Heidelberg / Metropolregion Rhein-Neckar(red/ak) – Der Vielsichten_Beirat des Theaters im Karlstorbahnhof lädt mit einem Residenzprogramm dazu ein, neue Perspektiven in der Kunst zu entdecken und dabei vor allem dem Thema Klassismus entgegenzutreten. Der Choreograf David Kwiek und die Künstlerin Sema Kerey arbeiten im Rahmen des Programms im Dezember und Januar jeweils zwei Wochen lang an neuen Projekten. In öffentlichen Showings geben sie Einblick in ihre Arbeiten.
Den Anfang macht David Kwiek, der sich im Rahmen der Residenz mit den ästhetischen Mitteln des urbanen Tanztheaters mit Klassenstrukturen auseinandersetzt. Mit dem Popping-Stück „Klassenbester” erzählt er von struktureller Diskriminierung, Privilegien, Herkunft und Scham, über den Aufstieg und das Unwohlsein im neuen sozialen Milieu. Gemeinsam mit dem urbanen Tänzer Angelo Berber erprobt er die kulturelle, soziale sowie stilistische Vermischung von Milieus und Tanzsprachen. Das Stück basiert auf dem autobiografischen Essay „Fischfabrik” von Lucy Fricke. Am 19. Dezember um 19 Uhr bietet David Kwiek einen kostenfreien Urban Dance Workshop für alle Interessierten an. Am 22. Dezember um 18 Uhr gibt es zudem ein öffentliches Showing von „Klassenbester” mit anschließendem Publikumsgespräch. Der Eintritt ist frei. Beide Veranstaltungen finden bei InterActions in der Kurfürstenanlage 58, 1. Stock, in Heidelberg statt.
Im Januar erforscht die Künstlerin Sema Kerey im Rahmen der Residenz die Verbindung zwischen Sehnsucht und Klassismus: Wie prägt soziale Ungleichheit unsere Wünsche, und wie kann Sehnsucht helfen, Klassengrenzen zu überwinden? Ausgehend von der Geschichte ihrer alawitischen Arbeiterfamilie aus Antakya, die nach Deutschland migrierte, entsteht eine interaktive Ausstellung mit Filmfragmenten, persönlichen Objekten und performativen Elementen. Die Arbeiten laden dazu ein, eigene Sehnsuchtsgeschichten einzubringen und zeigen, wie Sehnsucht als universelles, zutiefst menschliches Bedürfnis neue Räume für Solidarität und Gemeinschaft schaffen kann. Am 01. Februar um 18 Uhr gibt Sema Kerey im L’Atelier im Action House (Bergheimer Straße 80, 69115 Heidelberg) Einblicke in ihre Residenzarbeit. Neben einer Filmvorführung lädt das interaktive Event „Sehnsucht komm zu Tisch” dazu ein, gemeinsam Erzählungen zu schaffen und sich über die universelle Kraft der Sehnsucht zu verbinden. Auch hier ist der Eintritt kostenfrei.
Der Vielsichen_Beirat des TiK (Theater im Karlstorbahnhof) wurde 2021 gegründet. Menschen mit den unterschiedlichsten Hintergründen engagieren sich im Beirat ehrenamtlich für mehr Vielfalt in der Kulturarbeit. Der Vielsichten_Beirat und sein Residenzprogramm sind gefördert im Rahmen des Förderprogramms »Weiterkommen!« des Zentrums für Kulturelle Teilhabe Baden-Württemberg (ZfKT).