Weinheim/Rhein-Neckar-Kreis/Metropolregion Rhein-Neckar. Roland Robra ist sichtlich zufrieden. „Hier kann sich jeder anschauen, wie es funktioniert, wie einfach und wie schön es ist“, bietet der Weinheimer Umweltbeauftragte an. Robra steht an der kleinen Grünfläche an der OEG-Haltestelle Stahlbad in der Weststadt und freut sich an prächtigem Grün und sanft blühenden Blumen, Bienen summen in der Luft und umschwirren die Blüten. Vor etwas mehr als einem Jahr hat das Amt für Klimaschutz, Grünflächen und Technische Verwaltung an diesem so genannten „Ahornplatz“ am Ende der Ahornstraße beispielhaft eine Grünfläche bepflanzt – als Vorzeigeprojekt, eine Art „Erika Mustermann“ der Grünflächen. Und die Saat ist im wahrsten Sinne des Wortes aufgegangen. Genau genommen sind es zwei Grünflächen, denn eine liegt in der prallen Sonne, die andere unter Schatten spendenden alten Bäumen. Damit sie für jede Art von Hausgarten als Vorbild gelten kann. Die beiden Pflanzflächen sind Teil einer Kampagne der Stadt gegen die grauen Schottergärten, die man immer wieder sieht und „eigentlich sogar verboten sind“, wie Roland Robra erklärt.
Der „Ahornplatz“ wurde seinerzeit mit Setzlingen aus der so genannten „Weinheimer Kiste“ bepflanzt, die Gartenbesitzer samt einer praktischen Anleitung in Weinheimer Gartenbetrieben (von Bühren, Stahlbadstraße 96 und im Globus Baumarkt in der Viernheimer Straße) erwerben können. Das Ziel: Schottergärten, die für Umwelt- und Naturschutz nutzlos sind, vermeiden – und stattdessen naturnahe Pflanzungen unterstützen. Die „Weinheimer Kiste“ ist mit Setzlingen bestückt, die bei der Anlage eines naturnahen und lebendigen Gartens gepflanzt werden sollen. Die Vorauswahl wurde von den Experten aus ökologischen und optischen Aspekten getroffen. Die Eignung für Wildbienen und andere Insekten, erklärt die Weinheimer Landschafts-Architektin Bettina Jaugstetter, wurden dabei genauso beachtet wie der Bezug zu regionalen Pflanzengemeinschaften und die Verfügbarkeit von Pflanzen in der Stadt. Es handelt sich um Stauden, so genannte Bodendecker und Füllpflanzen, die gemeinsam einen lebendigen Garten ergeben. Das Material in der Kiste ist für eine Pflanzfläche von drei bis vier Quadratmeter gedacht.
Zur „Weinheimer Kiste“ wurde ein Faltblatt entwickelt, in dem der Käufer gezielte Pflanz- und Pflegeanleitungen erhält, bis hin zu einem Pflanzschema. Es gibt sogar Tipps und Hinweise von der Expertin zur Vorbereitung des Bodens und zu ergänzenden Pflanzungen. „Wer sich mit Klimaschutz beschäftigt“, findet Weinheims Bürgermeister Dr. Torsten Fetzner, „kommt unweigerlich auch zur Frage des Stadtklimas, wir haben uns zum Ziel gesetzt, hier in allen Bereichen aktiv zu werden“. Jede versiegelte Fläche „heizt das Stadtklima weiter auf, und jeder Schottergarten zählt dazu“. In einer Stadt könnten nur begrünte und bepflanzte Flächen eine Wirkung gegen die Überhitzung entfalten. Er verweist auch auf den Nutzen lebendiger Gärten für Artenschutz und Biodiversität. Roland Robra ergänzt: „Ohne blütenreiche standortgerechte Pflanzen verödet die Artenvielfalt in der Stadt. Das gewinnt zunehmend an Bedeutung, da auch auf den umliegenden intensiv bewirtschafteten Äckern und Wiesen die Artenvielfalt durch den Einsatz sogenannter Pflanzenschutzmittel und Düngung dramatisch zurückgegangen ist.“ Zwar sei auch in der Landesbauordnung die Versiegelung nicht bebauter Flächen verboten – die Stadt Weinheim setze aber noch mehr auf Information, Problembewusstsein und Unterstützung, erklärt Dr. Torsten Fetzner.