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Frankenthal – Bald liegen in Frankenthal 103 Stolpersteine – Ein Nachkomme der jüdischen Familie Heimann ist anwesend

Frankenthal/Metropolregion Rhein-Neckar. Der Förderverein für jüdisches Gedenken Frankenthal verlegt am Mittwoch, 15. Juni 2022, um 13 Uhr in der Kanalstraße 16 vier Stolpersteine. Diese Stolpersteine, ein inzwischen europaweites Projekt des Kölner Künstlers Gunter Demnig, erinnern an ehemalige Frankenthaler jüdische Mitbürger und Mitbürgerinnen, aber auch an die politisch Verfolgte SPD-Frau Maria Müller, deren Stolperstein im Anschluss gegen 14 Uhr in der Wormser Straße 19 (Ecke Schmiedgasse) verlegt wird. Hier wird der Pfälzer Liedermacher Uli Valnion den SPD-Redner und die Sprecherin des ASB mit Liedbeiträgen unterstützen. In der Kanalstraße 16 werden künftig Stolpersteine an Adolf und Karolina Heimann sowie deren Sohn Erich und die Tochter Ilse Hildegard erinnern. Adolf Heimann betrieb hier ab 1920 eine gut gehende Viehhandlung mit Kühen, Rindern und Schafen. Erich Heimann absolvierte 1926 das Real-Lehrinstitut, Ilse Hildegard besuchte die Karolinenschule und war außerdem in der jüdischen Jugendgruppe aktiv. Adolf Heimann verkaufte die Gebäude und die Viehhandlung an den Landwirt Eugen Leidig. Dieser hatte Adolf Heimann im Gegensatz zu vielen anderen „Käufern“ von jüdischen Anwesen und Geschäften den tatsächlichen Marktwert gezahlt.

Ilse Heimann verließ 1935 Frankenthal und floh in die USA. Dort heiratete sie den Philosophie Professor Julius Rudolph Weinberg und bekam zwei Kinder. Sie starb am 10. Juli 1994. Erich Heimann flüchtete am 31. Mai 1937 ebenfalls in die USA. Er heiratete die aus Heidelberg stammende Doris Hess. Am 25. September 1945 wurde Roy Martin geboren. Adolf und Karolina Heimann flüchteten am 18. August 1938 in die USA. Adolf Heimann starb am 3. März 1962, Karolina Heimann am 1. März 1959. Bei der Verlegung wird Roy Martin, der Sohn von Erich Heimann anwesend sein und in deutscher Sprache eine kurze Ansprache halten. Roy Martin, der 1945 in den USA geboren wurde, betonte in seinem Schriftwechsel mit dem Förderverein, dass sein Großvater den Käufer immer als einen ehrenwerten Mann bezeichnete und ihn gerne als gutes Beispiel herausstellte. Ein weiterer Stolperstein erinnert an Maria Müller, die 1880 in Leistadt (Weinstraße) als viertes von zehn Kindern geboren wurde.

Nachdem ihr Mann sie und ihre vier Kinder verlassen hatte, musste sie mit verschiedenen Tätigkeiten die Familie ernähren. Aufgrund ihrer sozialen Situation interessierte sie sich früh für die Ideen der Sozialdemokratie und war bis zu ihrem Tod 1966 Mitglied der SPD. Nachdem Maria Müller in einem Gespräch mit einer Bekannten die nationalsozialistische Regierung heftig kritisiert hatte, zeigte ihre Bekannte sie bei der Polizei an. Das Sondergericht am Landgericht Frankenthal, zuständig für politische Straftaten, verurteilte sie am 15. November 1933 zu einer Gefängnisstrafe von sechs Wochen und Übernahme der Kosten des Verfahrens. Am 5. Januar 1934 kam Maria Müller in Haft, wurde jedoch bereits am 1. Februar 1934 aufgrund eines staatlichen Erlasses auf Bewährung entlassen. Am 7. August 1934 erließ man ihr die restlichen 15 Haft Tage und die Kosten. Nach der Haftentlassung weigerte sich Maria Müller, eine Erklärung abzugeben, dass sie einem Irrtum erlegen und das Eintreten für die Sozialdemokratie falsch gewesen sei. Sie sei nun überzeugt, dass der Nationalsozialismus der richtige Weg ist. Am Wahltag sollte sie im Wahllokal die geforderte Erklärung abgeben. Maria Müller antwortete: „ Ich wähle heute nationalsozialistisch.“ Dann nach kurzer Pause: „Aber das letzte Wort hat der Sozialismus.“ Daraufhin wurde sie direkt vom Wahllokal in das Gefängnis verbracht.

Nach 1945 war Maria Müller weiter in der SPD aktiv. Außerdem engagierte sie sich für die Arbeiterwohlfahrt (AWO) und den Arbeiter-Samariter-Bund (ASB). Sie starb am 11. Juni 1966. Über 30 Jahre nach ihrem Tod wurde das Urteil vom 15. November 1933 gegen sie vom rheinland-pfälzischen Justizministerium aufgehoben. Für die Stadt Frankenthal spricht Oberbürgermeister Martin Hebich. In diesem Jahr hat Gunter Demnig die nunmehr achte Stolpersteinverlegung an den Förderverein delegiert. Wie in der Vergangenheit unterstützt der Eigen- und Wirtschaftsbetrieb Frankenthal (EWF) die Verlege Aktion.

Dank der großzügigen Spende der ehemaligen Frankenthaler Familie Albrecht konnte der Förderverein für jüdisches Gedenken in Frankenthal“ noch weitere Stolpersteine in Auftrag geben.
Voraussichtlich im November werden weitere sechs Stolpersteine in der Schnurgasse für die beiden Familien Lang und Salmon verlegt. Beide Familien betrieben dort ein Textilgeschäft das als „Kaufhaus Stuckert und Müller“ arisiert wurde. Aus dem Kaufhaus entstand nach einem Umbau in den 1950er Jahren das Café Meyer. „Stolpersteine sind als Erinnerungsobjekte einzigartig“, betont Werner Schäfer vom Förderverein. „Sie aktivieren mehr als andere Gedenksteine die Menschen.“ So reinigen Schüler und Schülerinnen, unterstützt von Mitgliedern des Fördervereins, im Rahmen eines Aktionstages am Montag, 13. Juni, die Metalloberfläche der bereits verlegten Steine. Der Förderverein informiert über das Leben der Opfer.

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