Speyer / Metropolregion Rhein-Neckar. Noch dauern die Sommerferien an, doch bald beginnt auch der Schulalltag wieder. Dann allerdings werden zwei der fünf Speyerer Grundschulen in kommunaler Trägerschaft ohne Schulleitung auskommen müssen. Dies teilte die Landesregierung jetzt dem Landtagsabgeordneten Michael Wagner (CDU) auf dessen Kleine Anfrage mit. “Die Schulleitungsstellen der Salierschule sowie der Siedlungsgrundschule in Speyer sind aktuell nicht besetzt,” so die Landesregierung auf Wagners Anfrage.
Für beide Schulen sei die Gewinnung von Schulleitungsnachwuchs nicht einfach. So wurde die Schulleitungsstelle an der Salierschule bisher zweimal ausgeschrieben, die Schulleitungsstelle an der Siedlungsgrundschule viermal. Für die Stelle an der Salierschule liege aktuell eine Bewerbung vor. Das Stellenbesetzungsverfahren könne nach den Sommerferien eröffnet werden. Die Stellenbesetzung werde voraussichtlich zum 1. Februar 2025 erfolgen. Für die vakante Stelle an der Siedlungsgrundschule liege keine Bewerbung vor, sodass diese derzeit nicht besetzt werden könne. Die Salierschule werde von der Rektorin der Grundschule im Vogelsang mitgeführt, die Siedlungsgrundschule von der Rektorin der Woogbachschule, so das rheinland-pfälzische Bildungsministerium.
“Da müssen doch sämtliche Alarmglocken schrillen und die Landesregierung muss sich fragen, weshalb sich die Gewinnung von Schulleitungsnachwuchs so schwierig gestaltet,” kritisiert der Speyerer Abgeordnete. “Ich finde es geradezu haarsträubend, wenn zugelassen wird, dass Schulen Monate lang oder in Einzelfällen auf unabsehbare Dauer nur kommissarisch verwaltet werden”, so Wagner. Nach Wagners Einschätzung liegt das Problem in den ständig zunehmenden Anforderungen an die Schulen und Kollegien, ohne dass hierfür spürbare Entlastungen gewährt werde. Aber auch die angesichts der hohen Anforderungen und Erwartungen zum Teil nur geringfügig höhere Vergütung für Leitungsfunktionen schrecke viele Lehrerinnen und Lehrer vor einer Bewerbung ab. Ganz abgesehen von der zunehmenden Arbeitsbelastung.
Neben der in den letzten Jahren immer schwierigeren Aufgabe, guten Unterricht zu halten, steige die Arbeitsbelastung an Grundschulen stetig an, so Wagner, und verweist auf das Protestschreiben des Kollegiums der Woogbachschule aus dem letzten Jahr (“Wir sind inzwischen Sozialarbeiter, Familienhelfer und Lehrer gleichzeitig“. “Um all diese Angelegenheiten muss sich eine Schulleitung kümmern, ebenso wie für die Vermeidung bzw. Lösung daraus entstehender Konflikte. Bereits vor einem Jahr hatte ich eine Verbesserung der Rahmenbedingungen an Grundschulen gefordert. Und ich bleibe dabei: hier besteht dringender Handlungsbedarf,” so Wagner abschließend.
Kleine Anfrage des Abgeordneten Michael Wagner (CDU)
Besetzung Schulleiterstellen an Grundschulen in Speyer
Mit der Salierschule, der Siedlungsschule, der Vogelgesangschule, der Woogbachschule und der Zeppelinschule gibt es in Speyer fünf
Grundschulen in kommunaler Trägerschaft. „Es wird immer schwieriger, für die Schulen in Rheinland-Pfalz gute und engagierte
Lehrerinnen und Lehrer zu finden, die bereit sind, sich auf Schulleitungsstellen zu bewerben“, so die Gewerkschaft Erziehung und
Wissenschaft (GEW) Rheinland-Pfalz schon seit längerer Zeit. Die Besetzung von Schulleitungsstellen werde Recherchen der GEW
zufolge seit Jahren wegen Bewerbermangels zu einem immer größeren Problem. In Zeiten von Schulentwicklung und Bildungsoffensive
gelinge es der Schulbehörde immer seltener, freigewordene Stellen zügig mit qualifizierten Bewerbern zu besetzen, so die Gewerkschaft.
Vor diesem Hintergrund frage ich die Landesregierung
Frage 1:
Entspricht es den Tatsachen, dass die Schulleiterstellen der Salierschule und der Siedlungsgrundschule in Speyer aktuell nicht
besetzt sind?
Frage 2:
Wenn ja, werden diese vakanten Schulleiterstellen von Schulleitungen anderer Schulen „mitgeführt“ (bitte die „mitführenden“
Schulleitungen benennen)?
Antwort der Landesregierung zu Fragen 1 und 2:
Die Schulleitungsstellen der Salierschule sowie der Siedlungsgrundschule in Speyer sind aktuell nicht besetzt. Die Salierschule wird von der Rektorin der Grundschule im Vogelsang mitgeführt, die Siedlungsgrundschule von der Rektorin der Woogbachschule.
