Ludwigshafen / Metropolregion Rhein-Neckar – Der russische Gaslieferer Gazprom hat heute angekündigt, die Lieferungen durch Nord Stream 1 von aktuell 40 % auf 20 % der möglichen Liefermenge zu halbieren. Zu den damit verbundenen Auswirkungen auf die BASF in Ludwigshafen äußert sich für die Stadtratsfraktion „Bürger für Ludwigshafen“ der Fraktionsgeschäftsführer Timo Weber (44, parteilos):
40 % der möglichen Liefermenge sind die magische Grenze, bei der Deutschland ohne Gasnotstand durch den Winter kommen kann. Die Reduktion auf nun 20 % wird vor allem Ludwigshafen sehr hart treffen. Tausenden Mitarbeitern der BASF drohen Kurzarbeit oder – im Extremfall – die Entlassung.
Eine Lösung des Problems könnte dabei das sogenannte „Fracking“ sein, also das Aufbrechen von Gas-Lagerstätten mittels hydraulischer und chemischer Hilfsmittel. Vor allem in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen schlummern riesige Erdgasvorkommen, die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) schätzt die technisch förderbaren Schiefergasressourcen in einer Tiefe von 1000 bis 5000 Metern zwischen 320 und 2030 Milliarden Kubikmeter. Bei einem deutschen Jahresverbrauch an Erdgas von ca. 90 Milliarden Kubikmeter könnte sich Deutschland mehrere Jahre lang komplett selbst versorgen – ohne auf Putin angewiesen zu sein. Fracking wurde in Deutschland seit den 60’er Jahren erfolgreich angewendet, allerdings wurde es in Deutschland im Jahre 2016 aus politischen Gründen verboten.
In diesem Zusammenhang müssen wir die Energieexpertin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Claudia Kemfert, scharf kritisieren. In den Medien spricht sie sich gegen Fracking in Deutschland aus, da sie dies für nicht wirtschaftlich hält und Gefahren für die Umwelt sieht. Die BASF solle dabei laut Frau Kemfert nicht an der Vergangenheit festhalten und stattdessen Energie einsparen. Frau Kemfert zeigt hier eklatante Wissenslücken, denn 40 % des verwendeten Gases in der BASF werden als Rohstoff für die Herstellung wichtiger Basischemikalien wie beispielsweise Ammoniak, Acetylen oder auch für Wasserstoff verwendet. Hier kann die BASF nicht einfach so auf die Schnelle auf einen anderen Energieträger umstellen, sondern ist auf den Rohstoff Gas angewiesen. Auch die genannten Umweltrisiken halten führende Experten wie der ehemalige Präsident der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), Kümpel, für übertrieben. Der Direktor des Instituts für Bohrtechnik und Fluidbergbau an der TU Bergakademie Freiberg, Mohammed Amro, hält Fracking in Deutschland ab einer Tiefe von 1000 Metern für sicher.
Wir fragen uns: Was macht mehr Sinn – Teures Fracking-Gas aus den USA mithilfe von dreckigen Diesel-Tankerschiffen nach Deutschland transportieren oder stattdessen einfach das Gas billig in Deutschland selbst fördern? Wir appellieren deshalb an die beiden Ludwigshafener Bundestagsabgeordnete Christian Schreider (SPD) und Prof. Dr. Armim Grau (Bündnis 90 Die Grünen), sich für Fracking in Deutschland als Übergangslösung einzusetzen. Es drohen sonst Verwerfungen in der Gesellschaft – nicht nur in Ludwigshafen.
Quelle: Bürger für Ludwigshafen