Mannheim / Metropolregion Rhein-Neckar – Die Mannheimer Arbeitsgemeinschaft AG Sucht treibt die Sorge, dass ihre Beratungsangebote aus finanziellen Gründen nicht mehr in gewohntem Umfang aufrechterhalten werden können. Unter dem Titel „Suchtberatung retten” des landesweiten Aktionsbündnisses, gilt es auch in Mannheim, eine breite Öffentlichkeit für die akut gefährdete Versorgungsstruktur zu schaffen. Die Finanzierung der Suchtberatungsstellen im Land Baden-Württemberg sei seit Jahren nicht sichergestellt, weshalb die Suchtberatung nicht auf zukunftsfähige Füße stehen könne, so die AG Sucht. Das Angebot der ambulanten Suchthilfe gefährde das immens.
Landesmittel für Suchthilfe zu gering
Hintergrund sind steigende Kosten und Mehrbelastungen. Sie stehen stagnierenden Zuschüssen aus dem Landeshaushalt gegenüber. Teilnehmende der AG Sucht rufen die Landesregierung deshalb auf, die Grundversorgung durch die ambulanten Suchtberatungsstellen stabil und verlässlich zu finanzieren. Der Eigenanteil, den die Träger bezahlen, um den Betrieb der Beratungsstellen weiter zu ermöglichen, dürfe nicht kontinuierlich weiter steigen. Noch immer seien es landesweit 25 % an Eigenmittel, die momentan von Trägerseite zur vollumfänglichen Finanzierung durchschnittlich beigetragen werden. Der Finanzierungsanteil des Landes ist seit mehr als 20 Jahren auf 17.900 Euro pro Fachkraftstelle eingefroren. Das landesweite Aktionsbündnis „Suchtberatung retten” fordert die Berücksichtigung im Haushalt und die Landesregierung auf, den Rückbau des ambulanten Versorgungsnetzes der Suchthilfe jetzt aufzuhalten und den Landesanteil der Fachkraftfinanzierung auf 25.000 € zu erhöhen.
Bedarf an Suchtberatung ist hoch. Knapp 62.000 Menschen allein in Baden-Württemberg.
Aus sozialer, gesundheitlicher und volkswirtschaftlicher Perspektive ist das Thema Sucht von zentraler Relevanz. Die Zahl der Konsumenten ist hoch und demnach auch der Bedarf nach Beratung, die mit kostenintensiver Betreuung einhergehe, so die Vertreter und Vertreterinnen der Mannheimer AG Sucht. Laut aktueller Suchthilfestatistik der Landesstelle für Suchtfragen Baden-Württemberg haben sich im Jahr 2021 rund 61.871 betroffene Menschen Hilfe bei den landesweit 102 Suchtberatungsstellen geholt. „Aktuelle Studien zeigen aber, dass Suchtberatung wirkt und langfristig eindeutig volkswirtschaftliche Ersparnis bringe”, sagt AG Sucht-Sprecher Martin Metzger. Umso wichtiger sei es die Finanzierung hierfür entsprechend anzupassen.
Die Gründungsmitglieder des Aktionsbündnisses „Suchtberatung retten” warnten vor den gravierenden Folgen, sollten die finanziellen Rahmenbedingungen nicht verbessert werden. Ein Rückgang der Leistungsangebote sei dann unvermeidbar. Personalabbau drohe. Insbesondere die niederschwelligen Angebote wie Kontaktläden, Safer Use Angebote und Streetwork müssten zurückgefahren werden. Wartezeiten auf Beratungstermine würden zunehmen. Insgesamt würde sich die Versorgungssituation für Menschen mit Suchtproblemen im Land erheblich verschlechtern.
Arbeitsgemeinschaft Sucht in Mannheim
Die Arbeitsgemeinschaft hat das Ziel, die Suchthilfe im Stadtkreis Mannheim zu gestalten und dient der Optimierung von Vernetzung und Kommunikation in den Aufgabenfeldern der Suchthilfe. Die Arbeitsgemeinschaft Sucht besteht aus vier Trägern der Suchthilfe Mannheim: der Fachstelle Sucht BWLV, der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft Suchtberatung des Caritasverbandes e.V. und des Diakonischen Werks und des Drogenverein Mannheim e.V.. (JeLa)