Speyer / Metropolregion Rhein-Neckar.
Größer als alles Lob“
Festgottesdienst an Mariä Geburt mit Feier des 20. Jahrestag der Bischofsweihe von Karl-Heinz Wiesemann
Am 8. September 2002 empfing Dr. Karl-Heinz Wiesemann, seit 2008 Bischof von Speyer, in Paderborn die Bischofsweihe und übernahm das Amt des Weihbischofs in seinem Heimat-Erzbistum. In einem Gottesdienst im Speyerer Dom am Festtag Mariä Geburt wurde dieses Jubiläum gefeiert. Dabei richtete sich der Bischof mit persönlichen Worten an die Mitfeiernden, darunter viele Priester und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bistums. Er berichtete davon, wie ihn damals die Nachricht ereilt habe, dass er zum Weihbischof ernannt worden sei. Wie er sich in einer bereits davor geplanten Woche der Stille auf dieses Amt gedanklich eingestimmt habe und schließlich nach Speyer gekommen sei. Im Laufe seiner Amtszeit sei es ihm immer wichtiger geworden, in sich und in seine Umgebung hineinzuhören.
Bischof Wiesemann berichtete auch, was ihm bei allen Herausforderungen und aller Veränderung immer wieder Kraft und Mut gegeben habe: die Erkenntnis, dass Gott durch seine Verborgenheit und Unergründlichkeit Menschen immer wieder zum Wachsen, zum über sich Hinauswachsen bringe. Dies kommt auch im Leitspruch des Bischofs zum Ausdruck, den er sich vor seiner Weihe ausgesucht habe. Er lautet: „Maior omni laude – Größer als alles Lob“. Dieser Halbsatz ist das Herzstück der zweiten Strophe aus dem eucharistischen Hymnus „Lauda Sion“, den Thomas von Aquin im 13. Jahrhundert verfasst hat. Der Text sagt aus, dass Gott immer größer ist als alle menschlichen Vorstellungen. Dass Gott nie zu greifen sei, sei für ihn keine Entmutigung, sagte Wiesemann, sondern habe ihn immer in einer Spannung gehalten und ermutigt, den Weg durch diese Zeit als Bischof mit Gottvertrauen weiterzugehen. „Du Herr musst uns führen und immer wieder neue Horizonte aufschließen. Wir sind nicht die Herren des Glaubens und wir haben keine Macht“, fasste er diese Erkenntnis zusammen.
Wiesemann sprach auch die mehrmonatige Auszeit zu Beginn des Jahres 2021 an. Damals hatten ihn die Aufgaben als Diözesanbischof an die Grenzen seiner Belastbarkeit geführt. In der Theologie und Spiritualität des hl. Ignatius von Loyola, die danach fragen, wo Menschen Trost erfahren, habe er jedoch Stärkung für sich und die Fortführung seiner Tätigkeit als Bischof geschöpft.
Offen sprach der Bischof von Speyer auch die aktuellen Herausforderungen einer sich verändernden Kirche an. Er bat, mit Blick auf die anstehende Synodalversammlung, um Gebete für ein gutes Weitergehen des synodalen Weges und rief dazu auf, Kirche als Ausdruck von Lebendigkeit immerzu zu erneuern. Am Ende des Gottesdienstes richtete Wiesemann noch einmal ausdrückliche Worte des Dankes an seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: „Alleine geht nichts, auch nicht als Bischof, nur im Miteinander!“
Zum Abschluss wandte Weihbischof Otto Georgens sich in einem kurzen Grußwort an Bischof Wiesemann und die versammelten Menschen. Wohl seien die 20 Jahre kein silbernes oder goldenes Jubiläum. Ein Grund zum Innehalten und ein Anlass zu Danken seien sie allemal, so der Weihbischof. „Wir danken Dir für 20 Jahre bischöflichen Dienst in der Pfalz und in der Saarpfalz. Viele Menschen in unserer Kirche, in der Ökumene, Menschen aus dem öffentlichen Leben – schätzen Dich und schenken Dir ihr Vertrauen“, wandte Georgens sich direkt an den Bischof. Als Seelsorger sei er immer auf Dialog und Ausgleich bedacht.
