Sinsheim/Rhein-Neckar-Kreis/Metropolregion Rhein-Neckar. Das Herz ist unser wichtigstes Organ, unser Kraftwerk. Wenn es krank und somit nur eingeschränkt funktionstüchtig ist, kann dies die Lebensqualität stark einschränken. Doch jeder kann dazu beitragen, dass der wichtigste Muskel unseres Körpers gute Rahmenbedingungen vorfindet, und selbst bei einer negativen Diagnose ist eine Herzerkrankung heutzutage dank modernster Medizin und Erkenntnisse bestmöglich therapierbar. Im Rahmen der Herzwochen lud die GRN-Klinik Sinsheim ins Casino ein, und die Gäste folgten den Referenten Alexander van der Bosch, Oberarzt der Kardiologie, Dr. Sultan Celik, Stellvertretende Chefärztin der Kardiologie, und Dr. Alexander Heß, Internist und Kardiologe im Ärztehaus Sinsheim. Die Deutsche Herzstiftung war mit Waltraud Hanf und Jürgen Michalsen und einem Infostand vertreten, ebenso die VHS-Sinsheim mit deren stellvertretenden Leiterin Simone Philipp.
Alexander van der Bosch nahm Stellung zum Thema „Herzrhythmusstörungen, Ursachen und Entstehung“, und teilte mit, dass das Vorhofflimmern die häufigste Form von Herzrhythmusstörungen und damit eine wahre Volkskrankheit sei. In den Vorhöfen komme es beim Vorhofflimmern zu „kreisenden“ Erregungen, dies auch oft aus der Ruhe heraus mit einem resultierenden Puls von 120 bis 160 Schlägen pro Minute. „Man unterscheidet zwischen dem bradyarrhythmischen, der langsamen Form, mit einem Puls unter 60 Schlägen pro Minute, und dem tachyarrhythmischen Vorhofflimmern mit mehr als 100 Schlägen pro Minute“, so Alexander van der Bosch. Bei solch einem (dauerhaft) hohen Puls sollte unbedingt ein Kardiologe konsultiert werden. Risikofaktoren, die das Vorhofflimmern begünstigten, seien neben dem Alter und dem Geschlecht Diabetes, Bewegungsmangel, Nieren-, chronische Lungen- und insbesondere Erkrankungen aus dem kardiologischen Bereich. Auch Rauchen, unausgewogene Ernährung, erhöhter Alkoholkonsum und Übergewicht (Adipositas) könnten das Herz aus seinem Takt bringen. Die Hauptgefahr bei Vorhofflimmern ist im Übrigen der Schlaganfall, weshalb meist eine Blutverdünnung notwendig ist.
Dr. Sultan Celik referierte über das Thema „Plötzlicher Herztod und koronare Herzerkrankung“. „Beim plötzlichen Herztod unterscheiden wir zwischen dem beobachteten und unbeobachteten plötzlichen Herztod. Bei Ersterem tritt der Tod etwa eine Stunde nach Symptombeginn – etwa durch einen Kollaps oder durch Angina Pectoris – auf.“ Im anderen Fall wurde der Patient innerhalb von 24 Stunden vor dem Tod noch lebend gesehen, da hier keine anderen, nicht-kardialen schweren Erkrankungen vorlagen. Die Statistik weise beim Herztod rund 65 000 Fälle pro Jahr auf, das Risiko steige mit dem Alter und sei bei Männern höher als bei Frauen: „In 80 Prozent der Fälle ist eine koronare Herzerkrankung (KHK) die Ursache.“
Bei einem Herzinfarkt sollten Betroffene vor allem auf Warnzeichen des Körpers – etwa Ziehen im Brust- und Schulterbereich bis hinunter zum Oberbauch – achten und sich schnellstmöglich in Behandlung geben. Auch, wenn Atemnot, Brennen im Brustkorb, Übelkeit, Brechreiz oder Angstgefühle auftreten. Hier appellierte die Kardiologin, keine falsche Scheu an den Tag zu legen: „Nicht Sie entscheiden, ob es ein Herzinfarkt ist, sondern der Arzt!“ In diesem Fall solle nicht unnötig gewartet und auf Besserung gehofft werden. Auch sei es nicht hilfreich, den Hausarzt zu konsultieren, sondern es müsse gleich die Notrufnummer 112 gewählt und betont werden, dass der Verdacht auf einen Herzinfarkt vorliege.
Dr. Alexander Heß gab den Gästen im Casino unter dem Titel „Prävention des plötzlichen Herztods“ wertvolle Tipps an die Hand, wie diese mit wenig Aufwand und etwas Disziplin ihrem Herzen Gutes tun und das kleine Kraftwerk gesund erhalten können. „Bewegung ist wichtig, fünf Mal pro Woche jeweils 30 Minuten helfen da schon“, unterstrich der Mediziner. Auch das Überdenken des (bisherigen) Lebensstils könne zur Gesunderhaltung des Herzens beitragen. „Grundsätzlich – vermeiden Sie das Rauchen, konsumieren Sie Alkohol nur in Maßen und achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung.“ Konkret bedeute dies, von Produkten mit Weißmehl wegzukommen und stattdessen Vollkorn-Backwaren zu bevorzugen.
Statt Fleisch und Wurstwaren sollte lieber Fisch auf dem Speiseplan stehen und viel Obst und Gemüse. Tierische Fette, abgesehen von den wertvollen Omega-3-Fettsäuren in Fisch, sollten durch pflanzliche Fette in Form von Raps- oder Olivenöl ersetzt werden. Auch Nüsse und Hülsenfrüchte seien wertvolle Energielieferanten, und beim Würzen sollte auf Salz verzichtet werden: „Nehmen Sie lieber Kräuter.“ Abschließend erläuterte Dr. Heß das Vorgehen der Herzdruckmassage bei einem akuten Herzstillstand. Eine Auffrischung des Erste-Hilfe-Kurses alle paar Jahre sei sinnvoll und könne Leben retten.
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