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Mannheim – IHK-Konjunkturbericht: Lage gut aber Erwartungen vieler Unternehmen deutlich gesunken – Energie, Inflation, Krieg und Lieferketten als größte Probleme

Mannheim / Rhein-Neckar-Kreis / Metropolregion Rhein-Neckar – (rbe) Die IHK Rhein-Neckar informierte am Montag, den 16.05.2022, über die aktuelle Lage der Konjunktur im Frühsommer 2022 in der Region. IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Axel Nitschke, sowie weitere Vetreter der IHK stellten dabei aktuelle Zahlen zur Konjunkturentwicklung und Konjunkturumfrage sowie einen Ausblick auf die kommenden Monate und einen Rückblick auf die vergangenen Monate vor.

Nach einem deutlichen Konjunktureinbruch 2020 durch die Corona-Pandemie und einer darauffolgenden Erholung der Wirtschaft im Jahr 2021 und zu Beginn 2022, zeichnen sich allmählich die negativen Folgen des Ukrainekrieges, der Lieferkettenprobleme und der Energiepreisexplosion und damit einhergehenden Verwerfungen der Weltwirtschaft ab, die auch sichtbare Auswirkungen auf die regionalen Unternehmen im Bereich der IHK Rhein-Neckar haben.

„Der russische Überfall auf die Ukraine und seine vielfältigen Folgen haben die Konjunktur ausgebremst. Der erhoffte Schub mit Ende der Corona-Auflagen ist daher ausgeblieben“, sagt Dr. Axel Nitschke.

Zu Beginn des Jahres, habe es nach einer zufriedenstellenden positiven Entwicklung ausgesehen, seit dem Ausbruch des Krieges, habe sich diese Tendenz jedoch ins Gegenteil umgewandelt.

Insbesondere die gestörten Lieferketten sowie die drastisch teureren Energie- und Rohstoffpreise belasten die Unternehmen und führen bei Dienstleistungen und Produkten zu merkbaren Preissteigerungen. Zudem sei die Kauflaune und das Konsumklima durch die Ukraine-Krise deutlich eingetrübt. Am stabilsten zeigt sich hier noch der Dienstleistungssektor.

An einer entsprechenden Umfrage hatten sich 481 Unternehmen der Region aus allen Wirtschaftszweigen beteiligt. Besonders exportorientierte Unternehmen verzeichnen akuell weniger Auftragseingänge aus dem Ausland. Versorgungsengpässe bestehen vorallem bei Industrievorprodukten.

Die Geschäftserwartungen sind bei vielen Unternehmen deutlich eingetrübt und entsprechend sank der IHK-Konjunkturklimaindex um 10 Punkte auf nur noch 105 Punkte. „Während sich die Lagebeurteilungen aufgrund guter Quartalszahlen in der Industrie, im Großhandel und im Dienstleistungssektor gegenüber dem Jahresbeginn sogar leicht verbessern haben, gehen die Geschäftserwartungen in allen Sektoren stark zurück“, resümiert Nitschke.

Besonders hart sind verarbeitende Unternehmen mit einem Export-Fokus betroffen. Hier kämen zur Ukrainekrise auch noch äusserst strikte Corona-Beschränkungen in Asien und vorallem China hinzu wie beispielsweise die Schließung des weltweit größten Handelshafens in Shanghai, der die Lieferketten stark belaste.

Positiver sieht es im Handel mit den USA aus, hier rechneten noch 3 Prozent der befragten Unternehmen mit steigenden Absätzen. Dies ist allerdings ebenfalls ein Rückgang von rund 12 Prozentpunkten im Vergleich zum Jahresbeginn. „In der Industrie nimmt die Sorge vor einer wachsenden Verknappung von Rohstoffen und Vorprodukten weiter zu. Der Krieg verschärft die Situation. So fehlen beispielsweise Edelgase und Metalle aus Russland, aber auch spezielle Vorprodukte wie Kabelbäume und Bleche aus der Ukraine“, betont Nitschke. Schwierig sei für viele Unternehmen die ungewisse Lage am Energiemarkt und die stark volatilen Energiepreise. “Die Geschäftserwartungen gehen so per saldo um 22 Prozentpunkte auf minus 8 Punkte zurück. Die Lagebewertungen in der Industrie hingegen liegen per saldo mit plus 39 Punkten 4 Prozentpunkte über dem Niveau vom Jahresbeginn.”, heisst es im Konjunkturbericht.

Die Unternehmen schätzen die Entwicklung daher zu 70% kritisch für die geschäftliche Entwicklung ein. Hinzu kommen der Fachkräftemangel, während die Corona-Pandemie momentan an Bedeutung verliert, besonders im Inland. Transportdienstleister haben aktuell unter den hohen Benzinpreisen zu kämpfen, weshalb auch hier ein negativer Geschäftausblick dominiert.

