Heidelberg / Metropolregion Rhein-Neckar(red/ak) – Im Vorfeld des Welttages der seelischen Gesundheit am 10. Oktober 2024 werben die Stadt Heidelberg und das Heidelberger Selbsthilfebüro für die Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen. Mithilfe von Projekten wie „Verrückt? Na und!“ werden in Heidelberg dafür bereits in den Schulen Grundlagen gelegt. Denn Menschen mit einer psychischen Erkrankung stehen vor einer doppelten Herausforderung. Sie müssen sich nicht nur mit den Symptomen ihrer Erkrankung auseinandersetzen, sondern auch mit Vorurteilen und Diskriminierung, die der Etikettierung „psychisch krank“ anhaften.
Angst vor Diskriminierung
„Die Angst vor Diskriminierung ist ein schwerwiegender Grund, warum Menschen mit seelischen Problemen und ihre Angehörigen zu spät oder keine ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen und sich ihr Gesundheitszustand dadurch noch verschlechtert. Dem wollen wir so früh wie möglich entgegenwirken“, erläutert Stefanie Jansen. Bürgermeisterin für Soziales, Bildung, Familie und Chancengleichheit der Stadt Heidelberg.
Aktive aus der Selbsthilfe klären auf
Dabei helfen soll ein gemeinsames Projekt der Stadt Heidelberg und des Selbsthilfebüros. Es trägt den Titel „Verrückt? Na und!“ und wurde vom Leipziger Verein „Irrsinnig Menschlich“ entwickelt. Finanziert mit rund 26.000 Euro durch die Stadt Heidelberg, ist es seit September 2022 ein weiterer Schwerpunkt im Heidelberger Selbsthilfebüro. „Entstigmatisierung für sich selbst und andere zu erreichen, ist ein wichtiges Anliegen der Aktiven aus der Selbsthilfe und deshalb ein zentrales Ziel für die Arbeit des Heidelberger Selbsthilfebüros“, sagt die Geschäftsführerin des Selbsthilfebüros Bärbel Handlos.
Auftrag aus dem Bericht zur sozialen Lage
Der Zusammenarbeit von Stadt und Selbsthilfebüro vorausgegangen war ein vom Gemeinderat der Stadt Heidelberg beschlossener Auftrag zur Entwicklung eines Konzepts zur Entstigmatisierung von psychisch kranken Menschen. Grundlage für den Beschluss war der Bericht zur sozialen Lage in Heidelberg. Die Konzeptentwicklung übernahm eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Vertretungen der Verwaltung, Betroffenenvertretern, Psychologie-Studierenden und Fachkräften, unter anderem der Heidelberger Klinik für allgemeine Psychiatrie.
Psychische Erkrankungen beginnen häufig in der Jugend
Begonnen wurde das Programm 2023 mit Projekten an Schulen unter dem Titel „Verrückt? Na und! Psychisch fit lernen“, perspektivisch soll es auf Hochschulen und Betriebe in Heidelberg erweitert werden. Die „Verrückt? Na und!“-Schultage laden Jugendliche ab Klasse 8 im Klassenverbund zu einem Gespräch über die großen und kleinen Fragen zur seelischen Gesundheit ein. Denn ausgerechnet in dieser für die Zukunft der Jugendlichen so wichtigen Lebensphase beginnen psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen und Suchterkrankungen so häufig, wie in keinem anderen Lebensabschnitt. Deshalb brauchen viele Jugendliche Hilfe und Unterstützung – die Corona-Pandemie hat das noch verstärkt.
Experten-Tandems an den Schulen
Die Besonderheit des Programms liegt darin, dass Schülerinnen und Schüler direkt mit Betroffenen in Kontakt kommen, also mit Menschen, die Erfahrungen mit seelischen Krisen und Erkrankungen haben. Diese Menschen haben ihre Krisen überstanden, sich stabilisiert und teilen nun ihre Erfahrungen, sind also Expertinnen und Experten bezogen auf die eigene Erkrankung. Daneben gibt es die fachlichen Expertinnen und Experten, die Berufserfahrungen im psychosozialen oder medizinischen Versorgungssystem haben und die Hauptverantwortung bei der Durchführung der Schultage tragen. Diese Experten-Tandems führen die Schultage durch.
Schulen können sich jetzt melden
Um mit dem Projekt nun zu Schuljahresbeginn erneut durchzustarten, rufen die Stadt Heidelberg und das Selbsthilfebüro interessierte Schulen dazu auf, sich für einen Besuch der Experten-Tandems zu melden bei der Regionalkoordinatorin Reinhild Beermann vom Selbsthilfebüro, E-Mail beermann@selbsthilfe-heidelberg.de, Telefon 06221 404 22 41.
Gleichzeitig werden persönlich erfahrene und fachliche Expertinnen und Experten gesucht, die die Schultage im Tandem ehrenamtlich gegen Aufwandsentschädigung durchführen. Auch diese können sich gerne an Reinhild Beermann wenden.
Weitere Infos gibt es online unter www.selbsthilfe-heidelberg.de/seelisch_fit und www.irrsinnig-menschlich.de/psychisch-fit-schule.