Viernheim/Kreis Bergstraße/Metropolregion Rhein-Neckar. Die Stadt Viernheim erinnert am Samstag, den 9. November 2024, um 18 Uhr in der KulturScheune Viernheim, Wasserstraße 20, an die Reichspogromnacht 1938 und lädt alle Bürgerinnen und Bürger ein, gemeinsam der Opfer zu gedenken. In der Pogromnacht 1938 wurden im damaligen “Dritten Reich” auf Anweisung der NS-Machthaber jüdische Geschäfte zerstört, Synagogen niedergebrannt und Juden misshandelt und getötet. 86 Jahre später, mit dem Massaker der Hamas in Israel im letzten Jahr, stellt der Antisemitismus wieder eine massive Bedrohung der Gesellschaft und des friedlichen Zusammenlebens in Deutschland dar. Unter dem Titel „Eine Entladung von Hass“ – Jüdische Erfahrungen mit Antisemitismus nach dem 7. Oktober 2023, werden Themen des diesjährigen Gastbeitrags der städtischen Gedenkveranstaltung sein. Über die zahlreichen tätlichen Übergriffe auf Jüdinnen und Juden in Deutschland wird in den Medien viel berichtet. Doch aus dem Blick geraten häufig die alltäglichen, teilweise subtilen antisemitischen Anspielungen und Kommentare, mit denen Jüdinnen und Juden vermehrt seit dem 7. Oktober 2023 konfrontiert werden. Physische Gewalt ist nur die Spitze des Eisbergs. Sie ist das Resultat von alltäglichem Hass und alltäglicher Hetze auf deutschen Straßen, in den sozialen Netzwerken, an Schulen, Universitäten und in der Nachbarschaft. Inwieweit stellt der 7. Oktober 2023 eine Zäsur für Jüdinnen und Juden dar? Was hat sich seither konkret verändert? Was bedeutet das „laute Schweigen“ der Mehrheitsgesellschaft angesichts des alltäglichen Hasses?
Diesen Fragen wird sich Gastrednerin Jessica Hösel, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin an der Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg, im Rahmen der Gedenkveranstaltung widmen. In ihrem Vortrag stellt sie die Befunde einer qualitativen Interviewstudie vor, welche sie gemeinsam mit der Rabbinerin Dr. Ulrike Offenberg unter der Leitung von Rabbinerin Prof. Dr. Birgit Klein im Rahmen des Forschungsnetzwerks Antisemitismus im 21. Jahrhundert (FoNA21) von 2021 bis 2024 durchgeführt hat. Insgesamt 46 Interviewpartner wurden hierfür befragt. Das Forschungsnetzwerk Antisemitismus im 21. Jahrhundert wurde im Rahmen des Förderprogramms „Aktuelle Dynamiken und Herausforderungen des Antisemitismus“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gegründet. Es begleitet zehn Verbundprojekte, die sich aus unterschiedlichen Perspektiven und Fragestellungen der Erforschung der Ursachen und Hintergründe der gegenwärtigen Erscheinungsformen des Antisemitismus in Deutschland widmen.
Aktuell schreibt Hösel, die in Freiburg im Breisgau geboren ist und in Heidelberg lebt, an ihrer Promotion zum Thema Rechtsextremismus/Antisemitismus. Die Veranstaltung wird von dem jüdischen Religions- und Kulturverein Viernheim „Schalom“, dem „Viernheimer Appell“ und dem Viernheimer Forum der Religionen mitgetragen. Die Gedenkstunde wird von der Städtischen Musikschule Viernheim musikalisch begleitet. Der Zugang zur KulturScheune ist sowohl über die Wasserstraße als auch über den Satonévri-Platz möglich. Parkmöglichkeiten befinden sich in der Tiefgarage des Hallenbades.
Für Rückfragen steht das Museumsteam unter der E-Mail-Adresse museum@viernheim.de oder telefonisch unter 06204 – 988-173 gerne zur Verfügung.