Ludwigshafen/Metropolregion Rhein-Neckar. Unter den Pfarrerinnen und Pfarrern in der Protestantischen Landeskirche ist Lorenzo Cassola einer der jüngeren. Jetzt geht der 36-Jährige den nächsten Schritt, um neue Erfahrungen zu sammeln: Zum November wechselt er von Ludwigshafen-Oggersheim nach Neustadt. Am Sonntag, 27. Oktober, wird er verabschiedet. Neue Stadt, neue Kirchengemeinde: Lorenzo Cassola will sich weiterentwickeln. Ludwigshafen war 2019 seine erste Station als Pfarrer. Der Start in den Beruf lief für ihn anders als bei seinen Kolleginnen und Kollegen. Kurz nachdem er in Oggersheim angekommen war, stellte die Corona-Pandemie das Leben komplett auf den Kopf. „Es war kein richtiger Einstieg ins Gemeindeleben möglich“, stellt Lorenzo Cassola fest. Erst nach und nach spielte es sich ein, bis alle wieder zur gewohnten Normalität fanden – und der junge Pfarrer in den Beruf. Eine wichtige Stütze war die Vorsitzende des Presbyteriums, dem Leitungskreis der Kirchengemeinde. „Der Kontakt zu ihr war von Anfang an sehr gut.“
Religionslehrer weist den Weg – persönlich und beruflich
Lorenzo Cassola kam im italienischen Prato auf die Welt. Als er fünf Jahre alt war, zog seine Familie nach Frankenthal. Dort besuchte er die Hauptschule, anschließend die Berufsfachschule im Fach Elektrotechnik, um die Mittlere Reife zu erlangen. Dabei erlebte er den Wendepunkt in seinem Leben. Sein Elternhaus war katholisch, lebte die Konfession aber wenig. Erst sein protestantischer Religionslehrer und Schulseelsorger Hans Hutzel brachte den Jugendlichen intensiver mit dem Christentum in Kontakt. „Seine Menschlichkeit und seine Lebensführung haben mich damals sehr beeindruckt“, sagt Cassola über sein Vorbild. „Hans Hutzel war mein Wegbereiter, er hat mich gefördert. Heute gehe ich als Erwachsener andere Wege.“ Das Denken und die Lebensweise der Protestantischen Kirche passten besser zu Lorenzo Cassola als der konservative katholische Glauben. Deshalb konvertierte er mit 18 Jahren. Nach dem Abitur an der IGS Oggersheim stand er vor der Frage, welchen Weg er weiter einschlägt: Theologie oder Bildende Kunst, denn Zeichnen und Malen gehörten da schon fest zu seinem Leben – bis heute.
„Ich habe mich für den sicheren Weg entschieden und damit für die Theologie“, sagt er. „Aber in die Kunst fließt weiterhin mein Herzblut.“ Das Studium zog ihn nach Heidelberg und Mainz. Sein Vikariat – den praktischen Teil der Ausbildung zum Pfarrberuf – leistete er in Iggelheim (Rhein-Pfalz-Kreis), das Spezialvikariat in Kyoto. Mit dem Aufenthalt in Japan erfüllte er sich einen Kindheitstraum. Er schwärmt für das Land, durch die japanischen Animes fand er zum Zeichnen. An einem Zentrum für christliche Bildung in Kyoto absolvierte er ein Studienprogramm zum interkulturellen und interreligiösen Dialog. Bis heute pflegt er Freundschaften aus dieser Zeit.
Für eine Kirche, die sich verändern will
Zum Abschied aus Ludwigshafen sagt er: „Ich habe viel gelernt – über die Gemeinde, über die Herausforderungen im Berufsalltag als Pfarrer, über mich selbst.“ Seine Perspektiven und Überzeugungen haben sich in den fünf Jahren verändert. Cassola sieht die alten Gewissheiten immer weiter schwinden. Wie viele andere beschäftigt ihn, wohin sich die Kirche bewegt. Der 36-Jährige denkt über eine Kirche nach, die keine vorgefertigten Antworten liefert, sondern Menschen auf der Suche begleitet: auf der Suche nach dem Sinn des Lebens, nach Gemeinschaft, nach einem Ort, an dem wir uns aufgehoben fühlen. Er überlegt: „Vielleicht geht es weniger darum, eine feste Wahrheit zu verkünden. Vielleicht geht es vielmehr darum, Raum zu schaffen für die Zweifel, für die Fragen und für die individuellen Wege. Vielleicht bringt es uns als Gemeinschaft weiter, sich mutig auf das Unbekannte einzulassen. Denn der Weg bildet sich beim Gehen.“ Beruflich ändert Pfarrer Cassola nun die Richtung vom Rhein an die Haardt. Dorthin zieht er auch in bald mit seinem Partner, der als Opernsänger im deutschsprachigen Raum unterwegs ist. In Neustadt wird Lorenzo Cassola stärker im Team mit Kolleginnen und Kollegen arbeiten, Schwerpunkt ist außerdem die Seelsorge. Darauf freut er sich, denn er liebt es, Menschen zuzuhören und für sie da zu sein.
Termin
Gottesdienst mit Verabschiedung von Pfarrer Lorenzo Cassola: Sonntag, 27. Oktober, 14 Uhr, Protestantische Jakobuskirche, Karl-Kreuter-Straße 7, Ludwigshafen-Oggersheim