Weinheim/Metropolregion Rhein-Neckar – Mit einem neuen Bücherregal an der Friedrich-Realschule wird Lesen nicht nur
gefördert, sondern auch greifbar gemacht. Ab sofort steht den Schülerinnen
und Schülern ein frei zugängliches Regal voller Bücher zur Verfügung – eine
unkomplizierte Möglichkeit, sich Bücher auszuleihen, mit nach Hause zu
nehmen und nach dem Lesen wieder zurückzubringen. Das Konzept ist
einfach: Wer ein Buch entdeckt, das ihn oder sie interessiert, kann es sofort
mitnehmen. Das Besondere: Das Regal wächst durch Spenden.
Mit diesem Projekt möchte die Schule die Freude am Lesen stärken und einen
wichtigen Beitrag zur Förderung der Lesekompetenz leisten – einer Fähigkeit,
die nach neuesten Studien stärker in den Fokus der Bildung rücken muss.
Lesekompetenz: Eine zentrale Baustelle im Bildungssystem
Zahlreiche Studien, darunter die PISA-Ergebnisse und der OECD-Bericht zur
Lesekompetenz 2023, zeigen: Die Lesefähigkeiten von Schülerinnen und
Schülern sind in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen. Insbesondere
die Covid-19-Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen im
Schulbetrieb haben die Situation verschärft. Gleichzeitig belegen Forschungen
wie die Hattie-Studie „Visible Learning“, dass Lesekompetenz eine der
wichtigsten Grundlagen für schulischen und beruflichen Erfolg darstellt. Die
Hattie-Studie zeigt, dass die Qualität des Leseunterrichts sowie gezielte,
lesefördernde Maßnahmen einen erheblichen Einfluss auf den Lernerfolg
haben.
Lesen unterstützt nicht nur die Sprachentwicklung, sondern fördert auch das
kritische Denken, die Konzentrationsfähigkeit und das Verständnis komplexer
Zusammenhänge. Besonders wirkungsvoll sind laut Hattie Studienansätze, die
auf Selbstwirksamkeit und intrinsische Motivation abzielen – etwa durch
eigenständige Buchauswahl und die Möglichkeit, Lesefortschritte selbst zu
steuern. Hier setzt das Bücherregal der Friedrich-Realschule an, das den
Zugang zu Literatur niederschwellig und frei gestaltet.
Literatur als Schlüssel zur Welt
Das offene Bücherregal ist nicht nur ein Ort, an dem Schülerinnen und Schüler
ihre Lesefähigkeiten verbessern können, sondern auch ein Raum, der zur
Entdeckung neuer Interessen und Perspektiven einlädt. Die Idee: Bücher
nehmen, lesen, wiederbringen – und vielleicht ein neues Lieblingsbuch finden.
Gleichzeitig lebt das Projekt von der aktiven Beteiligung der
Schulgemeinschaft, etwa durch das Einbringen eigener Bücher. So wird das
Regal zu einem Spiegel der vielfältigen Interessen und Vorlieben der
Schülerinnen und Schüler.
„Lesen fördert nicht nur das Verständnis für Texte, sondern auch das
Verständnis für die Welt“, erklärt Julia Adelmann, Jahrgangskoordinatorin
Klasse 5/6. Tatsächlich unterstreicht die Hattie-Studie, dass der Zugang zu
Büchern und die Möglichkeit, selbstständig Entscheidungen zu treffen, die
intrinsische Motivation und damit die Lernleistung nachhaltig verbessern
können. Das Bücherregal bietet genau diesen Zugang und schafft so eine
Win-win-Situation für alle Beteiligten.
Vorlesen: Ein unterschätzter Schlüssel zur Leseförderung
Neben dem freien Lesen spielt auch das Vorlesen eine zentrale Rolle bei der
Förderung von Lesekompetenz – und das nicht nur bei jüngeren Kindern.
Studien zeigen, dass das Vorlesen sowohl die Konzentrationsfähigkeit als
auch die emotionale Bindung an Bücher stärkt und die Fantasie anregt.
Insbesondere das gemeinsame Erleben von Geschichten weckt bei
Schülerinnen und Schülern die Lust am Lesen und bietet gleichzeitig die
Möglichkeit, Lesemodelle zu erleben.
Aus diesem Grund haben die Lehrkräfte der Friedrich-Realschule eine
besondere Aktion für die Weihnachtszeit ins Leben gerufen: Vor
Unterrichtsbeginn wird in einer gemütlichen Atmosphäre vorgelesen. Alle
interessierten Schülerinnen und Schüler sind eingeladen, den Geschichten zu
lauschen. Diese Initiative soll die besinnliche Zeit des Jahres nutzen, um die
Freude an Geschichten und Literatur zu fördern – und gleichzeitig eine
gemeinsame Auszeit im oft hektischen Schulalltag zu schaffen.
Mit dem Bücherregal und weiteren Initiativen wie dem Vorlesen zeigt die
Friedrich-Realschule, wie Leseförderung kreativ und nachhaltig in den
Schulalltag integriert werden kann. Denn: „Wer liest – oder vorgelesen
bekommt – hat die Chance, die Welt aus neuen Perspektiven zu entdecken“,
so Schulleiter Daniel Besier.
Quelle: Friedrich-Realschule Weinheim