Frage 3:
Wie beurteilt die Landesregierung die Situation, dass vakante Schulleiterstellen von der Schulleitung anderer Schulen mitgeführt
werden müssen?
Antwort der Landesregierung zu Frage 3:
Für den Fall, dass die Schulleiterin oder der Schulleiter verhindert ist, wird die Schule nach § 26 Abs. 7 Schulgesetz zunächst von der Lehrkraft vertreten, die mit der ständigen Vertretung beauftragt ist. Dies ist insbesondere in größeren Systemen der Regelfall. Ist diese ebenfalls verhindert oder in kleineren Systemen nicht vorhanden, erfolgt die Vertretung durch die Lehrkraft, die mit der weiteren Vertretung beauftragt ist, oder der dienstältesten Lehrkraft. In den meisten Fällen kann die Leitung einer Schule durch diese Regelungen sichergestellt werden. Eine Mitführung kommt nur selten in den Fällen in Betracht, in denen die vorgesehenen Vertretungsregelungen nicht umgesetzt werden können. Bei der Entscheidung über die Mitführung einer Schule wird darauf geachtet, dass sie einer erfahrenen Schulleitung übertragen wird und sichergestellt, dass dass die Leitung der eigenen Schule dadurch nicht beeinträchtigt wird. Im übrigen wird auf die Vorbemerkung verwiesen.
Frage 4:
Wenn ja, aus welchen Gründen konnten die vakanten Schulleiterstellen bislang nicht besetzt werden?
Frage 5:
5. Wenn ja, wie oft wurden die vakanten Schulleiterstellen jeweils ausgeschrieben?
Frage 6:
6. Wenn ja, bis wann glaubt die Landesregierung die vakanten Schulleiterstellen besetzen zu können?
Antwort der Landesregierung zu Fragen 4 und 6:
Die Schulleitungsstelle an der Salierschule wurde zweimal ausgeschrieben, die Schulleitungsstelle an der Siedlungsgrundschule viermal. Für die Stelle an der Salierschule liegt aktuell eine Bewerbung vor. Das Stellenbesetzungsverfahren kann nach den Sommerferien eröffnet werden. Die Stellenbesetzung wird voraussichtlich zum 1. Februar 2025 erfolgen. Für die vakante Stelle an der Siedlungsgrundschule liegt keine Bewerbung vor, sodass diese derzeit nicht besetzt werden kann.
Frage 7:
Wie beurteilt die Landesregierung die Einschätzung der GEW, dass es immer schwieriger wird, für Schulen in Rheinland-Pfalz
gute und engagierte Lehrerinnen und Lehrer zu finden, die bereit sind, sich auf Schulleitungsstellen zu bewerben?
Antwort der Landesregierung zu Frage 7:
Die Gewinnung von Lehrkräften für Schulleitungsstellen ist Aufgabe der Schulaufsicht im Rahmen der Personalentwicklung. Sie betreibt für alle Schularten aktiv die Förderungen von potentiellen Schulleitungsmitgliedern, indem sie beispielsweise die Schulleitungen anhält, geeignet erscheinende Lehrerinnen und Lehrer in ausgewählten Teilbereichen ihrer Schulen mit Führungsaufgaben zu betrauen. Zu besetzende Stellen werden frühzeitig und zielgruppenspezifisch im Amtsblatt veröffentlicht.
Seit Jahren werden die Fortbildungsangebote für angehende und neu ernannte Schulleitungsmitglieder ausgebaut. Lehrkräfte, die an Führungsverantwortung interessiert sind, werden mit Fortbildungsangeboten beim Zentrum für Schulleitung und Personalführung (ZfS) des Pädagogischen Landesinstituts gefördert, um sie auf Führungsaufgaben vorzubereiten. Der Wert der Arbeit der Schulleiterinnen und Schulleiter ist der Landesregierung bewusst. Unter anderem durch das Programm “S hoch 4 – Schule stärken, starke Schule” , das sich an weibliche Führungskräfte im Schulbereich richtet, wurden in der Vergangenheit zudem weitere Maßnahmen im Bereich der Schulleiterqualifizierung initiiert und durchgeführt.
Dennoch ist die Gewinnung von Schulleitungsnachwuchs nach wie vor nicht einfach. Die Herausforderungen bei der Gewinnung von Lehrkräften für verantwortliche Leitungsaufgaben haben sich nicht nur in Rheinland-Pfalz erhöht. Es besteht insgesamt bundesweit mehr Zurückhaltung in der Bereitschaft Führungsaufgaben zu übernehmen, die im Berufsalltag mit zusätzlichen Belastungen und auch mit Konflikten verbunden sind oder sein können. Dabei sind sicherlich auch andere Faktoren zu beachten, wie die konkrete Situation einer Schule oder auch die Lebenssituation potentieller Bewerberinnen und Bewerber, die dazu führen, dass es an manchen Standorten nicht immer gelingt, Lehrkräfte für eine Bewerbung zu interessieren. Mehrfachausschreibungen werden daher voraussichtlich auch in Zukunft erforderlich werden.
Quelle – Landtagsabgeordneter Michael Wagner (CDU)