Worms / Metropolregion Rhein-Neckar – Ein bitteres Ende des Halloween-Festes “Tierisches Halloween” im Tiergarten erlebten mehrere Gäste am vergangenen Samstag, als sie zu ihren Autos zurückkehrten. Das vom Tiergarten veranstaltete fest zog mit 4200 Menschen mehr Besucher an als erwartet, es entstand eine unübersichtliche Park- und Verkehrssituation. Insbesondere in den Strassen Ludwigslust und Friedrichsweg entstand ein Park- und Verkehrschaos.
Diverse Besucher, die aus der näheren aber auch aus der weiteren Umgebung angereist waren, fanden schlicht keine Parkplätze mehr. Dies führte insgesamt zu einer starken Beeinträchtigung der Zufahrtswege zum Tiergarten, da weit über 100 Autos in Folge einfach im Halte- bzw. Parkverbot abgestellt wurden und vom Ordnungsamt daraufhin mit Bussgeldern geahndet oder gar abgeschlept wurden.
Die MRN-News.de-Redaktion erreichte dazu eine Leserzuschrift:
Liebe Redaktion,
gerne möchten wir Ihnen über eine Maßnahme des Ordnungsamts Worms berichten, die aus unserer Sicht so nicht hätte stattfinden sollen.
Im Tiergarten Worms fand am heutigen Samstag von 16 bis 21 Uhr das Helloween-Fest statt. Veranstaltungen des Tiergarten sind immer sehr gut besucht und die Parkplätze auch immer überfüllt. Die Gäste parken daher an den Rändern der Zufahrtsstraßen im absoluten Halteverbot. In den vergangenen Jahren war das stets erlaubt.
In diesem Jahr war das Fest leider ausgesprochen schlecht organisiert, so war zum Beispiel Essen und Getränke bereits um 19 Uhr ausgegangen und mangels Beleuchtung musste das Kürbisschnitzen um dieselbe Uhrzeit auch abgebrochen werden. Darum soll es hier allerdings nicht gehen.Als wirklich ohne jedes Augenmaß empfanden wir die Maßnahme des Ordnungsamtes, die falsch geparkten Fahrzeuge abzuschleppen (wir selbst waren übrigens nicht betroffen). Natürlich ist das vom Prinzip her völlig korrekt. Nur stelle man sich vor, wie Familien mit ihren kleinen Kindern abends von einem wirklich unbefriedigenden Fest den Weg nach Hause antreten wollen und dann feststellen, dass ihr Auto abgeschleppt wurde.
Wenn man weiß, dass die Zufahrtswege sich wirklich mitten im Wald befinden, kann man sich vorstellen, was das Ordnungsamt hier aus Prinzipienreiterei den betroffenen Familien hier zumutet, zumal weder eine Behinderung des Verkehrs noch eine unmittelbare Gefahrensituation durch die allermeisten falschparkenden Autos gegeben war.
Wir hatten uns deswegen die Mühe gemacht, beim Ordnungsamt anzurufen, um einen freundlichen Hinweis zu geben, dass eine solche Maßnahme womöglich zwar korrekt und rechtmäßig, aber eben nicht verhältnismäßig ist, zumal sich eben auch viele Stammgäste darauf verlassen haben dürften, dass wie in den vorangegangenen Jahren hier keine Abschleppaktion stattfindet.
Die Mitarbeiterin, mit der wir sprachen, war erkennbar und nachvollziehbar im Stress, da sie sich eben wirklich mitten in der Durchführung der Maßnahme befand. Dennoch sollte man ja denken, dass diejenige Person, die die Maßnahme angeordnet hat, hätte erreichbar sein sollen, um die Verhältnismäßigkeit nochmal abzuwägen.
Stattdessen bekamen wir zur Antwort, dass der Tiergarten vor der Veranstaltung nicht wie in den vergangenen Jahren dem Ordnungsamt Bescheid gegeben hätte und sich die Betroffenen daher beim Tiergarten beschweren sollten und nicht bei der durchführenden Behörde.
