftakt der Initiative „Aufstehen für Menschenwürde und Demokratie” mit Bischof Wiesemann und Kirchenpräsidentin Wüst

Speyer. Im Rahmen des ökumenischen Gottesdiensts zur Gebetswoche für die Einheit der Christinnen und Christen eröffneten Kirchenpräsidentin Wüst und Bischof Wiesemann die ökumenische Initiative „Aufstehen für Menschenwürde und Demokratie.” Vor der kommenden Bundestagswahl stehen die Kirchen der Pfalz zusammen ein und fordern die Menschen auf, demokratisch zu wählen.

Achtung der Menschenwürde und Eintreten für das Recht aller Menschen

„Wir wollen öffentlich zeigen, wofür wir einstehen und aufstehen: Für Menschenwürde und Menschenrechte, für Demokratie und Freiheit, für Gerechtigkeit und Solidarität”, betonte die Kirchenpräsidentin. Sie appellierte an die Politikerinnen und Politiker, für die Werte des Grundgesetzes sowie die Achtung der Würde und der Rechte aller Menschen in Deutschland einzutreten. „Widerstehen Sie der Versuchung, allzu einfache Lösungen für die komplexen Herausforderungen der Gegenwart zu vertreten. Lassen Sie sich nicht von den populistischen Lösungen extremistischer Parteien dazu verführen, Wahlkampf auf Kosten sozial Benachteiligter, Asylbewerber oder Geflüchteter zu führen.”

Bischof Wiesemann: „Machen Sie von Ihrem Wahlrecht Gebrauch!”

Bischof Wiesemann ergänzte: „Erfahrungen in anderen Ländern Europas und weltweit, aber auch hier bei uns zeigen: Demokratie ist nicht selbstverständlich! An alle Wahlberechtigten in unserem Land appellieren wir: Machen Sie von Ihrem Wahlrecht Gebrauch! Treten Sie entschieden allen Versuchen entgegen, unsere Gesellschaft zu spalten; die Menschen in unserem Land aufzuteilen – in gewollt und unerwünscht, in arm und reich, in Ausländer und Deutsche.” Denn gerade mit Blick auf die Bundestagswahl am 23. Februar sei es heute wichtiger denn je, aus dem christlichen Menschenbild heraus für Menschenwürde und Demokratie – und gegen politischen Extremismus – aufzustehen, so der Speyerer Bischof.

Zusammen hissten Kirchenpräsidentin Wüst und Bischof Wiesemann im Anschluss vor dem Dom die ersten beiden Flaggen der Initiative – viele weitere an den Kirchen, Einrichtungen und Dienstgebäuden in Speyer, in der Pfalz und in der Saarpfalz werden folgen. Teil der Initiative sind zahlreiche Veranstaltungen in der Pfalz und Saarpfalz sowie einer Social Media Kampagne, der sich alle Interessierten anschließen können. In der Domvorhalle gab es zudem eine Mitmachaktion – die Teilnehmenden konnten auf ein Banner schreiben, wofür sie aufstehen. „Toleranz”, „Liebe”, „Hoffnung”, „Frieden”, „Vielfalt”, „Freiheit” oder „Kinderrechte” – das waren nur ein paar der zahlreichen Antworten.

„Glaubst du das?”

Der Veranstaltung voraus ging der ökumenische Gottesdienst zur diesjährigen Gebetswoche für die Einheit der Christinnen und Christen unter dem Motto „Glaubst du das?”, den das Bistum Speyer, die Evangelische Kirche der Pfalz und die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in der Pfalz/Saarpfalz gemeinsam feierten. Dies diesjährige Gebetswoche ist eng mit dem Jubiläum 1.700 Jahre nizänisches Glaubensbekenntnis verknüpft, das bis heute die Christinnen und Christen weltweit verbinde. Bischof Wiesemann äußerte in seiner Begrüßung: „Das darin niedergelegte Bekenntnis zum dreifaltigen Gott begründet eine Einheit im Glauben, die weiterreicht als alles, was unsere Kirchen noch trennt.” Er betonte, dass Glauben mehr sei als nur die Zustimmung zu ausformulierten Bekenntnissen oder vorgegebenen Glaubenswahrheiten. „Glauben ist etwas Existenzielles: Worauf gründe ich mein Leben? Was gibt mir Halt; auch und gerade dann, wenn es um Leben und Tod geht? Glaube ist immer auch eine Entscheidung.”

Die aktuelle Zeit sei, betonte Bischof Wiesemann, von großen Umbrüchen und Unsicherheiten geprägt. „Vor allem die bevorstehende Bundestagswahl ist ein Prüfstein für ein respektvolles Miteinander im Ringen um Lösungen für die großen gesellschaftlichen Fragen. Im Ringen um die Gestaltung einer Gesellschaft, die von der Achtung der Würde jedes Menschen, von Demokratie und Freiheit, von Gerechtigkeit und Solidarität geprägt ist.”

