Ludwigshafen / Metropolregion Rhein-Neckar – Zum Kurswandel des Klinikum-Chefs Hans-Friedrich Günther (die Entscheidung zur Schließung der Geburtshilfe-Station wurde in den September verschoben) und zur Unterschriftenaktion der Frauenärzte äußern sich für die Stadtratsfraktion „Bürger für Ludwigshafen” der Fraktionsvorsitzende Hans-Joachim Spieß (63, parteilos), und der Fraktionsgeschäftsführer Timo Weber (45, parteilos).
Hans-Joachim Spieß leitet ein:
Den plötzlichen Kurswechsel des Klinikum-Chefs nehmen wir mit gemischten Gefühlen zur Kenntnis. Einerseits freuen wir uns für die Mitarbeiter, dass die Geburtshilfe zumindest bis Ende des Jahres erhalten bleibt. Andererseits geht die Zitterpartie für die Mitarbeiter nun weiter. Der Zeitpunkt des Kurswechsels überrascht uns allerdings. Die Frage, ob das Klinikum als Maximalversorger weiterhin finanziell gefördert wird, wenn keine Geburtshilfe vorgehalten wird, war in der Vergangenheit auch nicht geklärt. Auch muss die Frage erlaubt sein, warum die Frankenthaler Stadtklinik einen neuen Kreißsaal baut, obwohl dort weniger Geburten verzeichnet werden als im Ludwigshafener Klinikum. Das Argument der fehlenden Wirtschaftlichkeit im Klinikum stellen wir daher in Frage.
Timo Weber fährt fort und schließt ab:
Unterdessen schlagen die betroffenen Ärzte in Ludwigshafen und der Region Alarm. Über 50 Frauenärzte haben sich zusammengeschlossen und einen Offenen Brief an die Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (SPD) und an alle Aufsichtsrats-Mitglieder des Klinikums geschickt. Darin heißt es, dass sich eine Schließung der geburtshilflichen Abteilung „massiv auf die Versorgung der schwangeren Patientinnen auswirken” würde. Schon jetzt gebe es „Engpässe bei der Terminvergabe sowie der ambulanten und stationären Behandlung”. Ein weiteres Problem sehen die Frauenärzte in der Tatsache, dass das Marien-Krankenhaus als christliche Institution keine „Abbrüche bei Fehlbildungen nicht lebensfähiger Feten” durchführt. Wir appellieren an die Oberbürgermeisterin und an alle Aufsichtsratsmitglieder, sich mit den zahlreichen Argumenten der Frauenärzte bei der Entscheidung über die Schließung der Geburtshilfe-Station intensiv auseinanderzusetzen.