Mosbach / Metropolregion Rhein-Neckar
Jürgen Dusel, Bundesbeauftragter für Menschen mit Behinderung, hat die Johannes-Diakonie besucht
Im Berufsbildungswerk Mosbach-Heidelberg beantworteten Jürgen Dusel (M.) und Referentin Frauke Kane Fragen von BBW-Leiter Dr. Martin Holler (r.) und BBW-Auszubildenden.
Bundesteilhabegesetz, Inklusion, Barrierefreiheit – lang war die Liste der Themen, die Jürgen Dusel bei seinem Besuch in der Johannes-Diakonie begleiteten. Der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung sammelte bei einem der größten Anbieter von Leistungen der Eingliederungshilfe in Baden-Württemberg viele Eindrücke. Er trat in den Austausch mit dem Johannes-Diakonie-Vorstand, suchte aber vor allem den Kontakt mit den direkt Betroffenen vor Ort, in diesem Fall Werkstatt-Beschäftigten der Johannes-Diakonie und Auszubildenden des Berufsbildungswerks (BBW) Mosbach-Heidelberg. Diese berichteten von ihren Erfahrungen und aktuellen Hemmnissen für Inklusion, formulierten Anliegen und stellten dem Bundesbeauftragten viele Fragen zu dessen Arbeit.
Erste Station war die Werkstatt am Sportplatz der Johannes-Diakonie. Dort gingen Jürgen Dusel und seine Referentin Frauke Kane in den Austausch mit gewählten Vertretern und -Vertreterinnen der Werkstatt-Beschäftigten, den Werkstatträten. Integration auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt und die zukünftige Ausrichtung der Werkstätten waren bestimmende Themen. Dabei wurden durchaus unterschiedliche Erwartungen deutlich. „Warum kommen so wenige Menschen mit Behinderung auf den allgemeinen Arbeitsmarkt?“, fragte eine der Beschäftigten. Eine andere stellte fest: „Ich arbeite gerne in der Werkstatt und möchte dort bleiben.“ Beide Anliegen hätten ihre Berechtigung, so Dusel. Denn bei der Art der Beschäftigung von Menschen mit Behinderung gebe es kein richtig oder falsch. Bei allem Bemühen um Vermittlung auf den allgemeinen Arbeitsmarkt könne auch die Werkstatt die richtige Wahl sein: „Wichtig ist, dass Sie diese Wahl haben.“
In den Mosbacher Werkstätten kam Jürgen Dusel (3. v. l.) ins Gespräch mit Leitungskräften und Werkstatt-Beschäftigten der Johannes-Diakonie.
Zuvor hatte der Vorstandsvorsitzende der Johannes-Diakonie, Martin Adel, auf die Schwierigkeiten bei der Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes (BTHG) hingewiesen. Bürokratie und fehlende Finanzierung behinderten dessen Umsetzung. „Inklusion gibt es nicht umsonst“, schloss der Vorstandsvorsitzende. Jürgen Dusel verwies in diesem Zusammenhang auf das Motto seiner Amtsführung „Demokratie braucht Inklusion“. Es sei Aufgabe des Staates dafür zu sorgen, dass auch Menschen mit Behinderung ihre Rechte wahrnehmen und sich frei entfalten könnten.
Den Schwenk vom Arbeitsleben hin zur Ausbildung machten Dusel und Kane anschließend mit einem Besuch im Berufsbildungswerk der Johannes-Diakonie. Nach der Begrüßung durch BBW-Leiter Dr. Martin Holler stellten die BBW-Auszubildenden dem Bundesbeauftragten in der Aula viele Fragen. Diese betrafen Wege auf den allgemeinen Arbeitsmarkt, die immer noch vorhandene Stigmatisierung von Menschen mit Unterstützungsbedarf, aber auch Dusels Werdegang und Amtsführung. Dusel berichtete sehr persönlich von eigenen Erfahrungen als sehbehinderter Mensch, riet den Auszubildenden Hilfsangebote auf dem Weg ins Arbeitsleben anzunehmen, sich zu vernetzen, vor allem aber, sich auf die eigenen Stärken zu besinnen. „Lassen Sie sich nicht kleinmachen“, forderte er auf. „Sie sind gut qualifiziert und auf dem Arbeitsmarkt gesucht.“
Quelle: Johannes-Diakonie Mosbach
Fotoquelle: Andreas Lang