Viernheim / Metropolregion Rhein-Neckar. Seit einigen Jahren kämpft das Viernheimer Tierheim, das sich hauptsächlich über Spenden, Vereinsbeiträge und Einnahmen aus verschiedenen Veranstaltungen finanziert, mit gestiegenen Kosten. Besonders rasant sind die Kosten im Bereich des Futters, aber auch für Medikamente, Tierarztbesuche sowie die Löhne gestiegen und haben neue Dimensionen erreicht, so der Wortlaut des Schreibens vom Tierschutzverein Viernheim e.V. an die Stadt Viernheim. Aus diesem Grund hat die Stadt Viernheim den städtischen Zuschuss nun um 2.000 Euro monatlich auf jetzt 74.000 Euro im Jahr erhöht. Bürgermeister Matthias Baaß und Ordnungsamtsleiter Sebastian Geschwind besuchten das Tierheim vergangene Woche, um die frohe Nachricht und den dazugehörigen obligatorischen Scheck zu überbringen. „Der Tierschutzverein leistet sehr gute Arbeit und nimmt zu einem Teil auch hoheitliche Aufgaben wahr. Die Stadt Viernheim ist Ihnen dafür sehr dankbar und wir wollen mit der Erhöhung einen Beitrag leisten, um die gestiegenen Kosten kompensieren zu können“, so Bürgermeister Matthias Baaß.
Seit 2004 ist ein Zuschuss von Seiten der Stadt Viernheim bezüglich der Verwahrung und Versorgung von Fundtieren durch den Tierschutzverein vertraglich geregelt. Damals belief sich die Summe noch auf 35.000 Euro jährlich. 2019 wurde der Betrag auf 50.000 Euro angehoben und 2022 erhielt der Verein einen einmaligen Corona-Zuschuss in Höhe von 10.000 Euro. Konnte sich der Verein sonst mit selbst organisierten Veranstaltungen „am Leben“ halten, ist die finanzielle Notlage seit Corona und dem Ukraine-Krieg so gravierend wie noch nie. „Die Erhöhung kommt zum richtigen Zeitpunkt“, freut sich die 1. Vorsitzende des Tierschutzvereins Pia Reuter, die mit ihrem langjährigen Team rund um Nicole Dalesio, Ralf Scheuermann und Petra Nelle-Kettner die städtischen Vertreter in Empfang nimmt. Zum Glück fehlt es dem Verein nicht an zahlreichen neuen und alteingesessenen ehrenamtlichen Helfern, die mit anpacken und zum Beispiel Tag für Tag mit den Tieren Gassi gehen oder beim Flohmarkt mithelfen. „Doch durch die Pandemie konnten wir keine einzige Veranstaltung organisieren, somit haben wir den gestiegenen Kosten kaum Einnahmen gegenüberzustellen“, weiß Reuter. Gleichzeitig komme der generelle Trend hinzu, dass die Anzahl der Hunde, die im Tierheim abgegeben würden, weiter steige, ergänzt Nicole Dalesio, 2. Vorsitzende und Tierheimleitung. „Viele Hunde werden illegal gezüchtet und weisen in ihrem Verhalten Probleme auf, die eine Weitervermittlung oft unmöglich machen.“
Halter müssen Katzen mit Freigang kastrieren lassen
Doch auch die Katzenhäuser werden immer voller und der Tierschutzverein weiß manchmal nicht mehr, wohin mit den trächtigen Katzen-Mamas. Denn in den vergangenen Jahren ist die Zahl verwilderter, herrenloser Hauskatzen in der Viernheimer Gemarkung deutlich angestiegen. Trotz der Maßnahmen des Tierschutzvereins und einiger engagierter Bürger zum Schutz freilebender Katzen, insbesondere das Einfangen, die Kastration und die Versorgung erkrankter Tiere, ist der Zuwachs an Katzen angestiegen. Auch die im November 2015 erlassene Katzenschutzverordnung durch das Amt für öffentliche Sicherheit und Ordnung hat hier noch nicht den gewünschten Erfolg erzielt. Denn viele Katzenhalter, die ihren Katzen Zugang ins Freie gewähren, wissen nicht, dass sie gemäß der Verordnung verpflichtet sind, ihre Katzen von einem Tierarzt kastrieren und mittels Mikrochip oder Tätowierung kennzeichnen sowie registrieren zu lassen. Unkastrierte, in menschlicher Obhut gehaltene Katzen, nehmen beim Freigang unweigerlich Kontakt mit wildlebenden Katzenpopulationen auf, sodass sie kontinuierlich zum Vermehrungsgeschehen beitragen. Alle Katzen sind bereits in einem Alter von 4 bis 6 Monaten geschlechtsreif und können zweimal pro Jahr Nachwuchs bekommen, wobei pro Wurf mit bis zu sieben Welpen gerechnet werden muss.
„Auch Bürger, die einer freilaufenden Katze nur regelmäßig Futter zur Verfügung stellen, gelten als Katzenhalter im Sinne der Katzenschutzverordnung“, macht Geschwind auf die Konsequenzen aufmerksam. Gemeinsam wolle das Ordnungsamt und der Tierschutzverein daran arbeiten und Lösungen finden, um die Populationskette zu unterbrechen. Denn auch in diesem Bereich ist die Stadt auf die Unterstützung des Tierschutzvereines dringend angewiesen und müsste ansonsten adäquate andere Unterbringungsmöglichkeiten bereitstellen, um die gesetzlich geforderten Verpflichtungen erfüllen zu können.
Quelle Stadt Viernheim