Heidelberg / Metropolregion Rhein-Neckar(red/ak) – Vor 80 Jahren wurde das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau befreit: Auf bestialische Art und Weise hatten die Nationalsozialisten allein dort rund 1,3 Millionen Menschen ermordet. Am Jahrestag der Befreiung – Montag, 27. Januar 2025, – gedenkt die Stadt Heidelberg um 18 Uhr mit einer Veranstaltung im Großen Rathaussaal der Opfer des Nationalsozialismus. Nach der Ansprache von Bürgermeisterin Stefanie Jansen sprechen zehn Schülerinnen und Schüler von Heidelberger Schulen mit dem Zeitzeugen Paul Eric Joseph über seine Erinnerungen und Familiengeschichte. Der heute 86-Jährige musste als kleines Kind gemeinsam mit seiner Familie vor den Nazis aus Heidelberg fliehen. Die Geschichte der Flucht hat er in dem von ihm produzierten Dokumentarfilm „Die Würdigung“ aufgearbeitet, der vorab um 16 Uhr kostenlos im Gloria und Gloriette Kino, Hauptstraße 146, zu sehen ist. Bei der Gedenkveranstaltung der Stadt steht Jahr für Jahr eine andere Verfolgtengruppe im Mittelpunkt – in diesem Jahr sind dies die jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger.
Interessierte sind herzlich zur Filmvorführung und zur Gedenkveranstaltung eingeladen. Aufgrund der begrenzten Platzkapazitäten sowohl im Kino als auch im Großen Rathaussaal ist bis Montag, 20. Januar 2025, eine Voranmeldung beim OB-Referat der Stadt Heidelberg per E-Mail an repraesentation@heidelberg.de erforderlich. Die Veranstaltungen können nach vorheriger Anmeldung auch unabhängig voneinander besucht werden.
Flucht aus Heidelberg
Die Vorfahren von Paul Eric Joseph, die Familien Hochherr und Joseph, betrieben ab 1929 eine Tabakfabrik in Heidelberg in der Kaiserstraße 78/Ecke Ringstraße. Ein Jahr nach seiner Geburt musste Joseph gemeinsam mit seiner Familie aufgrund der zunehmenden „Arisierung“ und Verfolgung aus Heidelberg fliehen. Um die Fluchterfahrungen für die Nachwelt aufzuarbeiten, hat er als Erwachsener die Fluchtroute nachvollzogen, mit damaligen Fluchthelferinnen und
-helfern gesprochen und aus den Tagebüchern seines Vaters Informationen für einen Dokumentarfilm gesammelt. Der Film „Die Würdigung“ handelt von der Flucht seiner Familie vor der Deportation über Frankreich und Belgien in die Schweiz. Joseph lebt heute mit seiner Frau Carry in den Niederlanden.
Die an der Gesprächsrunde teilnehmenden Schülerinnen und Schüler haben den Film vorab in ihren Klassen im Unterricht behandelt und auf dessen Grundlage gemeinsam Fragen für die Gesprächsrunde erarbeitet. Moderiert wird diese von dem Historiker Prof. Dr. Frieder Hepp, Leiter des Kurpfälzischen Museums. Schülerinnen und Schüler der Elisabeth-von-Thadden-Schule werden daneben unter der Leitung von Lehrerin Dr. Eva Bernhardt über die Geschichte der Familien Hochherr und Joseph informieren.
Das Konzept für die Veranstaltung wurde von der Stadt Heidelberg in Zusammenarbeit mit der jüdischen Kultusgemeinde und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit entwickelt.
27. Januar: Internationaler Gedenktag
Am 27. Januar gedenken jährlich Menschen weltweit der Opfer des Nationalsozialismus. Dieser Gedenktag wurde im Jahr 1996 vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog ins Leben gerufen. Die Vereinten Nationen haben 2005 den Jahrestag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocausts erklärt. Vor 80 Jahren, am 27. Januar 1945, wurden die Bilder aus dem befreiten Konzentrations- und Vernichtungslager zum unauslöschlichen Zeugnis einer in Gang gesetzten Todesmaschinerie, die erst gestoppt werden konnte, als ihr viele Millionen Menschen zum Opfer gefallen waren – unter ihnen Juden, Sinti und Roma, kranke Menschen, Menschen mit Behinderungen, Homosexuelle, Mitglieder von Glaubensgemeinschaften und politisch Andersdenkende. Sie wurden verschleppt, ausgebeutet, misshandelt und systematisch ermordet. Der Stadt Heidelberg ist die stetige Erinnerung an die Menschen, die unter den Gräueltaten der Nationalsozialisten litten, ein zentrales Anliegen.