Ludwigshafen / Metropolregion Rhein-Neckar. Der heute erschienene Bertelsmann-Ländermonitor der frühkindlichen Bildungssysteme zeigt auf, dass die Deprofessionalisierung in unseren Kitas voranschreitet. Auch in Rheinland-Pfalz ist der Anteil der Kita-Teams mit einer hohen Fachkraftquote zwischen 2017 und 2023 deutlich gesunken. Neben unzureichender Personalschlüssel beeinflusst auch die Fachkraftquote die Kita-Qualität und hat Auswirkungen auf den Kita-Alltag.
Hierzu Stellungnahme der Kita-Fachkräfteverbände der Bundesländer
Die Kita-Fachkräfteverbände der Bundesländer verurteilen die voranschreitende Aufweichung und Absenkung fachlicher und qualitativer Kita-Standards, die der aktuell erschienene Ländermonitor der frühkindlichen Bildungssysteme belegt. Als Fachkräfte aus der Kita-Praxis erleben wir täglich, welche Auswirkungen eine
unzureichende pädagogische Qualität auf das Wohlergehen und die Entwicklung der Kinder hat.
In den ersten Lebensjahren eines Kindes werden die Grundlagen in allen Entwicklungsbereichen gelegt. Rahmenbedingungen, die nicht entwicklungsförderlich sind, sind entwicklungsgefährdend. Dazwischen gibt es nichts. Die Aufrechterhaltung der Betreuungszeiten darf nicht auf Kosten des körperlichen, psychischen und geistigen Kindeswohls priorisiert werden. Es ist fachlich unumstritten, dass zu wenig Personal, fehlende fachliche Kompetenz sowie ein häufiger Wechsel der Bezugs- und Betreuungspersonen für junge Kinder eine große Belastung darstellen. Das Management großer heterogener Kindergruppen und eine sinnvolle pädagogische Gestaltung des Kita-Alltags erfordern pädagogische, entwicklungspsychologische und frühpädagogische Kenntnisse und Fertigkeiten und damit eine qualitativ hochwertige Ausbildung. Das Recht des Kindes auf Bildung, Erziehung und seinem Entwicklungsstand angemessene Betreuung beinhaltet weit mehr, als dass Kinder nach einem langen Kita-Tag satt, sauber und unverletzt abgeholt werden. Familien und der Wirtschaft ist nur kurzfristig geholfen, wenn eine mangelnde Betreuungsqualität zwar verlässlichere Öffnungszeiten ermöglicht, aber zu Entwicklungsdefiziten und Auffälligkeiten auf Seiten der Kinder führt.
Diese Entwicklung ist bereits heute bittere Realität, wie Schulabbrecherquoten, Pisa-Ergebnisse und andere Vergleichsstudien, wissenschaftliche Studien von Frühpädagogen und Pädagoginnen, aber auch Berichte von Kinderärzten und Ärztinnen oder Daten der Krankenkassen deutlich belegen. Gesellschaftliche Probleme wie Fachkräftemangel und Arbeitsbedingungen, welche die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erschweren, dürfen nicht auf dem Rücken der Kinder ausgetragen werden und prekäre Betreuungsverhältnisse rechtfertigen.
Wir fordern deshalb Politik und Wirtschaft dazu auf, die Arbeitswelt so zu gestalten, dass Eltern mit den Betreuungszeiten zurechtkommen, welche die Kitas aktuell leisten können.
Quelle – Verband KiTa-Fachkräfte Rheinland-Pfalz