Insgesamt hat der negative Ausblick auch Auswirkungen auf Investitionspläne. “Derzeit rechnen 22 Prozent der Betriebe mit steigenden, 42 Prozent mit gleichbleibenden und 20 Prozent mit sinkenden Investitionsausgaben. Wenn investiert wird, dann bleibt der Ersatzbedarf mit 60 Prozent vorherrschendes Motiv (Mehrfachnennungen möglich). 47 Prozent der Betriebe planen Digitalisierungsinvestitionen. Jedes dritte Unternehmen gibt an, in Umweltschutz- und Energieeffizienzmaßnahmen sowie Innovationsprojekte investieren zu wollen.”, so die Befragungsergebnisse im Hinblick auf die Investitionsfreudigkeit.

Leicht positiv entwickeln sich die Beschäftigungspläne. 13 Prozent der Unternehmen möchten mehr Mitarbeiter einstellen. Gleichzeitig macht sich hier der Fachkräftemangel bemerkbar, wodurch seit 2021 nochmals 1694 unbesetzte Arbeitsstellen hinzugekommen sind. Die Gesamtzahl der freien bzw. unbesetzten Stellen hat sich somit auf 7444 erhöht. “Ob sich der Beschäftigungsaufbau realisieren lässt, ist angesichts des Fachkräftemangels ungewiss. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Lage am regionalen Arbeitsmarkt gebessert. Die Arbeitslosenquote im IHK-Bezirk lag im April bei 4,5 Prozent. Das waren 0,2 Prozentpunkte weniger als zu Jahresbeginn und 0,8 Prozentpunkte weniger als im vergangenen Frühsommer.”, beschreibt die IHKdie aktuelle Lage.

Doch nicht nur im Dienstleistungs- und Industriesektor besteht derzeit ein eher negativer Ausblick. Im Einzelhandel ist der Index zur Lagebeurteilung um satte 24 Prozent zurückgegangen und liegt nur noch im leicht positiven Bereich. Hier werden die sinkende Kaufkraft der Kunden aufgrund von Preiserhöhungen durch die bereits genannten Faktoren und ebenfalls gestiegene Einkaufspreise als Gründe genannt. Die Geschäftsaussichten sanken um 31 Prozentpunkte im Vergleich zum Jahresbeginn und jeder dritte EInzelhändler rechnet mit schlechteren Geschäften in den kommenden 12 Monaten.

Ein ähnliches Bild besteht im Großhandel. Auch hier sank die Lagebeurteilung im Vergleich zum Jahresbeginn deutlich, wenn auch aktuelle die Geschäfte noch gut laufen. “Mehr als 30 Prozent der Großhändler rechnen per saldo mit einer negativen Geschäftsentwicklung in den nächsten zwölf Monaten. Die entspricht einem Rückgang in Höhe von 36 Punkten im Vergleich zur Umfrage am Jahresanfang.”, so die Beurteilung.

Behaupten kann sich bislang der Dienstleistungssektor. Der Wegfall der Corona-Beschränkungen macht sich besonders im Gastgewerbe und bei personenbezogenen Dienstleistern bemerkbar. Allerdings ind auch hier einige Unternehmen besorgt. “Die Lageeinschätzungen verbessern sich im Vergleich zum Januar per saldo um 2 Prozentpunkte auf aktuell plus 18 Punkte. Die Geschäftserwartungen gehen per saldo um 6 Prozentpunkte auf minus 2 Punkte zurück.”, so das Resümee der Unternehmensumfrage der IHK.

Axel Nitschke betonte auch, dass der Staat einen starken Anteil an den derzeitigen Preissteigerungen habe, zum einen durch hohe Steuern und durch staatliche Industrienachfragen. Hier wünscht man sich, dass entsprechend gegengesteuert werde. Eine weitere Befürchtung ist das Entstehen einer Preis-Lohn-Spirale, bei der aufgrund der Inflation auch die Löhne entsprechend steigen, um Kaufkraft zu erhalten und Unternehmen dadurch weiter belastet werden. “Es ist derzeit ein Blick in die Glaskugel und wir wissen nicht wie sich dies entwickeln wird.”, so Nitschke. Er appelliere aber auch an die EZB, insbesondere bei Negativzinsen entlastende Schritte einzuleiten.

Insgesamt lässt sich also schlussfolgern, dass die Ungewissheit über die Ukrainekrise, Lieferkettenprobleme, Inflation und energiepolitischen Unsicherheiten zu einem deutlich eingetrübten Ausblick für einen großen Teil der Unternehmen führen. Während der Binnenmarkt momentan zum Großteil stabil ist, sind sanktionsbedingte und weltwirtschaftliche Handelseinschränkungen in Verbindung mit den daraus resultierenden Verwerfungen aktuell die größten Sorgen. Auch ein mögliches Wiederaufflammen von Coronamassnahmen im Herbst sorgt für Unsicherheiten.

Text von Raphael Ebler. Grafiken von IHK Rhein-Neckar.

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