Heidelberg / Metropolregion Rhein-Neckar(red/ak) – Die Debatte um die Gedenkkugel zur Erinnerung an die lesbischen Opfer des Nationalsozialismus im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück steht im Mittelpunkt einer Diskussionsveranstaltung zum Abschluss der Vortragsreihe „Lesben*geschichte – Zwischen Unsichtbarkeit und Repression“ am Donnerstag, 21. Juli 2022, ab 18.15 Uhr im Kulturhaus Karlstorbahnhof. Der Eintritt ist frei. Organisiert wird die Reihe vom Amt für Chancengleichheit der Stadt Heidelberg, dem Institut für Geschichte und Ethik der Medizin der Universität Heidelberg und dem Forschungsprojekt „Alleinstehende Frauen, Freundinnen, Frauenliebende Frauen – Lesbische Lebenswelten im deutschen Südwesten (ca. 1920er–1970er Jahre)“ in Kooperation mit dem Queer Festival Heidelberg, der Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte und dem Kulturhaus Karlstorbahnhof. Das Forschungsprojekt wird gefördert durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg.
Meilenstein der Anerkennung im deutschen Südwesten
„Dass wir diese Veranstaltungsreihe gemeinsam mit der Universität und dem aktuell laufenden Forschungsprojekt zu lesbischer Geschichte im deutschen Südwesten durchführen können und dass die Resonanz darauf so positiv ausfällt, bedeutet uns viel. Für eine Zukunft mit mehr Teilhabe ist die geschichtliche Aufarbeitung unumgänglich“, sagt Stefanie Jansen, Bürgermeisterin für Soziales, Bildung, Familie und Chancengleichheit der Stadt Heidelberg. Das an den Universitäten Heidelberg und Freiburg angesiedelte Forschungsprojekt ist das erste vom Land Baden-Württemberg geförderte Projekt zu lesbischer Geschichte und bildet damit einen Meilenstein der Anerkennung queerer Verfolgungsgeschichte sowie Geschichtsschreibung in ganz Deutschland.
Mehr Zugang zu lesbischer Geschichte
Mehr als 500 Teilnehmende haben in den vergangenen Wochen die sechsteilige Vortragsreihe im Friedrich-Ebert-Haus, im Kulturhaus Karlstorbahnhof und online verfolgt. Ziel ist es, das noch selten im gesellschaftlichen Diskurs vertretene Themenfeld lesbischer Geschichte der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen und einen Bildungsdialog zwischen queeren Communities und öffentlichen und wissenschaftlichen Einrichtungen zu stärken. So finden sich unter den Podiumsgästen bei der Abschlussveranstaltung am 21. Juli neben Prof. Dr. Martin Lücke, Mitinitiator des DFG-Netzwerks Queere Zeitgeschichte und Professor am Institut für Didaktik der Geschichte der Freien Universität Berlin, auch Wiebke Haß und Irmes Schwager von der „Initiative Autonome Feministische Frauen und Lesben aus Deutschland und Österreich“. Nach einer Begrüßung durch Danijel Cubelic, Leiter des Amtes für Chancengleichheit der Stadt Heidelberg, moderiert Prof. Dr. Karen Nolte vom Institut für Geschichte und Ethik der Medizin Heidelberg das Gespräch.
Veranstaltungsinfos und Zugang
Bereits seit 2012 engagierten sich Aktivist*innen für die Installation eines Gedenkzeichens für die lesbischen Opfer des Nationalsozialismus im KZ Ravensbrück. Im Oktober 2020 hatte ein breites Bündnis von lesbischen Initiativen, Organisationen und Einzelpersonen erneut einen Antrag bei der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten eingereicht, um eine Gedenkkugel aus Ton für die im ehemaligen Frauen-KZ Ravensbrück und Uckermark inhaftierten und ermordeten lesbischen Frauen zu installieren. Erst nach langen erinnerungspolitischen Auseinandersetzungen fand – gestützt durch ein wissenschaftliches Gutachten von Prof. Lücke – die Gedenkkugel im Juli 2021 die Zustimmung der Stiftungsgremien. Die Kugel trägt die Inschrift: „In Gedenken aller lesbischen Frauen und Mädchen im Frauen-KZ Ravensbrück und Uckermark. Sie wurden verfolgt, inhaftiert, auch ermordet. Ihr seid nicht vergessen.“ Die Veranstaltung dient der Darstellung des Anliegens dieser Gedenkinitiative sowie der Reflexion und Diskussion des Gedenkens und der Aufarbeitung der Geschichte lesbischer Frauen im Nationalsozialismus.
Die Veranstaltung findet am 21. Juli ab 18.15 Uhr kostenfrei im Saal des Kulturhaus Karlstorbahnhof statt und wird für Personen, die nicht in Präsenz teilnehmen können, parallel live via Zoom übertragen. Weitere Informationen zur Veranstaltungsreihe und den Online-Zugang zur Podiumsdiskussion finden Interessierte hier. Informationen zur Zugänglichkeit des Gebäudes gibt es unter heidelberg.huerdenlos.de.
Rainbow City Heidelberg
Die Stadt Heidelberg ist seit September 2020 Mitglied im Rainbow Cities Network, einem internationalen Zusammenschluss von Städten, die sich der Akzeptanz von LSBTIQ+ verpflichten. Zur Bündelung ihres Einsatzes für familiäre, sexuelle und geschlechtliche Vielfalt hat Heidelberg die städtische Koordinationsstelle LSBTIQ+ im Amt für Chancengleichheit eingerichtet und unterstützt viele Projekte und Initiativen. Unter anderem richtet die Stadt Heidelberg den Runden Tisch sexuelle und geschlechtliche Vielfalt aus und fördert beispielsweise Projekte zum niedrigschwelligen Zugang zu queerer Bildung.