Mannheim / Metropolregion Rhein-Neckar.
„Pflaster für die Seele“
Vesperkirche: Medizinische Betreuung durch Johanniter und Ärzte.
Der Gastraum ist wie ein Wartezimmer, die mobile Praxis der Johanniter wird zum Behandlungsraum: Die Gäste der Mannheimer Vesperkirche erhalten während der vierwöchigen Aktion auch medizinische Betreuung. Vielen hilft aber vor allem das persönliche Gespräch. „Unser Einsatz sorgt generell für Linderung, aber natürlich nicht immer für Heilung, wenn es um echte gesundheitliche Probleme geht“, erläutert Johanniter Rainer Reiss, wenn es um die diesjährige medizinische Versorgung geht. „Auch wenn wir nicht immer die gleiche Sprache sprechen oder bei chronischer Erkrankung für absolute Genesung sorgen können“, erzählt seine Kollegin Kerstin Thelen, „das persönliche Gespräch steht an erster Stelle.“ Kerstin Thelen ist seit zehn Jahren im Team der Johanniter im Einsatz. Gemeinsam mit ihren Kollegen kann sie die Gäste oft über Tage beobachten, auf sie zugehen, oder ansprechen, ob sie Hilfe brauchen. Am Ende zählt nur eines: „Wir nehmen die Menschen ernst. Das schafft Vertrauen.“
Fach-Ärzteteam im Einsatz. Auch Zahnarzt bietet Termine an.
Ähnliches berichtet auch Dr. Birgit Wieth, Allgemeinmedizinerin aus Mannheim. Sie ist neben vier weiteren Ärzten, ebenfalls ehrenamtlich im Rahmen der medizinischen Versorgung im Einsatz. Einmal wöchentlich bietet sie während der Zeit der Vesperkirche ihre Hilfe als Ärztin an. Auf die Frage, welche Patienten zu ihr kommen, antwortet sie: „Der Range ist groß, es ist alles dabei. Es gibt viele ältere Menschen, die besorgt sind, über zu hohe Blutdruckwerte, aber auch junge Menschen, die schlecht verheilte Wunden haben oder extrem trockene Haut, weil sie auf der Straße leben.“ Desolate Zustände gäbe es viele. Der direkte Zugang zum Arzt falle den meisten oft schwer, sei es aus Scham oder weil nicht krankenversichert, oder das nötige Medikament zu teuer ist. Birgit Wieth hat über zehn Jahre als leitende Notfallärztin in einem Mannheimer Krankenhaus gearbeitet. Einen obdachlosen Patienten hätte sie aber nie mit Privatrezept zur nächsten Apotheke geschickt, erzählt sie. „Wovon soll dieser Mensch das denn bezahlen?“.
Folgende weiteren Ärzte sind in diesem Jahr im Einsatz: Dr. med. Martin Borggrefe (Allgemeinmediziner), Dr. med. Christian Menges (Nervenheilkunde) und Dr. med. Jonas Herrmann (Allgemeinmediziner).
Auch ein Zahnarzt bietet in diesem Jahr wieder Möglichkeiten zur Untersuchung an: Dr. Florian Gethöffer steht einmal wöchentlich mit einer Sprechstunde direkt vor Ort zur Verfügung. Abwechselnd ist durch das insgesamt fünfköpfige Team und die Kollegen der Johanniter immer wieder ein Tag an den Wochentagen montags bis freitags jemand für die Gäste der Vesperkirche ansprechbar und die medizinische Versorgung abgedeckt. Dank der mobilen Arztpraxis der Johanniter, die die kompletten vier Vesperkirchen-Wochen über bei der CityKirche Konkordien steht, stehen den medizinischen Helfer sehr gute Räumlichkeiten zur Verfügung, um sich außerhalb des Gastraums mit den Anliegen und Nöten der Vesperkirchen-Gäste zu befassen. „Wir sind sehr dankbar, dass die Johanniter diese mobile Praxis unserer Vesperkirche zur Verfügung stellen“, sagt Pfarrerin Anne Ressel. Auch Verbandsmaterial oder Medikamente stehen zur Verfügung.
Die 26. Mannheimer Vesperkirche startete am 8. Januar und endet am 5. Februar 2023. Sie wird getragen von der Evangelische Kirche Mannheim und ihrem Diakonischen Werk. Neben einem warmen Mittagessen bietet sie Hilfebedürftige ein breites Sozialberatungsangebot. Geöffnet ist sie täglich von 11 bis 15 Uhr. Mittagessen bis 14 Uhr. Die Aktion kostet pro Jahr rund 150.000 Euro. Unterstützung für die ausschließlich durch Spenden finanzierte Aktion ist daher willkommen. Spendenkonto: Evangelische Kirche Mannheim, Sparkasse Rhein Neckar Nord, IBAN: DE44670505050039003007, BIC: MANSDE66XXX, Stichwort: Vesperkirche. Infos: www.vesperkirche-mannheim.de, Foto: Jessica Lammer. (JeLa)
Foto DW/Lammer: Schnell und unkompliziert mit mobiler Arztpraxis. Zwei weitere Johanniter, die neben Kerstin Thelen und Rainer Reiss, im Einsatz sind: Franziska Dörr und Jonathan Tillmann.
QUelle: Diakonisches Werk
der Evangelischen Kirche Mannheim