Landau/Metropolregion Rhein-Neckar. Der Landkreis Südliche Weinstraße wird seine Bildungslandschaft weiterentwickeln – SÜW wird zur sogenannten Bildungskommune. Das Bundesbildungsministerium unterstützt dieses Vorhaben finanziell. Mario Brandenburg, Parlamentarischer Staatssekretär in diesem Ministerium und selbst Südpfälzer, überbrachte die frohe Kunde und den symbolischen Scheck Ende Oktober ins Kreishaus SÜW: 307.112,40 Euro gibt Berlin aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) für das Bildungskommune-Projekt des Landkreises. Staatssekretär Brandenburg berichtete, dass es in Rheinland-Pfalz derzeit fünf solcher Bildungskommunen gebe. „Und wenn eine davon in der Südpfalz ist, macht mich das besonders stolz – dann komme ich natürlich auch persönlich vorbei.“ Er erklärte den Mehrwert, der über das Projekt Bildungskommune erreicht werden kann: „Wir haben in den Kommunen oftmals schon alles, um lebenslanges Lernen möglich zu machen. Es muss aber auch zusammengeführt werden, was zusammengehört. Durch die enge Zusammenarbeit aller Bildungseinrichtungen schaffen wir die Basis für eine zukunftsfähige, chancengerechte und vielfältige Bildungslandschaft für jede Bürgerin und jeden Bürger.“ Die zahlreichen Akteure, die Bildungsangebote vorhielten, gelte es, zu vernetzen, die Daten über die Angebote zu digitalisieren und einen zentralen Zugang zu diesen Daten zu schaffen. Landrat Dietmar Seefeldt betonte: „Wir haben eine hervorragende Kreisvolkshochschule und eine hervorragende Kreismusikschule. Auf diesen beiden starken Säulen baut unser Ziel der Bildungskommune auf.“ Die Vorbereitungen liefen über zwei Jahre, der Landkreis habe sich seit längerem darum bemüht, Bildungskommune zu werden, und nun konnten die entsprechenden Fördermittel erfolgreich eingeworben werden.
Ein Projekt der kvhs
Monika Kukyte, Leiterin der Kreisvolkhochschule (kvhs), betonte: „Die kommunale Bildungslandschaft zeichnet sich durch einzelne herausragende Institutionen und Einrichtungen aus. Es bestehen auch erfolgreiche Kooperationen. Grundsätzlich herrscht aber eine große Fragmentierung in allen Bereichen, durch die Informationsverluste entstehen können. Auch die Daseinsvorsorge im Bereich des lebenslangen Lernens leidet darunter.“ Die Beteiligung am Projekt Bildungskommune soll der erste Schritt sein, diese Lücken zu schließen. Die Volkshochschule sei grundsätzlich gut geeignet, so Kukyte, ein solches Projekt zu steuern, da sie ohnehin die Bildungstrends – in den 1990er Jahren zum Beispiel EDV-Kurse, seit 2015 auch Sprachkurse für neu in Deutschland Angekommene – verfolge und Synergien erreichen wolle.