Die Dommusik bereicherte die Feier durch die Mitwirkung der „Schola gregoriana“ mit gregorianischen Gesängen zu diesem Marienfest. Im Anschluss an die Messfeier waren alle Anwesenden zu einem Umtrunk in der Vorhalle des Doms geladen.
Dr. Karl-Heinz Wiesemann, Bischof von Speyer
Karl-Heinz Wiesemann wurde 1960 im ostwestfälischen Herford geboren. Die Priesterweihe empfing er 1985 in Rom. Nach Kaplansjahren und Promotion war er Pfarrer in Menden-Bösperde und Propst in Brilon. 2002 folgte die Bischofsweihe in Paderborn, die Ernennung zum Titularbischof von Macriana Minor (heutiges Tunesien) und die Tätigkeit als Weihbischof in dem westfälischen Erzbistum. Die Berufung am 19. Dezember 2007 durch Papst Benedikt XVI. zum Bischof von Speyer führte ihn 2008 in den Südwesten Deutschlands. Für sein Amt als Bischof hat Wiesemann den Wahlspruch „Maior omni laude – Größer als alles Lob“ ausgewählt. Er ist dem eucharistischen Hymnus „Lauda Sion“ des heiligen Thomas von Aquin entnommen
Als Bischof ist es Wiesemann wichtig, in einer Phase großer gesellschaftlicher Umbrüche den Menschen Halt und Orientierung durch den christlichen Glauben zu vermitteln. Er sieht die Gesellschaft wie auch die Kirche vor die Aufgabe gestellt, die Zeichen der Zeit zu erkennen und neue Antworten zu finden auf die aktuellen Herausforderungen.
2015 wurden unter seiner Leitung ein neues Seelsorgekonzept für das Bistum eingeführt und 70 neue Pfarreien gegründet. Mit pastoralen Initiativen ist Wiesemann auf konfessionsverbindende Paare, auf Geschiedene und Wiederverheiratete sowie auf homosexuell veranlagte Menschen zugegangen. Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise 2015 hat Wiesemann die diözesane Hilfsaktion „Teile und helfe“ ins Leben gerufen. Immer wieder macht er deutlich, dass ihm die Begegnung und der offene Austausch mit Betroffenen des sexuellen Missbrauchs wichtig sind. Wiesemann leitet aus diesen Begegnungen auch Empfehlungen für die Arbeit im Bistum und seine Mitwirkung beim Reformprojekt Synodaler Weg ab. Innerhalb dieses gemeinsamen Reformweges von Bischofskonferenz und ZdK arbeitet er im Synodalforum „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag“ maßgeblich mit.
In der Deutschen Bischofskonferenz führte Bischof Wiesemann zunächst die Jugend-Kommission von 2011 bis 2016. Von 2016 bis 2021 hatte er den Vorsitz der Glaubenskommission. Seit 2021 ist er stellvertretender Vorsitzender der Liturgie-Kommission und zugleich Mitglied der Ökumene-Kommission. Von 2013 bis 2019 war Bischof Wiesemann außerdem Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Deutschland.
Wichtige diözesane Ereignisse fanden unter Bischof Wiesemanns Verantwortung statt, darunter das 950-jährige Domweihjubiläum im Jahr 2011, der Ökumenische Kirchentag “Aufstehen zum Leben” 2015 in Speyer und 2017 das 200-jährige Jubiläum der Neugründung des Bistums Speyer sowie im gleichen Jahr die Beisetzung von Altbundeskanzler Helmut Kohl. 2020 hat das Bistum unter Wiesemanns Leitung einen Visionsprozess gestartet, der unter dem Leitwort “Segensorte” ein Zukunftsbild der Kirche von Speyer zeichnet. Derzeit läuft auf diesem Hintergrund ein breit angelegter Strategieprozess, der das Bistum zukunftsfähig machen, pastorale Schwerpunkte herausarbeiten und Sparauflagen erfüllen soll.
Bischof Wiesemann ist sehr musikalisch und liebt das Klavierspiel. Immer wieder macht er auch deutlich, dass er Spaziergänge und Wanderausflüge in seinem Bistumsgebiet, vor allem im Pfälzer Wald, sehr schätzt.
Bildunterschrift:
Festgottesdienst an Mariä Geburt am 8. September 2022 mit Feier des 20. Weihejubiläums von Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann © Pressestelle Bistum Speyer, Foto: Klaus Landry
Quelle Bistum Speyer