Für uns ist hängengeblieben, dass hier Familien für einen Fehler des Tiergarten bestraft werden. Das ist einfach nicht in Ordnung, auch wenn das Ordnungsamt hier natürlich im Recht ist.Hätte man nicht fairerweise den Tiergarten über die anstehende Maßnahme unterrichten sollen, damit diese ihre Besucher per Lautsprecherdurchsage hätten informieren können? Und hätte es nicht gereicht, wenigstens die offensichtlich weder behindernd noch gefährdend Parkenden lediglich mit einem Ordnungsgeld zu belegen?
Auf Nachfrage bei der Pressestelle der Stadt Worms, erklärte Pressesprecher Daniel Fröb, dass es tatsächlich zu diversen Sanktionen gegen Falschparker gekommen sei. Die Verkehrssituation sei aufgrund des Besucherzustroms immer unübersichtlicher geworden und viele Besucher hätten ihre Fahrzeuge daher auch an unzulässigen Orten im Parkverbot abgestellt, was den Verkehrsfluss und die Verkehrssicherheit stark negativ beeinträchtigt habe und ein Eingreifen der Ordnungsdienste nötig machte. Hierbei seien 132 Bussgelder verhängt und 20 Abschleppvorgänge, auch auswärtiger Gäste, vollzogen worden. Alle Massnahmen seien erforderlich gewesen, um die Verkehrssicherheit und den geordneten Verkehrsfluss zu gewährleisten.
Der unvermutet große Besucherzustrom zum Fest habe Veranstalter und Stadt überrascht, wodurch reguläre Parkplätze schnell ausgelastet gewesen seien. Die Behörden hätten deshalb eingreifen müssen und ahndeten Parksünder bzw. begannen falschparkende Autos, die den Verkehr besonders beeinträchtigten abzuschleppen.
Ob eine Durchsage an die Falschparker zu einer rechtzeitigen Entlastung der Situation geführt hätte und ob mildere Massnahmen möglich gewesen seien, mochte Fröb nicht beurteilen. Dies läge im Ermessen der zuständigen Ordnungsbeamten.
“Jeder Verkehrsteilnehmer ist selbst verantwortlich, sein Auto verkehrsgerecht abzustellen.”, so Fröbe. Ansonsten müsse man grundsätzlich damit rechnen, dass Sanktionen ergriffen würden. Es seien lediglich Abschleppvorgänge eingeleitet worden, bei denen eine dringende verkehrssicherheitliche Erfordernis aufgrund groben Falschparkens bestand, alle anderen seien mit Bussgeldern bedacht worden.
Die Auffassung, das eine ansonsten als Park- oder Halteverbot gekennzeichnete Fläche während einer Veranstaltung eigenhändig von den Verkehrsteilnehmern als Parkmöglichkeit genutzt werden könne, nur weil dort früher keine Massnahmen erfolgten, sei schlichtweg eine Fehlannahme.
Wieviel Geld durch die Bussgelder und Abschleppvorgänge an die Stadt fliessen werden, konnte Fröb nicht benennen. Dies sei aber auch kein vorrangiges Motiv für Bussgeldsanktionen. Es gehe vorallem um die Verkehrssicherheit.
Verständlicherweise war der Ärger bei den Sanktionierten, darunter auch viele Familien, groß. Die Frage bleibt, ob ein wenig mehr Fingerspitzengefühl seitens der Ordnungsbeamten angebracht gewesen wäre und man zumindest den Versuch hätte unternehmen können, Falschparkern durch eine Durchsage im Tiergarten eine Möglichkeit einzuräumen, ihre Autos umzuparken, bevor teure Bussgelder und Abschleppmassnahmen eingeleitet wurden. Auch der Tiergarten als Veranstalter kommt an dem Verkehrschaos eine gewisse Verantwortung zu.
Bleibt zu hoffen, dass für das nächste Fest eine bessere Parkplatzsituation geschaffen und die Kommunikation zwischen Veranstalter und Ordnungsbehörden wieder verbessert bzw. der Besucherzustrom rechtzeitig begrenzt wird. Auch die Falschparker sollten sich hinterfragen, ob es sich lohnt, parkbeschränkte Verkehrsflächen eigenmächtig zu Parkplätzen umzufunktionieren.
(Text: Raphael Ebler, Foto: Symbolbild)