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Mainz – Schülervertreter aus Rheinland-Pfalz wenden sich mit einem offenen Brief an Bildungsministerin Dr.Hubig – Kritik an der Corona-Strategie

Mainz
Appell der Schüler*innen- und Jugendvertretungen

Sehr geehrte Frau Dr. Hubig,

stark steigende Inzidenzen bedrohen abermals das geregelte Schulgeschehen. Wie schon im letzten Jahr wird nun auf Landesebene wieder über Möglichkeiten debattiert, wie mit dieser problematischen Lage umgegangen werden soll. Dabei wird diejenige Gruppe, deren weiterer Lebenslauf in reiner bildungs-, aber auch karrieretechnischer Hinsicht von der jetzt anstehenden Reaktion abhängt, leider ignoriert. Deshalb wenden wir, ein Bund zahlreicher Schüler*innenvertretungen, uns an Sie, um die aktuellen Themen aus unserer Sicht zu bewerten. Dies möchten wir mit unseren persönlichen Erfahrungen untermauern.

Im Laufe der Pandemiebekämpfung in Rheinland-Pfalz haben wir bereits zahlreiche Unterrichtsmodelle erlebt. Einige davon haben uns geschützt und uns geholfen, andere waren weniger effektiv. Das größte Problem allerdings sind die zu häufig auftretenden Wechsel. Hat man sich an seiner Schule an ein System gewöhnt, wird per Anordnung ein neues Unterrichtsmodell eingesetzt. Gerade jüngeren Mitschüler*innen schadet dieses Vorgehen in ihrer Lernleistung, ihrer sozialen Kompetenz und problematischerweise sogar in psychischer Hinsicht. Schulen sollte weiterhin bei der Wahl der Modelle (zum Beispiel ABBA, ABAB) die nahezu unbeschränkte Freiheit der Eigenverantwortung gegeben sein, analog zum örtlichen Infektionsgeschehen. Aus diesem Grund sprechen wir uns für folgende Punkte aus:

Fernunterricht sollte zwar vermieden werden, aufgrund aktueller Virusmutationen (B.1.1.7), die Kinder und Jugendliche stärker als zuvor betreffen, allerdings nicht um jeden Preis verhindert werden, wie es Ende des letzten Jahres leider der Fall war. Der Einsatz von Fern-, Wechsel- und Präsenzunterricht sollte sich so stets nach dem jeweiligen örtlichen Infektionsgeschehen richten. Dabei muss jedoch im Vorhinein Klarheit bestehen, ab welchem Inzidenzwert welche Unterrichtsform eingesetzt wird. Sollte ein Wechsel von einem in ein anderes Modell notwendig sein, sollte es schulintern die Möglichkeit geben, von Jahrgang zu Jahrgang zu differenzieren, um Jüngere in besonderem Maße, physisch wie psychisch, zu schützen. Des Weiteren sollten Lehrer*innen, die gerade jetzt ebenfalls am Maximum der Belastbarkeit sind und uns Schüler*innen trotzdem zur Seite stehen, in ihrer Arbeit unterstützt werden und dabei die Freiheit der eigenen Unterrichtsgestaltung gewährt bekommen. Auch die Einstellung weiterer Lehrkräfte auf Anfrage einzelner Schulen, statt der Kürzung von Unterrichtsstunden und der Zusammenlegung von Klassen, wäre hier eine weitere sinnvolle Möglichkeit der Unterstützung.

Die erwähnte Freiheit der Unterrichtsgestaltung ist in ihrer Gesamtheit nur zu bewältigen, wenn Schulen die nötigen digitalen Mittel zur Verfügung gestellt werden. Der bürokratische Aufwand des Digitalpakts kann, in einer solchen Situation wie der aktuellen, nicht die Hürde für eine gezielte und effektive Digitalisierung der Schulen als Möglichkeit der Unterrichtsgestaltung darstellen. Alle Schulen brauchen schnell eine möglichst breite Digitalisierungsoffensive. Zudem müssen Lehrer*innen direkt Zuschüsse erhalten, da sie in weiten Teilen selbst für ihre Ausstattung aufkommen mussten. Die bloße Anschaffung von Geräten ist hier dennoch nicht die Lösung. Ferner muss auch für externe Aus- und Weiterbildung der Lehrerschaft im Umgang mit technischen Gerätschaften durch professionelle Firmen, nicht nur Landesinstitute, gesorgt werden. Die Qualität des Unterrichts darf nicht von der finanziellen Lage und Selbstlosigkeit der Lehrkörper abhängen!

Die derzeitig gültigen Beschlüsse bezüglich einer freien Kursarbeitsplanung und Notengebung sind eine sehr gute Methode, um die besonderen Anforderungen der aktuellen Krise auszugleichen, weshalb wir an dieser Stelle von Ihrer Vorgehensweise überzeugt sind. Im Hinblick auf die Abiturprüfungen ist es allerdings von großer Wichtigkeit, jetzt möglichst Transparenz zu schaffen hinsichtlich einer eventuell ebenfalls angepassten Abitursituation, um auch hier den Ausgleich gewährleisten zu können. Letzterer Punkt erfordert ganz im Speziellen den persönlichen Austausch zwischen Ihnen und uns.

