Speyer/Metropolregion Rhein-Neckar – Die Sonne schafft es nicht durch den nebelverhangenen Oktoberhimmel. Aber das Speyerer Priester- und Pastoralseminar St. German bezieht dennoch Strom aus seiner nagelneuen Photovoltaik-Anlage. Am 31. Oktober ging sie ganz offiziell in Betrieb. Seite 17. September ist sie aber schon am Netz. „Seit damals haben wir 7000 Kilowattstunden Strom erzeugt. Etwa 6000 Kilowattstunden benötigen wir für unser Haus im Monat. Das ist eine ganz erfreuliche Bilanz“, sagt Verwaltungsleiter Dirk Wittmann. „Trotz Herbstwetter konnte damit unser Strombedarf gedeckt werden.“ – „Das ist stets das Ziel einer solchen Anlage: Soviel wie möglich vom Eigenbedarf decken“, ergänzt Thilo Orth, der im Bischöflichen Bauamt Speyer als Fachplaner für Technische Gebäudeausrüstung tätig ist.
Zur Segensfeier mit Inbetriebnahme begrüßte Seminarrektorin Tatjana Blumenstein unter anderem Generalvikar Markus Magin. Denn die Idee zur Errichtung einer Photovoltaikanlage wurde bereits 2022 vom seinerzeitigen Regens Magin und Verwaltungsleiter Wittmann dem Verwaltungsrat vorgestellt. Durch den gestiegenen Gaspreis und die Unsicherheiten am Gasmarkt sollte eine Alternative zum bestehenden Blockheizkraftwerk geschaffen werden. Der Markt war zu dieser Zeit schwierig, die Anbieter ausgelastet, sodass erst 2023 eine Firma gefunden wurde, die dieses Projekt umsetzen konnte. Anfang 2024 beschloss der Verwaltungsrat die Umsetzung, die in der Folge gemeinsam mit dem Bischöflichen Bauamt begann. Von August bis September 2024 wurde die Anlage errichtet und ging Mitte September ans Netz. Netzbetreiber sind die Stadtwerke Speyer, mit denen auch gemeinsam zwei E-Ladesäulen auf dem Parkplatz des Seminars errichtet wurden.
„Ich freue mich, dass heute der Schlusspunkt unter diese Idee gesetzt werden“, betonte Generalvikar Magin, der mit dem kirchlichen Segen die Anlage offiziell in Betrieb nahm. Bei dem Segen ginge es nicht darum, der PV-Anlage eine Optimierung zu verpassen. „Der Segen ist die Zusage Gottes, dass die Menschen, die hier arbeiten, lernen und tagen, es im Guten tun können.“ Die PV-Anlage sei natürlich zunächst eine technische Errungenschaft. „Aber zugleich ist es ein Zeichen der Hoffnung, das wir als Kirche bewusst setzen.“ Es gelte, die „Zeichen der Zeit“ zu erkennen, die laut Papst Franziskus vor allem auch „Zeichen der Hoffnung“ sein sollten.
Regens Franz Vogelgesang dankte bei der Feier vor allem der ausführenden Firma Wirsol aus Waghäusel für die schnelle Umsetzung. „Sie haben das ganz schnell durchgezogen. Das ging ruckzuck über die Bühne.“ Das Unternehmen hat seit vielen Jahren Erfahrungen mit kirchlichen Projektpartnern, etwa mit Solarparks im Badischen oder mit der Ausstattung kirchlicher Gebäude mit Solarenergie-Anlagen. „2005 haben wir im badischen Wiesental das erste Pfarrzentrum mit einer PV-Anlage ausgerüstet“, sagt Wirsol-Geschäftsführer Johannes Groß. Und sogar im Heiligen Land hat Wirsol ein Gemeindezentrum sowie die Universität in Betlehem mit PV ausgestattet. Mit Blick auf das Speyerer Priesterseminar sprach Groß von einer „ästhetischen Anordnung der PV-Module“. Außerdem überreichte er Generalvikar Magin einen Spendenscheck über 1500 Euro zu Gunsten von Hilfsprojekten im Heiligen Land.
Die Photovoltaik-Anlage des Bischöflichen Priesterseminares Sankt German in Speyer zählt genau 222 Module.
Zusammen kommen sie auf eine Fläche von 444 Quadratmeter. Für Regens Vogelgesang ist das mehr als ein netter Zufall: „Wer sich mit dem Dom auskennt, weiß, dass dieser 444 römische Fuß lang ist“, berichtete der Domkapitular schmunzelnd. „Die Vier ist eine symbolische Zahl, die fürs Irdische steht.“ Die Module kommen auf je 410 Watt-Peak und, die Anlage erzeugt so eine Gesamtleistung von 91,02 Kilowatt-Peak. Wie Verwaltungsleiter Wittmann sagte, ergebe eine Laufzeit von rund einem Monat zwar noch keine aussagekräftigen Durchschnittswerte, aber er sei zuversichtlich, dass zum Beispiel in den ertragreichen Sommermonaten ein deutlicher Überschuss an Strom entsteht – welcher dann in das allgemeine Stromnetz eingespeist werden kann. „Es gibt bereits Ideen das Priesterseminar noch nachhaltiger zu gestalten, indem beispielsweise die nicht direkt verbrauchte Energie der Photovoltaikanlage zur Warmwassererzeugung genutzt wird“, wagt Verwaltungsleiter Wittmann einen Blick in die Zukunft.
Das Priester- und Pastoralseminar am Rande der Domstadt Speyer, mit Blick auf den altehrwürdigen Kaiserdom, setzt sich für alle Belange einer nachhaltigen und umweltbewussten Nutzung der ihm zur Verfügung stehenden Ressourcen ein. Mit dem Umweltmanagementsystem EMAS und der aktiven Mitwirkung aller Mitarbeitenden möchte es zu einer ökologisch verantworteten Entwicklung am Standort Speyer beitragen.
Das seit 1958 bestehende Priester- und Pastoralseminar St. German dient als Ausbildungsstätte der künftigen pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ist zugleich ein modernes Tagungshaus – und Übernachtungshaus für kirchliche und nichtkirchliche Gruppen.
Weitere Informationen:
www.priesterseminar-speyer.de
www.wirsol.de
Text: Pilger, Fotos: Landry/Pilger