Ludwigshafen – Vom Online-Poker leben: Kann das wirklich gehen?

Ludwigshafen / Metropolregion Rhein-Neckar – Viele kennen Online-Poker, spätestens seit der weltweiten Verbreitung der Variante “Texas Hold’em” ist das wohl taktischste Kartenspiel zum beliebten Freizeitvergnügen geworden. Zuletzt wurde sogar der Wolfsburger Bundesliga-Profi Max Kruse mit seiner Pokerleidenschaft bekannt – bei der Deutschen Poker Meisterschaft 2022 erreichte er den zweiten Platz und gewann immerhin noch knapp 50.000 Euro Preisgeld. Viele Spieler fragen sich daher, ob sie mit einer Konzentration auf Online-Poker dauerhaft ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Ein Hirngespinst oder realistische Option?

Leben wie ein Poker-König

Kein stressiger Arbeitsweg, Termindruck oder übellaunige Kollegen – stattdessen nach dem Frühstück an den Computer setzen und sein Geld mit einem Tag voller Poker-Partien verdienen: Wohl jeder Spieler hat schon einmal darüber nachgedacht. Dass dies möglich ist, zeigen prominente Beispiele wie der erfolgreichste deutsche Pokerspieler Fedor Holz. Der 29-Jährige begann seine Karriere in einer kleinen WG, in der er am heimischen PC mit Online-Poker begann. Mit einigem Erfolg: Holz gewann bereits im Jahre 2014 World Championship of Online Poker und hat sich mittlerweile ein Vermögen von über 47 Millionen Dollar erspielt. Als Geheimnis seines frühen Erfolges gibt er an, sich anfangs intensiv mit den Poker Regeln befasst und monatelang mit anderen Spielern in speziellen Online-Foren ausgetauscht zu haben. Allerdings hat er auch einen Intelligenzquotienten von 155, was ihm auch den Spitznamen “German Wunderkind” einbrachte. Ist sein Erfolg also ein merkwürdiger Einzelfall, oder können sich andere Spieler von diesem Werdegang etwas abschauen?

Für nachhaltigen Erfolg muss man wieder die Schulbank drücken

Zugegeben, ein wacher Geist ist beim professionellen Pokerspielen recht vorteilhaft. Sieht man sich die erfolgreichsten Pokerspieler der Welt jedoch etwas genauer an, scheinen vor allem Talent, eine schnelle Auffassungsgabe und vor allem die Bereitschaft zu stetigem Lernen wichtiger zu sein. So ist Poker nur auf den ersten Blick ein sehr taktisches Spiel, in dem es besonders auf das “Bluffen” ankommt. Im Gegenteil hat das Spiel sehr viele mathematische Komponenten. So ist die Anzahl der Karten begrenzt, jede aufgedeckte Karte und Aktion der Mitspieler kann einem also etwas über die gehaltenen Blätter verraten. Auch spielen die Grundlagen der Wahrscheinlichkeitsrechnung eine große Rolle: So kann mit jeder bekannten Karte die Wahrscheinlichkeit eingegrenzt werden, mit der ein gegnerischer Spieler eine bestimmte Kartenkombination hält. Diese kann man mit den eigenen Gewinnchancen abgleichen und so langfristig das eigene Risiko minimieren.

Verfeinerung der Strategien

Auch spielen immer die eigene Sitzposition am Tisch und die Mindesthöhe der Einsätze eine Rolle. So kann es in einer Situation förderlicher sein auszusteigen, während die gleiche Konstellation am Ende einer Aktionsrunde mit einem Einsatz zu beantworten ist. Erst nach dem sicheren Beherrschen dieser Grundlagen sollten Spieler sich eingehender mit den Strategien der Täuschung (Bluffs) im Poker beschäftigen. Welche Pokervariante dabei bespielt wird, ist übrigens weitgehend gleichgültig – Texas Hold’em ist jedoch mittlerweile die am weitesten verbreitete Spielweise.

Aller Anfang ist schwer

Wer herausfinden möchte, ob das professionelle Online-Poker für ihn eine Option zum Geldverdienen sein kann, muss sich daher erst mehrere Monate intensiv mit der Materie und vor allem den mathematischen Grundlagen beschäftigen. Dabei sollten die erlernten Taktiken jedoch von Anfang an gleichzeitig in Online-Partien mit echtem Geld erprobt werden – Pokerturniere mit Spielgeld werden zwar angeboten, machen jedoch wenig Sinn, da sich die Spieler hier oft irrational verhalten. Stattdessen sollte gleich zu Beginn der Pokerkarriere mit niedrigen Einsätzen gespielt werden, zum Beispiel mit Mindesteinsätzen von 0,05 und 0,10 Euro. So kann das bereits Erlernte unter echten Bedingungen geprobt werden, bei weiterem positiven Lernverlauf werden dann die Mindesteinsätze schrittweise gesteigert. Auch sollte man sich den berühmten Spieler Fedor Holz zum Vorbild nehmen und jede Gelegenheit wahrnehmen, sich in Foren oder bei Online-Treffen mit Gleichgesinnten über das Pokerspiel auszutauschen. Wer hier am Ball bleibt und sich wirklich über Wochen und Monate intensiv mit dem Thema beschäftigt, kann durchaus die Chance erhalten, einmal bei einem großen Online-Turnier auf den vorderen Plätzen zu landen und hohe Preisgelder oder Luxus-Armbanduhren zu gewinnen.

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