Zurzeit wird oft von „weitgreifenden Lerndefiziten“ gesprochen. Allerdings kann man derzeit nicht pauschal sagen, dass diese Aussage tatsächlich allgemeingültig ist. Dass individuelle Schwierigkeiten bestehen, ist aber wohl bekannt und richtig. Diese Problematik wird von einigen Schulen intern mit großem Erfolg bekämpft. Beispiele sind hierbei die Sommerschule und das Lerncoaching des Gymnasiums am Kaiserdom in Speyer. Die Organisator*innen solcher Unterstützungsangebote sollten über das Bildungsministerium mit anderen Schulen vernetzt werden, um ihre Konzepte und Erfahrungen zu teilen. In diesen bewährten Konzepten steht die individuelle Förderung im Mittelpunkt und könnte somit zur Lösung des genannten Problems beitragen. Durch individuelle Hilfe würde ebenfalls die Sommerferienkürzung, die vielen Schüler*innen nicht einen positiven Lerneffekt, sondern unsinnige Strapazen bescheren würde, verhindert werden.

Eine Teststrategie an Schulen befürworten wir sehr. Um das Risiko möglichst zu minimieren, erscheint uns statt eines Tests pro Woche, die Anhebung auf zwei als sinnvoll; nach Einführung in die Anwendung sollten diese Tests zu Hause durchgeführt werden. Dadurch würde erneut das Risiko einer weiteren Infektionsverbreitung gesenkt und zudem die gerade jetzt wertvolle Unterrichtszeit gespart.

Sehr geehrte Frau Ministerin, mit dieser Beurteilung aus unserer Lage und Sicht heraus möchten wir mit Ihnen gemeinsam das Ziel eines sichereren und effektiveren Schulalltages erreichen. Wir richten uns an Sie in der Sorge um unsere Zukunft, aber in der Hoffnung auf eine enge Zusammenarbeit.
Im Namen folgender Schüler*innen- und Jugendvertretungen:

SV des Gymnasiums am Kaiserdom Speyer

SV des Hans-Purrmann-Gymnasiums Speyer

SV des Friedrich-Magnus-Schwerd-Gymnasiums Speyer

SSV Speyer

JSR Speyer

SV des Nikolaus-von-Weis-Gymnasiums Speyer

SV des Wilhelm-von-Humboldt Gymnasiums Ludwigshafen

SV des Alfred-Grosser-Gymnasiums Bad Bergzabern

SV der IGS in Edigheim

SV der Freien Montessori Schule Landau

SV des Gymnasiums Edenkoben

SV des Paul-von-Denis Gymnasiums Schifferstadt

SV der Alice-Salomon-Schule Neuwied

SV der Anna-Freud-Schule Ludwigshafen

SV des Bertha-von-Suttner-Gymnasiums Andernach

SV des St.-Willibrord-Gymnasiums Bitburg

SV des Regino-Gymnasiums Prüm

KSV Bitburg-Prüm

SV der BBS TGHS Bad Kreuznach

KSV Donnersberg

SV der Carl-Burger-Schule Mayen

SV der St. Franziskusschule Koblenz

SV der Robert-Koch-Schule Linz am Rhein

KSV Mayen-Koblenz

KSV Neuwied

KSV Bad Kreuznach

SV der Freien Waldorfschule Trier

SV der berufsbildenden Schule August-Horch Andernach

SV des Rhein-Wied-Gymnasium Neuwied

SV des Max-Planck-Gymnasiums Trier

SV des Emanuel-Felke-Gymnasium Bad Sobernheim

KSV Cochem-Zell

KSV Altenkirchen

SV der Sophie-Scholl-Schule BBS2 Mainz

SV des Johannes-Gymnasiums Lahnstein

SV der IGS Pellenz Plaidt

SV des Megina-Gymnasiums Mayen

SV der IGS Maifeld Polch

KSV Kusel

SV des Kurfürst-Salentin-Gymnasiums Andernach

SV des Gymnasiums Hermeskeil

SV der Alfred-Delp-Schule Hargesheim

SV der Realschule Plus Auf Kyrau Kirn

SV des Gymnasiums auf der Karthause Koblenz

SV der BBS Lahnstein

JGR Maxdorf

SV des Gymnasiums am Römerkastell Bad

Kreuznach

KSV Ahrweiler

SV der IGS Rheinauen Oppenheim

SV der Freien Waldorfschule Diez

SV des Gymnasiums an der Stadtmauer in Bad Kreuznach

SV des Wilhelm-Hofmann-Gymnasiums Sankt Goarshausen

SSV Ludwigshafen

SV des Sophie-Hedwig-Gymnasiums Diez

SV des Bischöflichen Cusanus Gymnasiums Koblenz

SSV Koblenz

SV des Hilda-Gymnasiums Koblenz

SV der IGS Kastellaun

SV des Otto-Schott-Gymnasiums Mainz

SV des Gymnasiums zu St. Katharinen Oppenheim

KSV Westerwald-Kreis

SV der Hildegardisschule Bingen

SV der IGS Gerhard Ertl Sprendlingen

SV des Hannah-Arendt-Gymnasiums Haßloch

SV des Gymnasiums am kurfürstlichen Schloss Mainz

KSV Alzey

SV des Konrad-Adenauer-Gymnasiums Westerburg

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