Weinheim / Metropolregion Rhein-Neckar – „Denn Heimat ist ein Gefühl“ – Es war ein Auftakt nach Maß, etwas fürs Herz und die Weinheimer Seele. Und wenn es nach Weinheims Oberbürgermeister Manuel Just geht, dann ist das Jahr der Heimattage, die Weinheim im Jahr 2025 für das Land Baden-Württemberg ausrichtet, ein Wendejahr: „Weg von der Krise, hin zur Chance!“ So der Appell des OB im Rahmen seiner Neujahrsansprache in der prall gefüllten Weinheimer Stadthalle am Sonntag. Im Rahmen des Neujahrsempfangs fiel der Startschuss für das Heimattage-Jahr, das gefüllt ist mit Projekten und Veranstaltungen unter dem Weinheimer Heimattage-Motto: „Heimat ist ein Gefühl.“
Manuel Just setzte bei seiner Ansprache zwei Schwerpunkte: Einen wirtschaftspolitischen, in dem er schonungslos auf die aktuell schwierige Lage der Nation einging. Und einem emotionalen, in dem er die Heimattage als Anlass pries, mit dem wieder Zuversicht und Mut einkehrt. Seine rhetorische Frage lautete: „Wer, meine Damen und Herren, sollte es vorleben, wenn nicht die kommunale Ebene, die nah‘ bei den Menschen ist – die mit Ihnen unsere gemeinsame Heimatstadt gestalten möchte.“
Just: „Wir brauchen wieder einen Ruck“
Der OB nahm in einigen Phasen seiner Rede Bezug auf die berühmt gewordene „Ruck“-Rede des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog Ende der 90er-Jahre. Die Gesellschaft sei an einem Punkt angelangt, an dem wieder ein solcher Ruck erforderlich sei. „Wir benötigen Mut, Zuversicht und den Willen zur Veränderung, mehr noch, wir selbst müssen die Veränderung sein“, wünschte sich der Rathauschef. Darüber müsse sich Politik, Verwaltung und Wirtschaft klar sein, aber auch die Bürgerinnen und Bürger.
Und er nannte konkrete Beispiele: „Wir brauchen Hausbesitzer, die ihre Immobilien der Stadt vermieten zur Linderung der Wohnungsnot armer Menschen statt sie leer stehen zu lassen. Wir brauchen Immobilienbesitzer, die bei der Vermietung ihres Ladengeschäftes mit der Miete kulant sind, damit junge Einzelhändler wieder die Innenstädte beleben.
Wir brauchen genau solche Impulse, genau diesen Ruck – und zwar jetzt und in jeder Richtung.“ Die Lage im Land sei „längst nicht mehr komfortabel genug, um Entwicklungen und Entscheidungen destruktiv zu begleiten“, betonte Just.
Vor allem kritisierte er Bürokratie und Überregulierung und zitierte jenen Metzgermeister, der neulich beklagte, er benötige für die schriftliche Dokumentation über die Herstellung einer Wurst länger als für die Herstellung selbst. Er verwies dabei auf die Aufgaben der Kommune: „Diese Situation betrifft uns in der Stadtverwaltung besonders bei unseren Projekten, aber auch bei den unvorhergesehenen Dingen.“ Die Stadt sei dabei nicht selten der Vermittler des Mangels – egal, ob dieser aus der Überregulierung heraus oder aus den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen entstanden ist. Und noch ein Beispiel: „Während wir in weiten Teilen dieser Welt einen halben Arbeitstag aufwenden um den Internetausbau mit Strippenziehen umzusetzen, füllen wir bei uns in der gleichen Zeit vier Stunden Anträge und Formulare aus und sind in der selben Zeit keinen Schritt weiter.“
Die Transformation sei nur mit außergewöhnlichem Einsatz zu schaffen. Und dazu lautet seine klare Meinung: „Lassen Sie uns bitte aufhören zu glauben, dass dies mit einer Vier-Tage-Woche möglich ist!“
„Brauchen Heimattage mehr denn je“
Die Neujahrsansprache stand im Mittelpunkt des Neujahrsempfangs, der den Startpunkt ins Heimattage-Jahr bedeutete. Den Startknopf drückte Just symbolisch gemeinsam mit Ministerialdirektor Rainer Moser aus dem baden-württembergischen Innenministerium und der Heimattage-Projektleiterin Ada Götz. Moser bekannte, dass er das emotionale Heimattage-Motto in der Auftaktveranstaltung sehr gut wiedererkannt habe. Er erklärte: „Die Ausrichtung der Heimattage ist ein Mannschaftssport und undenkbar ohne die ehrenamtliche Unterstützung der unzähligen Helferinnen und Helfer vor Ort. Das ist gelebter gesellschaftlicher Zusammenhalt.“ Heimattage wollten nicht nur ein Fest sein, sondern auch gemeinsam etwas bewegen. Der Ministeriumsvertreter nahm den Ball von OB Just auf und betonte: „Gerade in diesen Zeiten, davon bin ich überzeugt, brauchen wir Formate wie die Heimattage mehr denn je, um uns wieder aufeinander zuzubewegen, ins Gespräch zu kommen und ein echtes Wir-Gefühl entstehen zu lassen.“
Neue Hymne und ein emotionaler Film
Zuvor hatte der Pop- und Jazz-Chor eine eigens für das Jahr komponierte Heimattage-Hymne vorgestellt. Der Refrain lautet: „Weinheim, Weinheim. Schlosspark, Windeck, Wachenburg. Weinheim, Weinheim. Hier gibt’s soviel zu sehn. Weinheim, Weinheim. Hermannshof, Exotenwald. Weinheim, Weinheim. Es lohnt sich hinzugehn.“ Die Melodie wurde von Norbert Thiemel und Michelle Walker komponiert, der Text von Manfred Maser. Besonders emotional ist auch ein Heimattage-Film geworden, in dem ganz unterschiedliche Menschen aus der Weinheimer Stadtgesellschaft auftreten. Produzentin des Films ist die Video-Journalistin Carina Junginger, die in der Pressestelle der Stadt Weinheim arbeitet.
Beim Neujahrsempfang kamen aber auch die traditionellen Programmteile nicht zu kurz. Die Blütenprinzessin Danielle I. nahm aus den Händen des OB symbolisch den Rathausschlüssel entgegen, die Lützelsachsener Weinkönigin Jana Rauh grüßte die Gäste. Die Weinheimer Handwerksinnungen, angeführt von Obmann und Schreinermeister Helge Eidt überreichten wichtige Produkte ihrer Zunft, das Badnerlied ,gespielt von der Stadtkapelle Weinheim, beschloss den offiziellen Teil, der mit einem Umtrunk und dem Heimattage-Wein des Weingutes Raffel ausklang. Im Foyer, wo sich einige Vereine präsentierten, klang der Heimattage-Auftakt bot sich noch eine ganze Weile die Möglichkeit zum Austausch.
Quelle: Stadt Weinheim