Brühl/Rhein-Neckar-Kreis/Metropolregion Rhein-Neckar. Wegen Corona und aufgrund von Sanierungsarbeiten in der Festhalle konnte ein Neubürgerempfang länger nicht stattfinden. Dieses Mal hatte die Verwaltung zu einem kleinen Empfang in den Garten der Villa Meixner eingeladen – mit anschließender Radtour zu interessanten Stationen der Hufeisengemeinde. Mehr als 700 Menschen ziehen jedes Jahr nach Brühl, fast genauso viele verlassen die Gemeinde. In den letzten 20 Monaten seien 977 Neubürger registriert worden, die aktuelle Einwohnerzahl liege jetzt bei 14.300, meldete Bürgermeister Dr. Ralf Göck. „Wenn wir die Wohnungsnot sehen, die ständigen Anfragen nach Häusern und Wohnungen, dann gehören Sie zu den Glücklichen, die hier eine Wohnung oder ein Haus beziehen konnten“, begrüßte der Rathauschef 28 Teilnehmer für die Radtour. Als Willkommensgeschenk gab es eine Stofftasche mit Basecap, Ortsbroschüre, Brotbox und vielem mehr als Inhalt. „Unsere Neubürger stehen am Beginn eines neuen Lebensabschnitts. Das bringt Veränderungen mit sich und deshalb ist es so wichtig, dass sie sich an diesem Ort heimisch fühlen“, betonte Göck.
Der Neubürgerempfang könne nicht alle Möglichkeiten und Angebote aufzeigen, aber einen Querschnitt allemal. Die Gemeinde sehe sich als Dienstleistungsunternehmen, welches die Aufgabe habe, „für das Wohlergehen aller Bürgerinnen und Bürger im Rahmen der Möglichkeiten zu sorgen“. Ein Gemeinwesen könne nur auf Dauer Bestand haben, wenn der Einzelne auf viele andere Menschen bauen könne. Auch wenn die Bereitschaft zur Solidarität zu schwinden scheine, gebe es in Brühl immer wieder „viele Beispiele für nachbarschaftliche Hilfen und den Einsatz für Gemeinschaftsprojekte“. Er wies auch auf die Hilfe in Corona-Zeiten hin. „Lassen Sie sich sehen bei den Vereins- und Kulturveranstaltungen oder bei den Kirchen“, appellierte der Bürgermeister an die Neubürger und machte Werbung für die laufende STADTRADEL-Aktion. Viele örtliche Besorgungen könne man sicher mit dem Rad erledigen.
Klimaschutzmanagerin Birgit Sehls und Ordnungsamtsleiter Jochen Ungerer begleiteten die Radtour. Sandra Kosel hatte die Idee für das neue Konzept und die Rundfahrt auch perfekt organisiert. Mit dabei waren die Gemeinderäte Wolfgang Reffert (CDU), Gabriele Rösch (SPD) und Claudia Stauffer (FW). Später stieß noch Roland Schnepf (SPD) hinzu. Jüngster Teilnehmer war der elfmonatige Ares, der, gut vor der Sonne geschützt, bei Mama Sonja De Filippo (40) und Papa Klaus Pleyer (40) mitfahren durfte. Die kleine Familie ist im Januar vom Hirschacker nach Brühl gezogen. Vorher hatte die Wohnung 48 Quadratmeter gehabt, jetzt sind es 96. Man habe eine gute Vermieterin gefunden. „Brühl und die Rheinauen sind echt toll, in drei Minuten sind wir im Schwimmbad“, freut sich Pleyer. „Wir sind in einer wunderschönen Gemeinde gelandet“, bestätigten auch Linda Ohmer (31) und Maren Prignitz (30). Die verheirateten Frauen wohnen seit November in Rohrhof. Am Samstag radelten sie nicht mit, sondern eilten von der Villa Meixner gleich weiter ins Freibad.
Erste Station der Informationstour war das Kompostlager am Inselweg, hinter dem Friedhof und dem EnBW-Umspannwerk, auf dem Brühler Bürger gegen eine kleine Gebühr ihre Gartenabfälle abgeben können. Die angelieferten Grünabfälle dürfen keinen Restmüll enthalten und müssen frei von Plastik-, Glas- und Metallresten sein. In der Geschenktasche hatten die Teilnehmer die entsprechenden Wertmarken für die Anlieferung des Kompostabfalls vorgefunden. Göck wies noch auf die Altpapiersammlung der Grünen Liste hin, immer an jedem dritten Samstag im Monat.
An der Sporthalle neben der Marion-Dönhoff-Realschule warteten zwei Vertreter des FV Brühl auf die Neubürger. Vorsitzender Karlheinz Knoll und Fußballabteilungsleiter Frank Hensel stellten den Sportpark-Süd vor. Die Arbeiten für das neue Clubhaus des Fußballvereins 1918 laufen auf Hochtouren. Auch am Samstag war auf der Baustelle Betrieb. Bauherr Knoll stellte die verschiedenen Abteilungen des Vereins vor, der sehr stark von der Pandemie betroffen gewesen sei. Jetzt laufe aber langsam alles wieder in normalen Bahnen. „Wir bekommen hier eine wunderschöne Anlage, das Endergebnis wird toll, ein Schmuckstück für die Gemeinde“, schwärmte Knoll über die zwei im Bau befindlichen Rasenplätze und den bereits nutzbaren Kunstrasenplatz.
