Mannheim – Metropolregion Rhein-Neckar. 173 Fahrzeuge bei Autokorso gegen den Abbau von rund 14.000 Stellen bei ZF in Deutschland – 500 Demonstrierende bei anschließender Protestkundgebung am Friedensplatz
* Beschäftigte, Betriebsrat und IG Metall fordern massiven Kurswechsel des ZF-Vorstandes – Ziel muss die Rettung des Standorts Mannheim und Erhalt der Arbeitsplätze sein
* Hahl: „Wir zahlen nicht für Managementfehler! Wir fordern vom Management ein Bekenntnis zum Standort Deutschland und die Rücknahme der Arbeitsplatzvernichtung!“
Mit einem Autokorso vom Mannheimer Standort des Automobilzulieferers ZF WABCO in Mannheim-Friedrichsfeld über Seckenheim und Neuostheim bis zum Friedensplatz haben heute Mittag mehrere hundert Beschäftigte gegen die radikalen Pläne des ZF-Konzerns zum Stellenabbau demonstriert. Etwa 100 Fahrzeuge beteiligten sich an der eineinhalbstündigen, von lautem Hupen und Durchsagen begleiteten Fahrt zum Kundgebungsgelände. Auf der Protestkundgebung versammelten sich auch zahlreiche Beschäftigte anderer Betriebe, die ihre Solidarität zum Ausdruck bringen möchten.
Aykan Okur, Vertrauenskörperleiter der IG Metall bei ZF WABCO Mannheim berichtet von der aktuellen Stimmung im Betrieb: „Ein Management trifft eine irrsinnige Entscheidung: 14.000 Arbeitsplätze zu vernichten. Wir reden aber hier nicht nur über eine Zahl. Wir reden über Menschen, Familien, über Schicksale, die ihrer Zukunft beraubt werden sollen. Ich frage mich, ob die hochbezahlten Manager morgens noch in den Spiegel schauen können. Wir werden dem Vernichten der Arbeitsplätze nicht zusehen. Wir kämpfen für unsere Zukunft!“.
Markus Doberstein, Betriebsratsvorsitzender in Mannheim, sagte in seiner Rede: „Einzig die Entscheidungen des Managements in den letzten Jahren führen dazu, dass wir nun als Standort Mannheim im Fokus stehen. Das sind Entscheidungen, die wir nicht zu verantworten haben. Wir lassen nicht zu, dass die Fehler des Managements auf unserem Rücken ausgetragen werden. Wir sind am Standort Mannheim sehr, sehr gut organisiert. Und wir werden kämpfen. Das hat die Belegschaft verdient.“
Zu Gast auf der Kundgebung ist auch Jens Schäfer, Betriebsratsvorsitzender des ZF WABCO-Standorts Hannover und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der ZF WABCO Holding: „Wir fordern vom Management die Aufnahme der Verhandlungen zu einer Fortsetzung des Zielbildes für alle deutschen Standorte. Das beinhaltet eine Beschäftigungsgarantie bis mindestens 2030.“
Thomas Hahl, 1. Bevollmächtigter/ Geschäftsführer der IG Metall Mannheim, forderte: „Wir dürfen und werden nicht akzeptieren, dass Deutschland deindustrialisiert wird. Ich kenne kein Land, in dem die Manager den Standort so schlecht reden wie in Deutschland. An dieser Stelle muss man auch mal der Öffentlichkeit berichten, welche Subventionen ein Konzern wie ZF in der Vergangenheit bekommen hat. Auch in einer Phase, in der ein Konzern Kurzarbeit und Kurzarbeitergeld in Anspruch nimmt, ist die klare Botschaft zu senden: Subventionen dürfen nur an Konzerne gezahlt werden, die sich zum deutschen Standort bekennen. Ansonsten sind sie zurückzuzahlen! Wir fordern vom deutschen Management ein Bekenntnis zum Standort Deutschland und die sofortige Rücknahme der Arbeitsplatzvernichtung. Das Verhalten der Kapitaleigner erinnert an Raubtierkapitalismus, aber nicht an eine zukunftsorientierte Vorgehensweise.“
Zum Hintergrund: Ende Juli 2024 wurde bekannt, dass der Automobilzulieferer ZF rund 14.000 Stellen in Deutschland, das entspricht rund einem Viertel seiner Stellen, streichen will. 14.000 Arbeitsplätze sind aber auch 14.000 persönliche Schicksale von Kolleginnen und Kollegen, die zum Teil Jahrzehnte lang beim ZF beschäftigt sind. In Mannheim sind rund 350 Kolleginnen und Kollegen beschäftigt.
Trotz Investitionen in Millionenhöhe am Standort Mannheim bei ZF WABCO befürchten der Betriebsrat und die IG Metall Mannheim das Schlimmste, denn es existiert eine Liste mit verschiedenen Standorten, die laut Management im Fokus der Betrachtung steht. Das Management schließt eine Standortschließung dieser Betriebe nicht aus. Die Angst um die Arbeitsplätze bei ZF WABCO am Standort Mannheim ist daher sehr groß.
Fotos: IG Metall Mannheim,