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So geht Denkmalschutz heute: Die Bühlersche Mühle in Heidelberg-Wieblingen: Aus Getreidemühle wird Wohn- und Arbeitskomplex

Gaben einen Einblick in die Bühlersche Mühle in Wieblingen (von links): Thomas Apfel, Denkmalschutzexperte der Stadt Heidelberg, Sandra Albiez, Architektin und Eigentümerin, Jörg Hornung, Leiter des Amtes für Baurecht und Denkmalschutz, Daniel Albiez, Architekt und Eigentümer, und Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck. Im Hintergrund ist der Anbau an das Mühlengebäude, das ehemalige Lager der Mühle, zu sehen: Es wird derzeit umgebaut für eine künftige Wohnnutzung. Foto: Tobias Dittmer

Heidelberg / Metropolregion Rhein-Neckar(red/ak) – Heidelberg – eine Stadt mit mehr als 3.500 geschützten Einzeldenkmälern. Davon werden circa 2.900 als schützenswerte Gebäude oder Sachgesamtheiten, wie Plätze, Straßen und Gebäudegruppen, angesehen. Wie werden diese Gebäude erhalten und gleichzeitig ihre historische Substanz bewahrt? Der Bauherr muss die Chance haben, im denkmalgeschütztem Gebäude Neues zu schaffen, ohne die zu schützenden Gebäudeteile in ihrer Einmaligkeit zu zerstören. Ein gutes Beispiel für die erfolgreiche Sanierung und den Umbau eines Industriedenkmals ist die Bühlersche Mühle im Stadtteil Wieblingen, ein Gehöft aus Wohnhaus, Mühlengebäude mit Wasserbau, Waschküche, Stallflügel, Stallscheune, Hoffläche und Hausgarten, direkt am Neckar gelegen.

Auch Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck plädiert für die denkmalgerechte Sanierung: „Heidelberg ist weltweit für seine Bau- und Kulturdenkmäler bekannt. Wir, als Stadt, nehmen die Aufgabe des Denkmalschutzes sehr ernst, um die Spuren der Heidelberger Geschichte nicht nur zu bewahren und zu schützen, sondern sie für die Menschen erlebbar zu machen. Gleichzeitig ist die fortwährende Nachfrage nach Wohnraum eine der größten Herausforderungen für unsere Stadtplanung. Attraktives Wohnen im Denkmal, eine Symbiose von Denkmalschutz und die Schaffung von Wohnraum ist eine Chance, das Bauen im Bestand attraktiv und nachhaltig zu gestalten und so den historischen Wert unserer Stadt zu erhalten.“

Sanierung der einzelnen Gebäude

Seit 1972 wurde in den Räumen der Mühle nichts mehr verändert, circa 30 Jahre lang lag das Industriedenkmal in einem Dornröschenschlaf, 1990 wurde die Nutzung aufgegeben. Nach Abstimmungen mit den städtischen Behörden und im Konsens mit dem Denkmalschutz wurde der erste Bauabschnitt, das eigentliche Mühlengebäude, in einer Bauzeit von 22 Monaten zu einem Wohn- und Geschäftshaus mit zukünftigem Café in der alten Mühlenstube umgebaut. Die Wohn- und Nutzfläche beträgt rund 1.170 Quadratmeter, durch eine deutliche Steigerung des Gesamtvolumens von 2.992 Kubikmetern vor der Sanierung auf 4.531 Kubikmeter konnte mehr Fläche gewonnen werden.

Durch den aufwendigen Umbau im Bestand von Mai 2018 bis März 2020 wurde das alte Mühlengebäude in einen Mix aus Wohnungen und Büroräumen verwandelt. Im Erdgeschoss ist ein gastronomisches Angebot geplant, die Treppe und die Terrasse vor dem Hauptgebäude laden dazu ein. Büros und Praxisräume sowie vier Wohnungen mit circa 80 und 120 Quadratmetern Größe in den oberen Etagen runden das Gesamtbild ab. Auch der Keller wurde in die Nutzung eingebunden. Direkt neben dem unter dem Haus fließenden Mühlkanal ist hier zusätzlich ein vor Hochwasser sicherer Technikraum entstanden, in dem die gesamte Haustechnik, das eigene Blockheizkraftwerk und der Fahrstuhl integriert wurden.
Momentan wird der Anbau an das Mühlengebäude, das ehemalige Lager der Mühle, umgebaut. Dieses ist ausschließlich für die Wohnnutzung vorgesehen, hier werden auf drei Etagen Wohneinheiten entstehen. Derzeit werden im zweiten Bauabschnitt die statischen Sicherungen und die Ergänzung der Bestandsbauteile vorangetrieben. Alte Arbeitsgeräte wie Plansichter und Gebläse wurden umgelagert. Um die Senkungen innerhalb des Gebäudes zu richten, wurde ein spezielles Verfahren zum Anheben des ganzen Gebäudes mit Hilfe von Hydraulik-Pumpen angewandt. Die Geschossdecken werden danach mit Hilfe von Spezial-Schraubverbindungen und Beton zu einer Holz-Beton-Verbund-Decke ertüchtigt. Die historischen Fenster und Klappläden wurden in den Werkstätten der Justizvollzugsanstalt Mannheim aufgearbeitet und sind bereit, wieder eingesetzt zu werden.

