Heppenheim/Kreis Bergstraße/Metropolregion Rhein-Neckar. „Die Lage in der Wirtschaftsregion Bergstraße ist nach einem Jahr Corona-Pandemie sehr heterogen – Betriebe sind an beiden Enden der Skala anzutreffen“, so fasst Dr. Matthias Zürker, Geschäftsführer der Wirtschaftsregi-on Bergstraße / Wirtschaftsförderung Bergstraße GmbH (WFB) das Ergebnis des Frühlingsgesprächs der Wirt-schaftsregion Bergstraße 2021 zusammen. Die WFB hatte die Veranstaltung am vergangenen Dienstagabend per Live-Stream aus dem Parktheater Bensheim übertragen. Mehr als 400 Gäste verfolgten die Veranstaltung live am heimischen Bildschirm. Die aktuelle Lage der Betriebe, die allgemeine wirtschaftliche Situation der Wirtschaftsregion Bergstraße und ihre Zukunftsaussichten waren Bestandteil des Gesprächs, das von Anke Seeling moderiert wurde. Teilnehmer waren Christian Engelhardt, Landrat des Kreises Bergstraße und Vorsitzender des Aufsichtsrats der WFB, Susan-ne Haus, Präsidentin der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main, Matthias Martiné, Präsident der IHK Darm-stadt Rhein Main Neckar, sowie Dr. Jürgen Gromer, Vorsitzender des Beirats der WFB und ehem. President TE Connectivity Ltd.. Sie beantworteten auch Fragen aus dem „Publikum“, denn die WFB hatte im Vorfeld die Un-ternehmer aus der Region aufgefordert, ihre Fragen an die Runde zu richten. Aufgelockert wurde die Veran-staltung durch eine Weinprobe, welche Heike Knapp, Gebietsweinkönigin der Hessischen Bergstraße, durchführte. W
er zu Hause am Bildschirm daran teilnehmen wollte, konnte im Vorfeld gegen eine Spende Verkostungstü-ten in limitierter Anzahl bei der Bergsträsser Winzer eG abholen. Die WFB wird die Spendensumme an eine regi-onale Einrichtung übergeben bzw. einem guten, wohltätigen Zweck zuführen. Weitere Informationen hierzu folgen in Kürze. Die Begrüßung übernahm Nicole Rauber-Jung, Erste Stadträtin der Stadt Bensheim, in Vertretung von Bürger-meisterin Christine Klein, Stadt Bensheim, die sich derzeit von einer Knieoperation erholt. „Die Stärke der Wirt-schaftsregion Bergstraße liegt in der intensiven Kommunikation der Verantwortlichen in Wirtschaft und Politik. Das ‚Wir-Gefühl‘ stärkt alle Akteure und damit die gesamte Region“, betonte Rauber-Jung. „Lassen Sie uns gemeinsam die Zukunft gestalten, global und lokal!“, so ihr Appell. Die Wirtschaftsregion Bergstraße sei bislang vergleichsweise gut durch die Krise gekommen, erklärte der Land-rat. „Wir sind ein starker Standort. Das müssen wir nutzen“, sagte er. In vielen Bereichen habe es zudem cleve-re Ideen gegeben. „Unternehmen haben sich neu eröffnende Marktlücken genutzt, um ihre bestehenden Res-sourcen anders einsetzen zu können“, so der WFB-Aufsichtsratsvorsitzende. So habe die Pandemie neben all ihren negativen Auswirkungen auf Gesellschaft und Wirtschaft auch modernere Produkte und neue Impulse hervorgebracht.
Martiné verwies auf die Konjunkturumfrage der IHK Darmstadt Rhein Main Neckar bei Firmen im Kammerbezirk, nach der sich ein differenziertes, aber doch robustes Bild abzeichnet. Bei Betrieben, die von Schließungen be-troffenen seien, verschärft sich die Lage, räumte er ein. Einige Unternehmer stünden aktuell wegen zum Teil spät erhaltener Hilfen gar vor existenziellen Problemen. Doch „es gibt auch eine Menge Unternehmen, welche ihre Perspektive gut einschätzen, etwa große Teile der Industrie und des produzierenden Gewerbes. Wir sind in Südhessen mit einer starken industriellen Basis versehen und mit einem großen Exportanteil: zwei von drei Gütern gehen in den Export. Das stabilisiert immens“, so Martiné. „Die Wirtschaftsregion Bergstraße ist aus meiner Sicht sehr gut aufgestellt“, sagte Dr. Gromer, „und leidet nicht so drastisch unter der Situation wie andere Regionen in Deutschland, denn wir sind stark diversifiziert und häufig auch international ausgerichtet“, betonte er. Viele Unternehmen hätten die Pandemie durch viel Flexibilität gut gemeistert und mit Instrumenten wie Kurzarbeit oder Home-Office den Betrieb am Laufen gehalten. Selbstver-ständlich gebe es Bereiche wie die Gastronomie oder die Hotellerie, die stark unter der Pandemie leiden.
Im Handwerk gebe es eine unterschiedliche Sachlage, wie Haus berichtete. Beispielsweise hätten Friseure oder Kosmetiker aufgrund der starken Reglementierung die Krise teilweise nicht überstanden oder würden sie nicht überstehen. Ihre Situation abfedern konnten hingegen etwa Messebauer, die mit pfiffigen Ideen auf die Pande-mie reagierten, indem sie z.B. auf die Ausrüstung von Büros oder Geschäften mit Trennwänden umgesattelt haben. „Der Bereich Bauhandwerk ist jedoch sehr gut aufgestellt und kann sich vor Aufträgen kaum retten“, erklärte die Präsidentin der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main.
Für die Zukunft zeichneten die Teilnehmer ein geteiltes Bild: Zum einen waren sie sich einig, dass die Pandemie nach wie vor eine gewaltige Herausforderung für die Wirtschaftsregion Bergstraße darstellt. Zum anderen konnten gerade kleinere Betriebe äußerst kreative Lösungen und Ideen finden, um der Krise zu begegnen. So-mit seien aus der Not heraus in der Wirtschaft neue Ideen entstanden, welche sich auf künftige Entwicklungen in den Unternehmen „in der Nach-Corona-Welt“ positiv auswirken werden – darin waren sich die Diskussions-partner einig.
Schlussworte sprach Dr. Zürker. „Wir konnten in der Diskussionsrunde viele, und besonders wirtschaftsbezoge-ne, Facetten der Pandemie beleuchten“, so der WFB-Geschäftsführer. Er betonte die Wichtigkeit von Netzwer-ken, wie sie beispielsweise die WFB und die Kammern geschaffen haben. Auch in Zukunft werde die WFB und ihre Partner die Unternehmen unterstützen, „denn wir wollen, dass die Wirtschaftsregion Bergstraße so lebens- und liebenswert und ein solch attraktiver Wirtschaftsstandort bleibt.“
Info: Das aufgezeichnete Frühlingsgespräch finden Sie unter www.wr-bergstrasse.de/live. Wissenswertes über die Wirtschaftsregion Bergstraße und über die Serviceleistungen der Wirtschaftsförderung Bergstraße gibt es unter www.wirtschaftsregion-bergstrasse.de.