Ludwigshafen / Metropolregion Rhein-Neckar – Anlässlich des morgigen Tags der Pflege, stellte die Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen eine Studie zur Arbeitszufriedenheit in der Pflege vor.
Hochschulpräsident Dr. Peter Mudra, Stephanie Wulff vom Hauptamt Pflegeberufe in Schleswig-Holstein und Referentin für berufliche Pflege sowie die durchführende Studienleiterin Andrea Kuhn, Pflegewissenschaftlerin von der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen, stellten die Ergebnisse der Studie vor.
Frau Kuhn führte die Studie zusammen mit Prof. Dr. Weinert, ebenfalls von der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen, durch.
Peter Mudra ging zu Beginn auf die Bedeutung der Studie ein. Gerade in den aktuellen Zeiten stünden die Pflegeberufe im Fokus. Anlässlich des morgigen Internationalen Tag der Pflege sei es bedeutend, sich mit den Bedingungen in den Pflegeberufen auseinanderzusetzen. Dies gelte besonders für den praktischen Bereich. Die Hochschule habe aufgrund ihrer Schwerpunktausrichtung natürlich ebenfalls ein starkes Augenmerk auf die Pflegeberufe.
Mit dem Forschungsnetzwerk Gesundheit besteht bereits seit mehreren Jahren eine enge Verbindung, um die Verzahnung mit den Akteuren der Pflege und Pflegeausbildung zu intensivieren und auszutauschen.
Zur Studie selbst gaben Andrea Kuhn als Projektleiterin und Stephanie Wulff Auskunft. In ihrer Präsentation gingen sie auf die Schwerpunkte der Studie ein und erläuterte methodische und ergebnisorientierte Erkenntnisse.
Die Studie drehte sich um den Wiedereinstieg und Berufsverbleib von Pflegepersonen in Schleswig-Holstein.
Die Studie geht auf einen Landtagsbeschluss aus dem Juni 2018 zurück.
Im Rahmen der Studie wurde zwischen April und Mai 2020 eine Online-Befragung von Pflegefachpersonen in Schleswig-Holstein durchgeführt. Die Ergebnisse wurden zusammengetragen und ausgewertet. Sinn der Studie waren Erkenntnisse zur Wiedergewinnung und dem Verbleib von Pflegepersonal in den Pflegeberufen.
Die Befragung hatte die Messung der Arbeitszufriedenheit zum Ziel. Wie nehmen Fachpersonen ihre Situation war? Wie zufrieden sind die Pflegepersonen mit ihrem Beruf? Welche Bedingungen werden von angestellten Pflegefachkräften erwartet, um die Arbeitszufriedenheit zu gewährleisten und zu erhöhen? Dies waren einige Fragen, die von den Teilnehmenden im Rahmen einer Mixed-Method-Befragung beantwortet wurden.
Vertreten waren Krankschwestern und Krankenpfleger, Gesundheitpfleger und Pflegerinnen, Altenpfleger*Innen sowie Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger*Innen.
Dabei kam heraus, dass die Arbeitszufriedenheit einer abnehmenden Tendenz unterliegt. Besonders die Bereiche Arbeitsbedingungen und Bezahlung wurden hier kritisch gesehen. Dies war unabhängig von Berufserfahrung.
Die höchste Zufriedenheit bestand bei Auszubildenden und Personen in einer Lehrtätigkeit, während im praktischen Bereich die Zufriedenheit abnahm.
Zufrieden zeigten sich vorallem Krankenhausmitarbeiter. Im Hospiz- und Palliativdienst hingegen, lag die Zufriedenheit im niedrigsten Bereich. Dazwischen lagen z.B. Rehabilitationseinrichtungen und ambulante Pflegedienste.
Insgesamt lag die Zufriedenheit im mittleren Bereich. Kaum einer war besonders zufrieden oder besonders unzufrieden.
Sachliche Kritikpunkte bezogen sich auf die Arbeitsbedingungen in der Pflege. Hier lagen z.B. Arbeitszeiten, Familienfreundlichkeit des Berufes und Flexibilität an vorderer Stelle bei den Kriterien zur Zufriedenheit. Ein Thema waren hier auch Überstunden.
Auch Bürokratie, Wertschätzung und zur Verfügung stehende Arbeitsmaterialien wurden genannt. Zudem wurde der Wunsch nach flacheren Hierarchien geäussert.
Kritik wurde auch an der steigenden Profitorientierung des Gesundheitswesens geäussert. Die Dokumentationspflichten seien zudem sehr zeitraubend und gingen auf Kosten der Pflegezeit.
Viele Studienteilnehmer monierten eine persönliche Überlastung und personelle sowie materielle Knappheit und den Zeitdruck bei der Durchführung der Arbeitsaufgaben, dies sei besonders für ältere Pflegefachkräfte eine Belastung.
Im Hinblick auf die Corona-Situation wurde von einigen Teilnehmern gefordert, die Kapazitäten und die Versorgung sowie die Bezahlung zu verbessern. Zudem wurde eine erhöhte Anerkennung für die moralische Belastung von Pflegekräften und eine erweiterte politische Mitsprache gefordert.
Der soziale Gedanke müsse wieder vermehrt in den Fokus rücken und die Gewinnmaximierung des Gesundheitswesens müsse enden. Diverse Fachkräfte äusserten, dass sie sich ausgenutzt fühlen.
Kritik richtete sich dabei insbesondere an die Politik, die zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen aufgerufen wurde.
Von den meisten Studienteilnehmer wurde eine deutlich höhere und leistungsgerechte Bezahlung, als auch die Ausweitung von Zeitzuschlägen und Gefahrenzuschlägen gefordert.
Auch Tarifverträge und eine eigene Gewerkschaft standen im Fokus der Antworten. Im Vergleich mit anderen Berufsgruppen fühlten sich mehrere Studienteilnehmer deutlich benachteiligt.
Gefordert wurden auch eine kontinuierliche Fort- und Weiterbildung, eine verbesserte Ausbildung und die fachliche Qualifizierung von Hilfkräften, einhergehend mit einer verbesserten Professionalisierung.
Erwähnt wurde auch eine Überlastung von Auszubildenden beim Arbeitsumfang der praktischen Tätigkeitsanteile.
Zusammenfassend lässt sich sagen:
– Die Verbesserung der Arbeitsbedingungen stehen als Forderung an erster Stelle.
– Die Gesundheit der Angestellten ist zentrales Thema.
– Die Ethik im Berufsalltag ist Motivator zum Wiedereinstieg in den Pflegeberuf nach Pausen.
– Weitere Faktoren sind Bezahlung und berufliche Entwicklungsmöglichkeiten.
– Vollzeitbeschäftigung ist aufgrund einiger Faktoren, im Gegensatz zu Teilzeit, für viele unattraktiv aufgrund geringerer Freizeit und deutlich mehr Überstunden.
– Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist ebenfalls ein wichtiger Faktor, vorallem beim Wiedereinstieg in den Pflegeberuf.
– Mangelnde Flexibilität der Arbeitszeiten hält viele davon ab, den Pflegeberuf dauerhaft beizubehalten oder in diesen wieder einzusteigen oder ihre Tätigkeit auszuweiten.
– Körperliche und psychische Belastungen sehen viele Teilnehmenden als ernsthafte Kriterien für ihre Zulkunft im Pflegeberuf.
– 5% der teilnehmenden Pflegekräfte denken ernsthaft über einen Berufsausstieg nach.
Weitere Informationen und Ergebnisse der Studie: beim Forschungsnetzwerk Gesundheit
(rbe)