Erhalt des Mühlengefühls / Wiederverwertung alter Rohstoffe

Der architektonische Grundansatz besteht darin, das Alte möglichst zu erhalten und das Neue als solches ablesbar zu machen. Die historischen Merkmale des Gebäudes sollen belassen werden, wo auch immer es möglich und sinnvoll erscheint. Durch einen Bombentreffer am Ende des Zweiten Weltkrieges wurden die oberen Geschosse sehr in Mitleidenschaft gezogen. Dementsprechend ist das Erdgeschoss am besten erhalten und hier der Mühlencharakter am besten spürbar.

Die Umnutzung alter technischer Geräte wie zum Beispiel die Integration der Plansichter in die Fassade, die Umnutzung von alten Mühlsteinen zu Treppenelementen oder der gusseisernen Mühlsteineinfassung als Umrandung des neu gepflanzten Tulpenbaums transferieren die alten Baustoffe in die neue Nutzung. Ein weiteres Ziel war, so viele Baustoffe wie möglich an anderer Stelle wiederzuverwenden. So wurde zum Beispiel gut erhaltenes, altes Holz aus verschiedenen Räumen aufbereitet und an den unterschiedlichsten Orten des Grundstücks wiedereingesetzt, zum Beispiel als Stützbalken, Wandverschlag oder Türeinfriedung.

Ein Exkurs in die Historie

Die Mühle wurde im Jahr 789 zum ersten Mal im Lorscher Codex erwähnt, das Baujahr ist jedoch bis heute unbekannt. Nachdem die Mühle lange Zeit in Besitz der Kirche war, gelangte sie im Zuge der Reformation 1558 in den Besitz des Pfälzer Kurfürsten, der sie an Adelige und hohe Beamte vergab. Im Pfälzer Erbfolgekrieg wurde ganz Wieblingen und somit auch die Mühle niedergebrannt und erst 1728 wiederaufgebaut. 60 Jahre später wurde die Mühle durch den größten bekannten Eisgang und massives Hochwasser schwer beschädigt.

Hermann Helmreich erbaute 1840 direkt im Anschluss an die Mühle eine Nagel- und Drahtfabrik, den ersten Industriebetrieb im Ort. Somit war die Mühle die Keimzelle der Industrialisierung Wieblingens. Kurz danach wurde die Mühle an den Müller Wilhelm Bühler verkauft, dem sie ihren heutigen Namen „Bühlersche Mühle“ verdankt. 1875 brannte die Mühle ein zweites Mal komplett ab, wurde aber restauriert und mit neuen Maschinen versehen. Nun hatte sie zehn Mahl- und Schrotgänge und fünf Walzenstühle. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Mühle, die mittlerweile ein Wasserkraftwerk für Elektrizität erhielt, bei einem Bombenangriff durch zwei Fehlabwürfe schwer beschädigt.

Hintergrund: Wann greift der Denkmalschutz?

Der sogenannte Denkmalwert bestimmt, ob es sich um ein denkmalwürdiges Objekt handelt oder nicht. Ein Objekt muss auf seinen historischen örtlichen und zeitlichen Kontext hin befragt werden. Vermittelt ein Objekt anschaulich eine wichtige Information, zum Beispiel zu historischen Bauformen, Handwerkstechniken, Nutzung oder Lebensweisen der Vergangenheit, so spricht man vom Zeugniswert des Denkmals, der umso höher ist, je mehr von der originalen Substanz erhalten ist. Ist der Zeugniswert bestimmt, so liegt in der Regel auch ein Interesse an der Erhaltung und Nutzung des Gegenstandes aus wissenschaftlichen Gründen vor. Gebäude haben dann einen schützenswerten Denkmalwert, wenn an ihrer Erhaltung aus wissenschaftlichen, künstlerischen oder heimatgeschichtlichen Gründen ein öffentliches Interesse besteht. Ein Gebäude kann auch aus einer Kombination mehrerer Gründe als Kulturdenkmal eingestuft werden.

Ergänzend: Unter www.heidelberg.de/hd/HD/Leben/Denkmalschutz.html wird ein Einstieg in das Thema Denkmalschutz geboten.

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