Christiane Bauer (34) absolvierte die Radtour mit ihrem Sohn Kai (7). Der ältere Bruder Nils (9) war mit Papa Markus beim Fußball beim SV Rohrhof. „Brühl ist sehr attraktiv für Familien und hat viel zu bieten“, freute sich die Mama. Das Quartett wohnt seit März in der Hufeisengemeinde.
Ein paar Meter weiter nahm Uwe Schmitt, Vorsitzender des Turnvereins 1912 Brühl, die Gäste in Empfang. Im Schatten der Sporthalle und unweit des Clubhauses präsentierten sich die Kinder und Jugendlichen mit ihren Trainerinnen und Trainern der Turn- und der Handballabteilung. Auch die Beach-Volleyballer und die Boule-Spieler waren an diesem heißen Vormittag auf der Anlage. Der Turnverein hat neben Tischtennis und Fußball noch zahlreiche Fitness- und Gesundheitsgruppen im Angebot. Schmitt stellte für Brühls größten Verein die fachlich hochwertigen Sportmöglichkeiten in breitgefächerten Sparten mit einer großen Zahl an ausgebildeten und qualifizierten Trainern und Betreuern vor: „Wir freuen uns, wenn viele von Ihnen bei uns hängenbleiben.“
Joanny Andres Londoño Ramirez und seine Frau Valeria sind gerade von Edingen-Neckarhausen nach Rohrhof gezogen. „Wir haben die perfekte Wohnung gefunden, haben nette Nachbarn und sind glücklich“, freut sich die 32-Jährige, die sich am Ende für den interessanten Vormittag bedankte: „Wir fühlen uns dadurch gleich heimisch hier“.
Anschließend ging es in den Weidweg zur Sportgemeinde Brühl 1907, wo die Gäste einen Einblick in das Vereinsleben und die Aktivitäten der Sportschützen, Bogenschützen, Salutschützen und Angler bekamen. Vorsitzender und Oberschützenmeister Andreas Vock und Vereinsmanager Reinhard Baumann begrüßten die Gruppe mit einem Salutschuss.
Bei den Sportschützen kann auf dem Luftpistolen- beziehungsweise Luftgewehrstand auf 10 Meter geschossen werden. Für alle anderen Disziplinen stehen ein 25 Meter und ein 50 Meter-Stand zur Verfügung. Das Ostereierschießen und das Ferienprogramm der Gemeinde sind im Verein die Renner schlechthin und sorgen stets für Begeisterung. Die Salutschützen schießen regelmäßig zu öffentlichen Anlässen. Jürgen Odorfer erläuterte die verschiedenen Sportbogen und Ulrich Fitterer erzählte Wissenswertes über die Großkaliberwaffen.
Der nächste Halt war nebenan beim Buffalo’s Country Club in seiner Westernstadt. Die Vereinsvorsitzende Monika Molisse im roten Westernkleid berichtete von vielfältigen Aktivitäten während der Corona-Pause. Die Veranstaltungsbühne bekam einen neuen Holzboden. Die Anlage wurde fein herausgeputzt und erstrahlt nun in neuem Glanz. Der Totempfahl wurde restauriert, die Bepflanzung neu angelegt. Der Tag der offenen Tür am 1. Mai und im Juni die Open-Air-Veranstaltung mit Live-Bands sind bei den Buffalo’s schon immer Publikumsmagnete.
Danach zeigte Jochen Ungerer den Neubürgern kurz die Grillhütte, die wegen der Corona-Pandemie derzeit noch geschlossen ist. Grundsätzlich kann das Areal täglich über das ganze Jahr, aber nur an Brühler Bürger, angemietet werden.
Knapp eine Woche nach dem STADTRADELN-Auftakt war der Kurpfälzische Reit- und Pferdesportverein Brühl erneut das Ziel für einen gemütlichen Ausklang. Die Vorsitzende Anja Ackermann hatte einige Informationen parat: Der Verein bietet ein breites Spektrum an Einstellmöglichkeiten, Reitunterricht, Lehrgängen sowie Events für Mitglieder, Freunde und Gäste. Für individuelles Training, Dressur und Springen stehen zwei Reithallen sowie ein kleiner Dressurplatz und ein großer Springplatz inklusive Bewässerung zur Verfügung. Anja Grabow, Daniela Rettich und Lilly Grothe kümmerten sich um die müden Radler mit einem Imbiss und Getränken, beides von ortsansässigen Gewerbetreibenden geliefert. Bürgermeister Göck lobte die Gastfreundschaft des Reitervereins, die man nun zum zweiten Mal genießen dürfe. Die Bäume und Schirme spendeten Schatten, so dass es sich für die Neubürger bei kühlen Getränken noch ein Weilchen gut aushalten ließ.
Bernd und Angela Hoffstaetter waren begeistert von dem Empfang der etwas anderen Art. Das Ehepaar war im August vergangenen Jahres von Rheinau-Süd „1800 Meter weiter“ nach Rohrhof umgezogen. Dort haben sich die beiden Neu-Brühler mit nachbarschaftlichen Aktionen zu Halloween und an Weihnachten schon bestens bekannt gemacht: „Uns gefällt es hier sehr gut.“ Und die beiden wollen sich weiter engagieren, sie haben sich schon als ehrenamtlich Aktive angemeldet, ein weiterer Gewinn für die beteiligten Vereine.