Ludwigshafen / Metropolregion Rhein-Neckar. Der aktuelle Konjunkturbericht der Industrie- und Handelskammer (IHK) für die Pfalz zeichnet ein düsteres Bild von Lage und Stimmung in der Pfälzer Wirtschaft. Die Herausforderungen und Krisen der letzten Jahre legen die Schwächen des Standortes Deutschland schonungslos offen. Die Unternehmen bewegen sich zwischen Stagnation und Rezession; eine Wiederbelebung der Konjunktur ist vorerst nicht in Sicht.
Albrecht Hornbach, Präsident der IHK Pfalz, sieht die Politik in der Pflicht: „Die politisch Verantwortlichen müssen jetzt handeln und die dringend notwendigen Strukturreformen endlich angehen – weniger Bürokratie, Sozialsysteme zukunftssicher aufstellen, Umschichtung der knappen Hausmittel in Richtung Innovation, Bildung und Infrastruktur.“ Die Wachstumsinitiative der Bundesregierung und Bürokratie-Abbau-Paket der Landesregierung enthalten sinnvolle Maßnahmen. „Diese waren überfällig und müssen nun umgehend umgesetzt werden, reichen aber nicht aus“, so Hornbach. Wenn immer mehr Unternehmen davon sprechen, Standorte ins Ausland zu verlagern oder ihre Betriebe zu veräußern oder ihren Betrieb ganz aufzugeben, zeige das deutlich, dass die Politik das Thema nicht einfach aussitzen könne. Auch die steigende Zahl an Unternehmensinsolvenzen sei ein Warnsignal.
Der Konjunkturklimaindex hat um zehn Punkte nachgegeben und liegt jetzt bei 79 Punkten. Die Wachstumsgrenze ist bei 100 Punkten erreicht. Ruth Scherer, Konjunkturexpertin bei der IHK Pfalz: „Dieser Rückgang zieht sich durch alle Wirtschaftsbereiche, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß.“ So sei der Index im Dienstleistungsgewerbe nur um 5 Punkte zurückgegangen, im Handel hingegen um 17 Punkte. Der Index im Gastgewerbe sinkt im Herbst zwar häufig. „Ein Rückgang um 21 Punkte ist aber außergewöhnlich“, betont Scherer. Als die größten Risiken für die Geschäftsentwicklung schätzen die Unternehmen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, die Arbeitskosten, die Energie- und Rohstoffpreise sowie die Entwicklung des Inlandsabsatzes ein. Diese Risiken liegen bei den Antworten nahezu gleichauf.
Industrie
Das Geschäftsklima in der Industrie setzt seine Talfahrt weiter fort: 40% stufen ihre Lage inzwischen als „schlecht“ ein. Auch bei den Geschäftserwartungen befürchten 29% eine weitere Verschlechterung. Dazu trägt auch das Auslandsgeschäft bei: Nur 6% rechnen hier mit einer Belebung, fast 30% dagegen mit einem Rückgang. Entsprechend gering ist die Investitionsneigung: Nur 17% wollen ihre Budgets erhöhen. Von Personalabbau spricht ein Viertel der befragten Unternehmen.
Handel
Im Vergleich zur letzten Umfrage haben sich die Geschäfte im Handel verschlechtert: Nur 11% nennen ihre Lage „gut“, 38% dagegen „schlecht“. In die Zukunft blicken die Händler pessimistisch: 42% rechnen mit einer schlechteren Entwicklung. Wenig verwunderlich, dass im Handel kaum investiert wird: 40% wollen weniger Geld ausgeben. Nur 4% planen, Arbeitsplätze zu schaffen und ein Drittel hingegen Entlassungen.
Dienstleistungen
In der Dienstleistungswirtschaft wird die Lage überwiegend (52%) als akzeptabel eingestuft. Bei der konjunkturellen Entwicklung für die nächsten zwölf Monate rechnen 60% mit einem kontanten Trend. Auch hier ist die Investitionsbereitschaft gering ausgeprägt: Nur 19% wollen mehr Geld ausgeben. Rund ein Viertel (genau: 23%) denkt über einen Stellenabbau nach.
Gastgewerbe
Im Gastgewerbe nennen 59% der Betriebe ihre Lage „zufriedenstellend“. Bei den Geschäftserwartungen geht aktuell kein Hotelier oder Gastronom von einer besseren Entwicklung aus, dagegen 37% von einer schlechteren. Mehr als die Hälfte (genau 54%) will weniger investieren, und die Beschäftigtenzahl wird sich reduzieren: Ein Drittel plant, Stellen abzubauen.
Der Konjunkturbericht der IHK Pfalz beruht auf der regelmäßigen Befragung von rund 1.300 Unternehmen, überwiegend Handelsregister-Firmen aus den Wirtschaftssektoren Industrie, Handel und Dienstleistungen sowie Gastgewerbe. Sie repräsentieren rund 70% der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Pfalz. Die Ergebnisse sind nach Beschäftigtengrößenklassen gewichtet. Die Befragung wurde im Zeitraum vom 9. September bis 4. Oktober 2024 durchgeführt.
Quelle – Industrie- und Handelskammer für die Pfalz