Auch die Musikschule ist an Bord
Neben der kvhs wird auch die Kreismusikschule SÜW (KMS) an dem Projekt beteiligt sein. Ein Referent oder eine Referentin für kulturelle Bildung wird im Rahmen des Projekts eingestellt werden und für diesen Baustein verantwortlich zeichnen. Bereits jetzt herrscht hohe Nachfrage am bestehenden Musikschulangebot in Ganztagsschulen und im Bereich des lebenslangen Lernens. Menschen jeden Alters können an der KMS lernen. Sie bietet Kurse für die Jüngsten – frühkindlichen Bildung – und die Ältesten der Gesellschaft, zum Beispiel Veeh-Harfen-Gruppen. Innerhalb des Projekts Bildungskommune soll durch die Musikschule des Kreises ein Netzwerk mit möglichst vielen Akteuren aus dem Bereich Kultur und Kulturelle Bildung aufgebaut werden, das für Kooperationen aus allgemeinbildenden Schulen und weiteren Einrichtungen zugänglich gemacht werden soll. Übrigens soll für alle Bausteine des Projekts – kulturelle Bildung, Integration und Fachkräftesicherung – eine Internetplattform eingerichtet werden, die es Interessierten einfacher macht, an gewünschte Kooperationsstellen und Anbietenden zu gelangen. Zudem werden Angebot und Nachfrage mithilfe einer digital gestützten Datenbank evaluiert und gegebenenfalls im Laufe des Projekts optimiert. Thomas Weiland, stellvertretender Leiter der KMS, berichtet: „Die Vernetzung in der Region hat bereits jetzt einen hohen Stellenwert für uns als Kreismusikschule. Wir sind schon der größte Kooperationspartner im Bereich Kultur für die Ganztagsschulen und Kitas der Region und erhalten entsprechend viele Anfragen.“ Als zentraler Teil der Bildungskommune werde die Rolle der KMS in der kommunalen Bildungslandschaft noch wichtiger und könne zudem eine bessere Verbindung zu anderen Sparten wie darstellende Kunst, Theater, Tanz, und mehr schaffen, so Weiland. Auf die Arbeit in diesem neuen Netzwerk freue er sich schon sehr.
Das hat der Landkreis SÜW als Bildungskommune vor:
• Unter Beteiligung möglichst aller relevanten Bildungsakteure sowie der Bürgerinnen und Bürger im Landkreis ein Bildungsleitbild
für den Landkreis entwickeln.
• Eine institutionalisierte Vernetzung der Bildungslandschaft im Rahmen eines Bildungsbeirats erreichen.
• Konzentration auf die Bereiche Integration, Fachkräftesicherung und Kultur in der ganzen Spanne des lebenslangen Lernens.
• Das Instrument des Bildungsmonitorings einführen, damit zukünftige Entwicklungen und Entscheidungen im Bildungsbereich verstärkt
datenbasiert erfolgen können.
• Eine zentrale Online-Plattform aufbauen, auf der alle relevanten Informationen zu Bildungsfragen und Angeboten gebündelt dargestellt sind: von Bildungsprofilen der einzelnen Kitas oder Einschulungsinfos für Kinder, die bis jetzt ihre Schullaufbahn im anderen Bundesland durchlaufen hatten, über Fördermaßnahmen im Ganztagsangebot, bis hin zu Qualifizierungsangeboten für Menschen im Berufsleben und Angeboten in der Allgemeinbildung in Museen, Vereinen und so weiter.
Für die Umsetzung dieser ehrgeizigen Ziele sollen im Rahmen des Projekts folgende Stellen geschaffen werden: eine 50-Prozent-Stelle im Bereich Integration, eine 75-Prozent-Stelle im Bereich Bildungsmonitoring und Fachkräftesicherung sowie eine 60-Prozent-Stelle als Bildungsreferent/in für den Bereich Kultur. Hintergrund: Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert in der Förderperiode 2021 bis 2027 des Europäischen Sozialfonds (ESF) die weitere Entwicklung des datenbasierten Bildungsmanagements in den Kreisen und kreisfreien Städten in Deutschland. Ein thematischer Schwerpunkt des neuen ESF Plus-Programms „Bildungskommunen“ ist die Etablierung digital-analog vernetzter Bildungslandschaften für das lebensbegleitende Lernen. Bildungskommunen wählen darüber hinaus spezifische thematische Schwerpunkte, zum Beispiel im Bereich der kulturellen Bildung, der Demokratiebildung/politische Bildung, der Bildung für Nachhaltige Entwicklung, der Fachkräftesicherung/Bildung im Strukturwandel, der Integration durch Bildung oder der Inklusion.
Quelle
Foto: KV SÜW