Landau/Metropolregion Rhein-Neckar. Früher sprach man von ihr als der „Königin der Feldfrüchte“: die Zuckerrübe. „Heute ist der Anbau der knolligen Feldfrucht zwar für Landwirtinnen und Landwirte weiter attraktiv, allerdings mit einigen Risiken und neuen Herausforderungen verbunden, wie ich vor Ort erfahren habe“, so Landrat Dietmar Seefeldt nach einem Besuch bei der Zuckerrüben-Abfuhr im Bereich Offenbach und Herxheim. Dort hatte er sich ein Bild von der diesjährigen Ernte gemacht und sich mit Landwirten ausgetauscht. Thomas Knecht aus Herxheim, 1. stellvertretender Vorsitzender des Verbands der Hessisch-Pfälzischen Zuckerrübenanbauer e.V., berichtete von der Schilf-Glasflügelzikade, einem Insekt, das es sich auf immer mehr Feldern in der Südpfalz gemütlich gemacht habe. Es vermehre sich an geeigneten Wirtspflanzen im Boden und gefährde durch ein Bakterium, das es trägt, immer mehr Kulturen. Darunter Zuckerrübe, Kartoffel, Karotte, Rote Bete und Sellerie. Auslösen kann das Bakterium nämlich die Erkrankung „SBR“ (Syndrome Basses Richesses = Syndrom der niedrigen Zuckergehalte). Auch das Stolbur-Phytoplasma, ein anderes Bakterium, das von der Schilf-Glasflügelzikade übertragen wird, wirkt sich inzwischen auf den Feldern an der SÜW aus. Es führt zu massiven Schädigungen der Rüben und zu hohen Ertragsverlusten. „Die Rübenwurzeln sind dann nicht mehr schön knackig, sondern gummiartig“, zeigte Knecht das Problem anhand einer aus dem Boden gezogenen Frucht auf.
„Wenn die Situation sich weiter verschlechtert, ist der Rübenanbau in der Südpfalz gefährdet“, resümierte Karl-Friedrich Junker, SÜW-Kreisvorsitzender des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd e.V. „Durch die massive Ausbreitung der Schilf-Glasflügelzikade und die Erweiterung ihres Wirtspflanzenspektrums ist der Anbau der betroffenen Kulturen in Gefahr“, warnte auch Thomas Knecht. Der Verband der Hessisch-Pfälzischen Zuckerrübenanbauer e.V. habe sich daher bereits seit längerem in großen Innovationsprojekten mit einer Reihe namhafter Institutionen und öffentlichen Beratungsstellen zusammengeschlossen, um dieser „größten Bedrohung des europäischen Zuckerrüben- und Kartoffelanbaus“ Herr zu werden.
An der Südlichen Weinstraße bauen 92 Betriebe noch Zuckerrüben an. Im vergangenen Jahr haben sie circa 110.000 Tonnen Rüben in das Südzucker-Werk in Offstein gefahren. Eine genau geplante Logistik ist dazu notwendig: Zunächst ernten sogenannte Rodegemeinschaften, in denen sich die Anbauer zusammengeschlossen haben, die Rüben mit dem Vollernter ab, dann macht eine der drei in der Transportgruppe Pfalz vorhandenen Rübenreinigungslader, der sogenannten „Mäuse“, an dem entsprechenden Feld Station. Diese imposante Maschine reinigt und verlädt die Rüben, die in großen Haufen – den „Mieten“ – am Feldrand aufgesetzt sind, auf 40-Tonner-Lkw. Wetter, Feiertage und natürlich die Reife der Rüben verlangen in jedem Jahr einen neuen Zeit- und Fahrplan entlang bestimmter Routen über die Felder an der Südlichen Weinstraße. Das muss genau vorbereitet sein, erläuterte Wolfgang Roth, Regionsleiter der Transportgruppe: „Die Logistik muss stimmen. Aber auch kurzfristiges Umentscheiden gehört dazu, zum Beispiel, wenn wegen Nässe an einer Stelle nicht aufgeladen werden kann.“