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Ludwigshafen – Kabinettstücke: Sehnsuchtslandschaften – 21. September 2024 bis 5. Januar 2025

Emil Nolde, Mühle am Fluß, 1914/1915, Aquarell, 35,4 x 47,2 cm, Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen © Nolde Stiftung Seebüll

Ludwigshafen / Metropolregion Rhein-Neckar(red/ak/Wilhelm-Hack-Museum) – Das Wilhelm-Hack-Museum setzt die Reihe grafischer Ausstellungen aus den Beständen der Sammlung im Herbst 2024 mit dem Kabinettstück “Sehnsuchtslandschaften” fort.

Das Kabinettstück “Sehnsuchtslandschaften”, das vom 21. September 2024 bis zum 5. Januar 2025 gezeigt wird, beleuchtet, wie Landschaftsdarstellungen die Beziehung des Menschen zur Natur reflektieren. Anhand von Werken aus dem 19. und 20. Jahrhundert wird der sich wandelnde Stellenwert der Landschaft in der Kunstgeschichte dargestellt.

Lange Zeit diente die Landschaft lediglich als Kulisse für biblische oder mythologische Szenen, bis sie sich in der holländischen Barockmalerei von allen Staffagefiguren befreite und später in der Romantik zum beliebten Motiv für stimmungsvolle Bildwelten wurde. Die Natur wird dabei zur Projektionsfläche von Empfindungen. Erhabenheit, Sehnsucht oder eine tiefe Verbundenheit sind Gefühle, die sich im 19. Jahrhundert bei der Naturbetrachtung etablieren. Gerade in Naturstudien kommt eine Unmittelbarkeit zum Tragen, die die Betrachtenden bis heute anspricht.

Auch im 20. Jahrhundert bleibt die Landschaft Stimmungsträger und vermittelt den Gemütszustand der Künstler*innen beim Anblick der Natur. Einen rauen Herbsttag an der nordischen See oder die wärmende Sonne des italienischen Sommers lassen uns bei der Betrachtung den jeweiligen Eindruck nachempfinden.

Das Kabinettstück präsentiert rund vierzig Werke von unter anderem Camille Corot, Ernst Ludwig Kirchner, Franz Kobell, Edvard Munch, Carl Rottmann und Max Slevogt.

Ausgewählte Werke:

Carl Rottmann, Sonnenuntergang (Epidaurus), nach 1835
Öl auf Leinwand, Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen, Inv. Nr. 450/233, Ankauf Städtische Sammlung 1953
Carl Rottmann ist einer der bedeutendsten Landschaftsmaler des 19. Jahrhunderts. Unweit von Heidelberg geboren, erhält er seinen ersten Zeichenunterricht von seinem Vater, der ebenfalls Ernst Fries unterrichtet. Später bildet er sich an der Münchner Akademie weiter. Nachdem Rottmann in den 1820er-Jahren zweifach Italien bereist hat, besucht er 1834/35 Griechenland und gehört damit zu den wenigen Künstler*innen, die die Natur außerhalb Italiens studieren. In einer stimmungsvollen Lichtregie taucht er die Landschaft in das leuchtende Rot der Abendsonne, während deren noch hell leuchtende Strahlen oberhalb der Wolken die Betrachtenden vor dem Bild zu wärmen vermögen.

Johann Wilhelm Schirmer, Grotten bei Sorrent, 1839
Öl auf Hartfaser, Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen, Inv. Nr. 450/664, Nachlass Dr. Peter Koch, Schenkung 1990
Nach seinem Studium wird Johann Wilhelm Schirmer bereits 1829 mit der Leitung der Landschaftsklasse der Düsseldorfer Akademie betraut, wo er zehn Jahre später zum Professor ernannt wird. Sein Aufenthalt in Italien 1839/40 führt zu einem Wendepunkt in seinem Schaffen. Er ist einer von zahlreichen Künstler*innen, die mit Begeisterung Italien auf den Spuren Albrecht Dürers und später Johann Wolfgang von Goethes bereisen. Dort machen sie Halt am Gardasee, in der Toskana, besuchen den Golf von Neapel mit dem Vesuv und Tivoli. Auch Schirmers Darstellung ist topografisch benannt. Die Grotte von Sorrent, deren steinerne Architektur den Ausblick rahmt und damit ein Bild im Bild ist, lässt die Betrachtenden eintauchen in die Schönheit der unberührten Natur.

Franz Kobell, Landschaftsstudie (Italien?), o.J.
Tusche, Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen, Inv. Nr. 454/238, Ankauf Städtische Sammlung 1943
Franz Kobell wird in eine Mannheimer Künstlerfamilie geboren und erhält nach einer kaufmännischen Ausbildung Unterricht an der dortigen Zeichenakademie. Kurfürst Karl Theodor finanziert ihm von 1779 bis 1784 einen ausgedehnten Studienaufenthalt in Italien. Nach dessen Rückkehr lässt er sich als Hofmaler Karl Theodors in München nieder. Die kleinformatigen Tuschezeichnungen sind womöglich während der Studienreise entstanden. Ihr genauer Entstehungsort lässt sich topografisch nicht bestimmen, jedoch legen Technik und Größe der Blätter nahe, dass sie unmittelbar in der Natur gemalt wurden.

Max Slevogt, Landschaft bei Neukastel – Blick vom Balkon, 1925
Öl auf Pappe auf Sperrholz, Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen, Inv. Nr. 450/236, Ankauf Städtische Sammlung 1953
Max Slevogt ist ein deutscher Impressionist und insbesondere für seine Landschaftsmalerei bekannt. Bereits in seiner Studienzeit an der Münchner Akademie entstehen erste Darstellungen der Landschaft um Neukastel, das er in seiner Jugend einige Male besucht. Nach einem Aufenthalt in Paris reist auch er 1890 zu Studienzwecken nach Italien. Ein zweiter Aufenthalt schließt sich an eine Reise nach Ägypten 1914 an. In diesem Jahr erwirbt er auch das Hofgut Neukastel, das sein Sommersitz wird. Mit lockeren Pinselsetzungen und das Licht der Pfalz einfangend, zeigen zahlreiche Gemälde die landschaftliche Umgebung, die bis zu seinem Lebensende eine wichtige Inspirationsquelle bleibt.

Edvard Munch, Loslösung I, 1896
Lithografie, Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen, Dauerleihgabe aus Privatbesitz
Am Ausgang des 19. Jahrhunderts schafft Edvard Munch Landschaftsbilder, die die Sehnsucht nach der Natur nochmals neu in den Blick nehmen. In den Darstellungen des norwegischen Künstlers ist die Landschaft oftmals Spiegelbild der Gemütszustände der dargestellten Personen. Die starke Beziehung zwischen beiden zeigt sich in diesem Blatt beispielhaft im Haar der Frau, das die Ufer- und Wellenformen aufnimmt und eine Verbindung zum Mann herstellt. Über seinem Kopf ragen wiederum Äste in ihre Richtung und finden ein Echo im Blütenmuster des Kleides. Munch selbst findet, die Uferlinien ähneln den “Lebenslinien, die sich ständig verändern”.

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