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Mannheim – IHK-Vollversammlung: BASF-Standortchef Liebelt: „Lediglich Ziele zu formulieren, ist zu wenig“

Mannheim/Metropolregion Rhein-Neckar, 17. September 2021. Der BASF-Manager und Vizepräsident der IHK Pfalz, Dr. Uwe Liebelt, war Gastredner auf der Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar am 15. September im Mannheimer Rosengarten. Als Präsident für die europäischen Verbundstandorte ist er auch verantwortlich für das Stammwerk Ludwigshafen. Thema seiner Rede war die Frage, wie nachhaltige Transformation aus Sicht eines Industrieunternehmens der Region funktionieren kann.

Die Aufgabe, vor der die BASF auf dem Weg zur Klimaneutralität stehe, sei „gewaltig“. „Diese Transformation verändert aber nicht nur die Chemieindustrie massiv, sondern auch unsere Gesellschaft und die gesamte Welt“, so der promovierte Chemieingenieur und Verfahrenstechniker. Die Wende sei machbar, aber nur unter der Voraussetzung, dass es einen neuen, belastbaren Konsens gäbe zwischen Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft. „Diesen Konsens gibt es noch nicht“, stellte Liebelt mit Bedauern fest.

Die Rollenverteilung zwischen Industrie und Politik sei klar: „Wir können den Umbau durch Innovationen und Technologien stemmen und diese Investitionen durch ausreichend Cash-Flow finanzieren, wenn die Politik ihrerseits wichtige Aufgaben erfüllt“, so der Manager. Diese seien den notwendigen regulatorischen Rahmen richtig zu setzen, für die Infrastruktur zu sorgen und im Dialog mit den Bürgern für den Wandel zu werben. „Das hat so noch nicht oder nicht ausreichend stattgefunden“, resümierte Liebelt. Beispiele dafür hatte der geborene Paderborner reichlich parat: So baut die BASF mit einem Energieversorger einen Windpark in der Nordsee. Aufgrund fehlender Stromleitungen in den Süden werde aber zunächst erst der Verbundstandort Antwerpen mit grünem Strom versorgt. Beim regulatorischen Rahmen bemängelte er Widersprüche, Zielkonflikte und fehlende Praxistauglichkeit. Als Beispiele führte er die Förderung der Kraft-Wärme-Koppelung an oder das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG): „Das EEG war zum Anschub der Energiewende gut, jetzt ist es kontraproduktiv.“

Oftmals fehle zu den ambitionierten Nachhaltigkeitszielen ein korrespondierender Abarbeitungsplan, der dann den rechtlichen Rahmen bestimme. Das sei beim European Green Deal der EU der Fall. „Alle acht zentralen Projekte dieses Mega-Vorhabens unterstütze ich ausdrücklich, sowohl als Manager als auch als Bürger“, sagte er. Doch lediglich Ziele zu formulieren, sei zu wenig: „Wie wollen wir die erreichen? Da gibt die EU-Kommission zu wenige Antworten“, so Liebelt. „Was wir brauchen, ist ein ,Masterplan Industrie‘. Wir müssen nicht nur fragen, wie der CO2-Ausstoß reduziert wird, sondern auch wie der Kern unseres Wohlstands, unsere Industrie, im Jahr 2050 aussehen soll.“

Die Folgen für diese Defizite auf Seiten der Politik seien enorm. „Wir treffen heute Investitionsentscheidungen mit Blick auf mindestens 30 Jahre. Diese wichtigen Entscheidungen macht die Politik enorm schwer, weil sie versäumt, verlässliche Weichen zu stellen“, kritisierte der Redner.

Dass die BASF für diese Transformation sich auch schon auf den Weg gemacht habe, bis 2050 klimaneutral zu werden, bewies Liebelt eindrucksvoll in seinen Ausführungen. „Nachhaltigkeit liegt in unserer DNA“, erklärte Liebelt mit Verweis auf viele Innovationen in Produkten und Prozessen im Verlauf der 155-jährigen Geschichte. Detailliert zeigte er auf, was die BASF unternehme, um den Einsatz fossiler Energieträger auf Null zu bringen und Stoffkreisläufe zu schließen. Dabei machte Liebelt deutlich: Die Energieseite, siehe Offshore-Windpark, sei technisch deutlich einfacher zu bewerkstelligen als die Produktionsseite. Hier fehlten oftmals noch technische Verfahren im großen Maßstab. Auch die Recyclingfrage sei technisch und organisatorisch hochkomplex. „Hier muss die Politik Anreize setzen, sonst entsteht kein Markt“, sagte Liebelt. Doch auch bei der prinzipiell einfacheren Energiefrage läge politisch einiges im Argen. „Der Bedarf der chemischen Industrie in Deutschland an grünem Strom wird riesig sein, wenn wir klimaneutral werden wollen. Die Politik rechnet mit viel zu geringen Strommengen. Der Ausbau geht viel zu langsam, es fehlen Übertragungsnetze und klare Konzepte zur langfristigen Netzstabilisierung“, mahnte Liebelt an. Die Dimensionen seien gewaltig: Wenn die chemische Industrie ihre Prozesse komplett elektrifizieren soll, bedarf es dazu zukünftig nochmals der gleichen Strommenge, die heute insgesamt deutschlandweit verbraucht wird.

Die Vollversammlungsmitglieder bedachten den Vortrag mit langanhaltendem Applaus und diskutierten anschließend lebhaft mit dem Gast. Sie nahmen mit: Die nachhaltige Transformation unserer Wirtschaft ist leistbar, wenn in der Politik endlich schnell und pragmatisch die richtigen Rahmenbedingungen gesetzt werden.

IHK-Präsident Manfred Schnabel bedankte sich bei Liebelt für seinen Vortrag. Die Rede zeige einmal mehr, dass Liebelt in unvergleichlicher Weise eine sehr hohe fachliche Expertise mit dem Denken in politischen Bezügen kombinieren könne. Hinzu komme die Begabung, Botschaften sehr verständlich und klar formulieren zu können. „Das gilt auch im Austausch mit der Politik, was Dr. Liebelt zu einer der Schlüsselpersonen für die regionale Wirtschaft macht“, so der IHK-Präsident.
Quelle IHK Rhein-Neckar.

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