Speyer/Metropolregion Rhein-Neckar. Mariä Himmelfahrt ist für die Diözese und den Dom zu Speyer ein ganz besonderer Tag. Alljährlich begehen die Gläubigen das Patronatsfest von Bistum und Kathedrale mit einer Reihe verschiedener Gottesdienste zur Feier der Aufnahme Marias in den Himmel. Auch in diesem Jahr feierte Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann um 10 Uhr ein festliches Pontifikalamt. Er begrüßte insbesondere die 75 Pilgerinnen und Pilger, die in der Nacht vom Annaberg bei Burrweiler zum Speyerer Dom gepilgert waren sowie eine Gruppe von Gehörlosen für die der Gottesdienst in Gebärdensprache gedolmetscht wurde. Als weiteren besonderen Gast hieß Bischof Wiesemann Salvatore Pennacchio, Erzbischof und Diplomat des Heiligen Stuhls, willkommen, der derzeit im Bistum Speyer seine Ferien verbringt und das Hochfest Mariä Himmelfahrt im Dom als Konzelebrant mitfeierte.
„Leichtigkeit des Seins durch die Liebe Gottes”
In seiner Predigt konzentrierte sich Bischof Wiesemann auf den Aspekt der Gnade und Hoffnung, welche der christliche Glaube vermittele. „Wir schauen diese Gnade in Maria, die mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen wurde,” sagte Wiesemann. Was die Aufnahme in den Himmel bedeute, komme für ihn besonders eindrücklich in der skulpturalen, dreidimensionalen Gestaltung des Hochaltars in der Benediktinerabtei im niederbayerischen Rohr zum Ausdruck. Der Barockkünstler Egid Quirin Asam gestaltete dort eine Figurengruppe, bei der die Apostel um das Grab der Mutter Gottes stehen und Zeuge werden, wie Maria scheinbar schwerelos aus dem Grab nach oben schwebt. Diese Darstellung der Himmelfahrt zeige die Leichtigkeit, die Maria durch die Liebe Gottes mit der Befreiung von der Erdenschwere geschenkt worden sei. Damit werde allen Gläubigen eine „Leichtigkeit des Seins” verheißen, eine „Gegenkraft zur Schwerkraft, die nach unten zieht”. Eine Verheißung, die Hoffnung schenke und Mut mache und die Menschen befreie.
Starke Frauen im Zeichen des Glaubens
Bischof Wiesmann verwies auf zwei Frauen, die für ihn diese Leichtigkeit aus dem Glauben verkörperten. Zum einen nannte er, die aus dem pfälzischen Bellheim stammende Olympiasiegerin im Kugelstoßen Yemisi Ogunleye. Diese bekenne sich immer wieder zu ihrem christlichen Glauben. In Interviews spreche sie nicht von der Schwere des Trainings, sondern von der Kraft, die der Glaube ihr schenke und der Energie, die sie von Gott erhalte. In Zeiten, wo es ihr schlecht ging und sie unter Mobbing und rassistischen Anfeindungen zu leiden hatte, habe sie um Unterstützung und Kraft gebetet und habe Gottes befreiende Macht gespürt. Diese positive Energie und „frohe Leichtigkeit” sei für alle sichtbar, sagte der Bischof. Zum anderen erinnerte sich Wiesemann an seine verstorbene Mutter, die es „uns immer leichtgemacht hat, obwohl sie es selbst nicht immer leicht hatte”. So habe sie den Verkauf des nicht länger bewohnten Elternhauses vorgeschlagen und den Kindern damit eine schwere Entscheidung abgenommen. Der Glaube und das Vertrauen in Gott hätten es ihr leichtgemacht, los zu lassen, schilderte der Bischof. In einer Zeit, in der den Menschen viel Bedrückendes begegne und viele unter der Last der weltweiten Krisen litten, brauch es eine Gegenkraft, ein „gewaltiges Vertrauen”, das zum Positiven bewege und motiviere. Diese „umwandelnde Kraft der Gnade Gottes” werde in Maria sichtbar. Auch sie habe es zunächst unter dem Kreuz nicht leicht gehabt, aber die Kraft einer tieferen Liebe gespürt. „Die Vision, die unser Glaube gibt, ist eine unersetzlich wertvolle Kraft, die wir in unsere Zeit einbringen können”, schloss Bischof Wiesemann seine Predigt.
Traditionelle Kräutersegnung
Am Ende des Festgottesdienstes spendete der Bischof den traditionellen Kräutersegen. „Es ist ein wunderbarer Brauch, Blumen und Heilpflanzen mitzubringen”, sagte er mit Blick auf die vielen Menschen, die in Körben oder zu Sträußen gebundene Blumen mit in den Gottesdienst gebracht hatten. Die Kräuter ständen für das Geschenk der Heilung und der Schönheit der Schöpfung, erklärte er. In seiner Verabschiedung wünschte Bischof Wiesemann den Gottesdienstbesuchern, dass sie Leichtigkeit und Zuversicht mit in ihren Alltag nehmen könnten. Nach dem Schlusssegen ergriff Erzbischof Pennacchio das Wort und wandte sich mit Hilfe eines Übersetzers direkt an die Gläubigen. Er sagte, die Mitfeier dieses Gottesdienstes habe ihn emotional sehr berührt. Geprägt durch seine Heimat Neapel und seine Zeit als apostolischer Nuntius in Polen sei ihm die Bedeutung Marias sehr wichtig und präsent. Dass er die Verehrung der Muttergottes zusammen mit vielen Menschen und Pilgern in der Speyerer Kathedrale habe erleben können, bezeichnete der als besonderes Erlebnis, für das er seinen Dank an den Bischof als Zelebranten und allen Mitfeiernden entrichtete.
Zur festlichen Gestaltung gehörte insbesondere auch die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes durch die Dommusik. Die Capella Spirensis sang die Missa „Vidi speciosam” von Tomas Luis de Victoria, sowie Gregorianik und Liedsätze von Rommelspacher und Melchiori. Die Orgel spielte Domorganist Markus Eichenlaub.
Das Pontifikalamt wurde live auf den Social Media Kanälen von Bistum und Dom übertragen und ist dort weiterhin abrufbar (Youtube: https://www.youtube.com/watch?v=sdjXM8t9-iU, Facebook: https://www.facebook.com/watch/?v=499273802719884). Als weitere Gottesdienste wurden am Hochfest Mariä Himmelfahrt eine Pontifikalvesper am Nachmittag um 16.30 Uhr, eine Abendmesse um 18.00 Uhr und – zum feierlichen Abschuss – eine Andacht mit Lichterprozession um 20.30 Uhr gefeiert. Die Marienfeier am Abend gestaltet traditionsgemäß die Dompfarrei Pax Christi. Dompfarrer Matthias Bender leitet den Gottesdienst, die Predigt hielt Generalvikar Markus Magin. Die Frauenschola Musica InSpira unter der Leitung von Monika Keggenhoff und die Dombläser gestalten diesen Gottesdienst und die Prozession musikalisch.