Speyer/Metropolregion Rhein-Neckar. Der Generalsekretär der Bischofssynode in Rom, Kardinal Mario Grech, hat heute (21. Mai 2021) in einem Schreiben an alle Bischöfe weltweit angekündigt, dass die XVI. Ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode in Rom unter dem Thema „Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Partizipation und Mission“ als dreijähriger, weltweiter Prozess stattfinden wird. Der Weg der Synode wird offiziell durch Papst Franziskus am 9./10. Oktober 2021 in Rom eröffnet und am Wochenende darauf in den Bistümern weltweit. In die folgenden Phasen werden die Bistümer, eine Reihe von Organisationen und schließlich die Bischofskonferenzen einbezogen, bevor der Prozess in die eigentliche Bischofssynode im Oktober 2023 in Rom einmündet. Zur Ankündigung eines weltweiten synodalen Prozesses in Vorbereitung auf die Weltbischofssynode im Jahr 2023 erklärt der Speyerer Generalvikar Andreas Sturm: „Diese Ankündigung stimmt mich sehr hoffnungsvoll. Ich sehe darin ein gutes, geistbewegtes Zeichen und eine große Chance, dass wir uns auf weltkirchlicher Ebene neu darüber verständigen, wie wir unter den Bedingungen und angesichts der Fragen und Herausforderungen des 21. Jahrhunderts die Botschaft des Evangeliums bezeugen und Kirche sein wollen.
Denn viele Fragen, die wir in der Kirche in Deutschland derzeit diskutieren, stellen sich auch in anderen Teilen der Welt. So hat sich zum Beispiel bei der Weltjugendsynode gezeigt, dass wir in Fragen der Sexualität neue Antworten finden müssen. Der Zölibat war eines der großen Themen auf der Amazonas-Synode. Die Frage nach der Rolle von Frauen in der Kirche beschäftigt Christinnen und Christen in der gesamten nördlichen Hemisphäre ebenso wie in Australien. Gleiches gilt für die Schöpfungsfrage, die Ökumene oder den sexuellen Missbrauch. Alle diese Fragen reichen weit über Deutschland hinaus. Umgekehrt rechne ich damit, dass der weltweite synodale Prozess unseren Blick für Fragestellungen schärfen wird, die wir in Deutschland noch gar nicht richtig auf dem Schirm haben. Ich bin überzeugt: Jesus Christus und seine Botschaft in der Welt von heute gut zu verkündigen, wird uns erst gelingen, wenn wir bei all diesen Themen überzeugende Antworten gefunden und damit wieder Glaubwürdigkeit gewonnen haben.“
Im Blick auf den synodalen Weg der Kirche in Deutschland sieht Sturm die Ankündigung des Vatikans als Bestärkung: „Damit bekommen die Beratungen des synodalen Weges eine neue Zielperspektive.“ Es habe sich im Lauf der letzten eineinhalb Jahre immer deutlicher gezeigt, dass viele Fragen nur in einem weltkirchlichen Rahmen gelöst werden können. „Die Weltbischofssynode kann auf den Ergebnissen aufbauen, die wir im Zuge des synodalen Wegs der Kirche in Deutschland vorgedacht haben.“
Gabriele Kemper: „Gespräche müssen auf Augenhöhe geführt werden“
Für Gabriele Kemper, die Vorsitzende der Diözesanversammlung im Bistum Speyer, bedeutet die Ankündigung ebenfalls eine große Ermutigung: „Ich sehe darin eine gute Ergänzung zu dem Weg, den wir in der Diözese Speyer und in der Kirche in Deutschland vor Jahren begonnen haben. Eine Kirche, die auf dem Weg ist und sich den großen Fragen der Zeit stellt, hat Zukunft und kann auch wieder eine starke Stimme bekommen. Ich stimme dem Papst zu, dass eine Synode kein Parlament ist, doch es muss auf alle Fälle sichergestellt sein, dass die Begegnungen und Gespräche auf Augenhöhe geführt werden. Nur einen Fragebogen nach Rom zu schicken, wäre mir zu wenig.“
Kemper weist auf die positiven Erfahrungen mit synodalen Arbeitsweisen in der Diözese hin: „Wir haben in den vergangenen Jahren damit sehr positive Erfahrungen damit gemacht, zunächst in den Diözesanen Foren und seit vergangenem Jahr in der Diözesanversammlung als dem synodalen Gremium auf Ebene der Diözese. Die Beratungen haben für mich eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass wir als Volk Gottes, das in guter Weise aufeinander hört und miteinander im Gespräch ist, selbst schwierige Herausforderungen meistern können.“
Katharina Goldinger: „Die Kirchentüren weit öffnen“
Auch Katharina Goldinger, Ansprechpartnerin für den Synodalen Weg im Bistum Speyer, begrüßt die Ankündigung aus Rom: „Synodalität bedeutet, Kirche nicht als Hierarchie zu denken. Manchmal wird das zu Unrecht als nicht angemessener Parlamentarismus verunglimpft. Es geht bei partizipativen und demokratischen Prozessen in Kirche aber schlicht um die Anerkennung einer sehr guten Organisationsform zur Erreichung gemeinsamer Ziele, insbesondere weltweiter Gerechtigkeit und Frieden. Insofern wünsche ich einem weltweiten Synodalen Prozess, dass er die Kirchentüren weit öffnet für die Akzeptanz demokratischer Entscheidungswege in der katholischen Kirche.“ Goldinger erhofft sich, dass insbesondere die Stimme der Frauen weltweit gehört wird. „In der Pandemie hat sich deren Lage weltweit drastisch verschlechtert. Wir sollten die Chance nutzen, als global Player unserer Verantwortung gerecht zu werden und in Sachen Gleichberechtigung voran zu gehen. Dabei stellt sich mir nicht nur die Frage, wie inhaltlich über die Zulassung von Frauen zu allen Ämtern in der Kirche diskutiert wird, sondern auch, wie im Vorfeld des weltweiten Prozesses eine gleichberechtigte Teilhabe von Frauen strukturell ermöglicht werden kann.“