Wüst: „Der nimmermüde Strom schlechter Nachrichten macht uns immer müder.”

Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst widmete sich in ihrer Predigt der Figur des ungläubigen, „verzweifelten und zweifelnden Thomas”. Genau wie Thomas sind auch „wir eine furchtsame und hoffnungsarme Gesellschaft geworden. Mit allen Konsequenzen.” Die Kirchenpräsidentin wurde deutlich: „Die Gläser sind nie halbvoll, in aller Regel sind sie mindestens halb leer. Der nimmermüde Strom schlechter Nachrichten macht uns immer müder. Viel zu viele haben ernsthaft Grund, sich Sorgen zu machen.”

Thomas, der Jesus und seine Auferstehung nicht gesehen, nicht erlebt, nicht erfahren hat, könne es nicht glauben. Auch „wir können es nicht glauben. Jede schlechte Nachricht passt für uns ins Bild, keine gute Nachricht bekommt die Chance, unser Herz zu erreichen. Voller Angst, dass die nächste schlechte Nachricht kommt und uns nur wieder neu an den Rand des Abgrunds führt.”

Auf die „ansteckende Hoffnung” setzen

Kirchenpräsidentin Wüst nahm die Gläubigen gedanklich mit: „Ich sitze neben Thomas und spüre die Dunkelheit. Spüre die Brüchigkeit von Hoffnung, die Zerbrechlichkeit von Zukunft, die Verletzlichkeit von Leben.” Doch wenn es schwerfällt, helfe Gott auf die Sprünge, so Wüst. „Weil er das Kreuz nur deshalb getragen hat, damit wir etwas lernen über die Unerträglichkeit von Kreuzen. Aber eben auch über das Geheimnis der Auferstehung, das uns auferstehen lässt. Aufstehen lässt. Gegen die Kreuze. Und für das Leben.”

Thomas spüre durch die Berührung Gottes eine Veränderung, hin zu einem Menschen mit Rückgrat, offenem Blick und ausgestreckten Händen. „Die mich berühren. Und mit mir all die anderen vor, neben und nach mir. Die Berührung Gottes ist ansteckend, das Leben ist ansteckend. Eines, das den Kreuzen standhält und ihnen etwas entgegenhält.” Es sei wichtig, gemeinsam aufzustehen, für ein Miteinander, in dem keiner auf der Strecke bleibt. In dem jeder wisse und begreife, dass seine Würde unantastbar ist und dass jedes Leben zähle. „Ansteckende Hoffnung. Das ist es, was uns Christinnen und Christen auszeichnet. Weil wir Berührte Gottes sind.”

Neben Diakon Dr. Bishoy Soliman von der koptisch-orthodoxen Gemeinde in Kaiserslautern wirkte zum ersten Mal der Pfarrer der rumänisch-orthodoxen Gemeinde mit Sitz in Ludwigshafen, Constantin Prihoancă, als Gast im Gottesdienst mit. Auch die Kollekte des Gottesdienstes ist für ein Projekt in Rumänien bestimmt. Die Fundatia Crestina Diakonia der reformierten Kirche in Rumänien engagiert sich für Inklusion: Zum einen werden Gemeinden unterstützt, die bauliche und mentale Barrieren abbauen und ihre Arbeit sehr bewusst integrativ gestalten. Zum anderen bietet die Kirche Berufsvorbereitung und -begleitung für Menschen mit Behinderungen an und schafft in eigenen Sozialunternehmen geschützte Arbeitsplätze.

Für die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes sorgte die Evangelische Jugendkantorei der Pfalz unter der Leitung von Jochen Steuerwald sowie Dommusik-Assistent Frederic Beaupoil. Am Gottesdienst wirkten außerdem Dr. Thomas Kiefer (Leiter der Hauptabteilung Seelsorge beim Bistum Speyer), Dompfarrer Matthias Bender, Christine Gölzer (Pfarrerin der Dreifaltigkeitskirche), Anna Werle (stellvertretende Vorsitzende des ACK Südwest) sowie Isabel Faul und Theo Wieder (beide Vorsitzende der Diözesanversammlung) mit.

Spendenkonto:

Stichwort: „Gebetswoche” KhK – FCD Rumänien, Deutschland Ökumenische Centrale
IBAN: DE92 4726 0307 0011 7508 01
BIC: GENODEM1BKC Bank für Kirche und Caritas

Text: Bistum Speyer

Bilder:

– Aktion Aufstehen für Demokratie (6): Bischof Wiesemann und Kirchenpräsidentin Wüst bei einer Mitmachaktion in der Domvorhalle © Klaus Landry

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