Ludwigshafen / Metropolregion Rhein-Neckar. In der Ortsbeiratssitzung im Oktober stellte die Stadtverwaltung erneut die Pläne von 2020 zur Erschließung und Entwicklung eines Neubaugebiets im Rheingönheimer Kappes vor.
Die Bürgerinitiative Rheingönheim zeigt sich schockiert über das rücksichtslose Vorgehen der
Verwaltung, ein bereits damals aus gutem Grund abgelehntes Gebiet erneut ausweisen zu wollen.
Der enge Zeitplan lässt vermuten, dass das Vorhaben noch vor Jahresende durch alle Gremien
„gepeitscht“ werden soll.
Angesichts der ohnehin schon angespannten Lage – fehlende Schul- und Kitaplätze, hohe Verkehrsbelastung und eine insgesamt marode Infrastruktur – gleicht dieser erneute Vorstoß der Stadt einem Angriff auf das Wohl der Rheingönheimer Bürger. Die strukturellen Probleme, die durch die Entwicklung des Neubaugebiets Neubruch vor über 20 Jahren entstanden sind, wurden bis heute nicht gelöst, sondern kleingeredet.
„Während in anderen Städten gezielt gegen Leerstand vorgegangen wird, träumt man in Ludwigshafen von immer neuen Baugebieten. Ludwigshafen ist bereits die höchstversiegelte Stadt Deutschlands – jeder weitere Quadratmeter ist einer zu viel“, so Jasmin Fernbach von der Bürgerinitiative. Die Stadt Ludwigshafen hat aktuell eine Wohnungsleerstandsquote von 3,24 %.
„Hier in Rheingönheim kennt jeder von uns Immobilien, die seit Jahren leer stehen. Die Stadt hätte
durchaus die Möglichkeit, hier nutzbaren Wohnraum zu schaffen.“
Im Gebiet Neubruch stehen weiterhin freie Flächen zur Verfügung, ebenso in der Erweiterung Sommerfeld. Ein Baulückenkataster, wie es in anderen Städten existiert, gibt es in Ludwigshafen nicht. Dem Bereich Stadtentwicklung ist in der Innenstadt gerade einmal eine Baulücke bekannt – konkrete Zahlen werden allerdings nicht erhoben.
Für Florian Katzer von der Bürgerinitiative ist das völlig unzureichend: „Anstatt sich wie andere
Städte ernsthaft mit der Thematik auseinanderzusetzen und vorhandenen Wohnraum nutzbar zu machen, scheut die Stadt Konflikte und träumt stattdessen im Stil der 1980er-Jahre von weiterer Flächenversiegelung und neuen Baugebieten im Grünen für Besserverdienende. Dabei nimmt man in Kauf, unwiederbringlich wichtige Frischluftschneisen zuzubauen, Naherholungszonen sowie wertvollen Lebensraum für Pflanzen und Tiere zu zerstören und lokale Landwirtschaftsstrukturen zu schädigen.“
Laut Katzer befinden sich die besten landwirtschaftlichen Böden oft im direkten Umfeld von Siedlungen, da historisch dort gesiedelt wurde, wo der Boden am fruchtbarsten war.
„Wir wollen, dass alle Menschen in Rheingönheim auch in Zukunft noch durchatmen können.“ Die Bürgerinitiative fordert daher, die Planung neuer Baugebiete auf Rheingönheimer Gemarkung endgültig einzustellen und die schon lange vom Land Rheinland-Pfalz und der Stadt als schützenswert eingestuften Flächen endlich unter Landschaftsschutz zu stellen.
Rheingönheim darf nicht weiter überbelastet werden. Es müssen zukunftsfähige Lösungen
erarbeitet werden, die keine weiteren Flächen versiegeln und unwiederbringlich zerstören. In Ludwigshafen muss immer an allem gespart werden – offenbar aber nicht an Flächenversiegelung! Das ist inakzeptabel und muss gestoppt werden!
Für die Bürgerinitiative,
Andreas Mattern (Sprecher)