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Speyer – Osternacht 2021

Speyer/Metropolregion Rhein-Neckar.

I.

“Er geht euch voraus nach Galiläa” (Mk 16,7). “Galilée, Galilée, Galilée …” – das Osterlied, das die Kinder bei meinem Besuch in Togo in einer Buschstation gesungen haben, ist mir noch im Ohr: “il est ressuscité” (er ist auferstanden). Er geht euch voraus nach Galiläa. Was also ist zu tun? Es kann ja nicht im Ernst gemeint sein, wir sollen einen Flug nach Tel Aviv buchen und von dort aus den nächsten Bus nach Galiläa nehmen. So schön diese Gegend auch ist. Was sollen wir dort? Er geht euch voraus nach Galiläa. Das gehört unbedingt zur Botschaft von der Auferstehung, die der junge Mann mit dem weißen Gewand am leeren Grab den Frauen ausrichtet. Nach Galiläa. Nicht in alle Welt sollen die Jüngerinnen und Jünger gehen, nicht zum Tempel, dessen Untergang angesagt ist. In Galiläa werden sie ihn sehen. Im Galiläa der Heiden, im Galiläa der Widersprüchlichkeiten, im Galiläa, in dem nach dem Zeugnis der Schrift nie ein Prophet erstehen wird. Im Galiläa der schlechten Sprache, der politisch, kulturell und religiös extrem, ja unzuverlässig eingestellten Bevölkerung. Im Galiläa der Fischer und Zimmerleute, der Arbeitslosen und Bettler, der Prostituier¬ten, der Zöllner und Sünder. Mit einem Wort: Dort, wo alles begonnen hat, dort werden sie ihm begegnen. Dort, wo sich zum ersten Mal die Stimme Jesu erhob: “Die Zeit ist erfüllt, die Herrschaft Gottes ist nahe heran¬gekommen. Kehrt um und glaubt an das Evangelium” (Mk 1,15). Dort sollen sie den Weg mit ihm noch einmal aufnehmen.

II.

“Er geht euch voraus nach Galiläa. Dort werdet ihr ihn sehen, wie er es euch gesagt hat” (Mk 16,7). Galiläa. Damit ist unsere Zeit gemeint und unsere Welt, die Kirche nicht ausgenommen. Unser Alltag mit all seinen Widersprüchen. Unser tägliches Leben und Arbeiten, von dem wir manchmal auch nichts mehr erwarten. Die Leere in uns und um uns, aus der wahr¬scheinlich auch nichts Prophetisches mehr erstehen wird. Galiläa. Das könnte auch unsere Hartherzigkeit sein, unser mangelndes Aufeinander-Hören, unsere Rechthaberei, die Unfähigkeit zu echtem Dialog, unsere Abgebrüht¬heit, die das Leben ersticken lässt. Galiläa. Es steht auch für unsere Resignation und Ausweglosigkeit, für unsere Vorurteile, für unsere kleinen Hoffnungen, für unsere billigen Kompromisse. Unser Galiläa, wo es den Irak gibt und Syrien, die UNO und die EU, Israe¬lis und Palästinenser, Berlin und München, Mainz und Speyer. Die Osterbotschaft nimmt uns nicht aus unserer Welt. Im Gegenteil: Die Osterbotschaft schickt uns in unsere Welt, schickt uns in unser Galiläa, in das Galiläa des Alltags … Und in diesem Sinn ist Galiläa ganz konkret die Welt, in der wir leben. Hier – und nirgendwo anders – ist der Ort unserer Bewährung, der Ort unseres Glaubens, der Ort unserer Be¬gegnung. Und vergessen wir nicht, wenn wir nach den Feiertagen zurück¬kommen in den Alltag, in unser Galiläa: Einer ist vor uns dort schon angekommen.

III.

Er geht euch voraus nach Galiläa, heißt es in der Osterbotschaft. Er ist dort angekommen, bevor wir uns auf den Weg machen. Dort werdet ihr ihn sehen. Sehen in all den Leuten, mit denen er sich solidarisiert hat: mit den Gebeugten, mit den Zerschlagenen, mit den Unterdrückten, mit den Fremden, mit den Arbeitslosen, mit den Gefangenen. Und ihr werdet ihn sehen, in dem was er, “der Galiläer”, getan hat: Er ist ohne Angst auf die Menschen zugegangen. Er hat mit ihnen das Brot gebrochen. Er hat sie in die Arme genommen. Er hat bei ihnen ausgehalten. Er hat sich vor sie gestellt. Er hat sie zur Rede gestellt. Er ist mit ihnen ans Kreuz gegangen. Mit einem Wort: Er hat die Menschen geliebt, schrankenlos und grundlos, bedingungslos und umfassend – bis zum letzten. Schwestern und Brüder! “Galilée, Galilée, Galilée …” Die Botschaft von der Auferstehung erzählt mehr als nur vom leeren Grab. Sie erzählt vom lebendigen Herrn, auf den hin, ja mit dem wir leben können. Leben da¬durch, dass wir das neue Leben, das Jesus angeboten hat, jeden Tag von neuem ausprobieren. Dass wir nach der rechten auch die linke Wange zum Schlag hinhalten. Dass wir mit dem Hemd auch noch die Jacke geben. Dass wir siebzigmal siebenmal verzeihen … Und dass wir bei all dem keine Angst zu haben brauchen vor dem Tod, den Jesus ja für uns gestorben ist. Schwestern und Brüder! Der Tod ist immer schon hinter uns, vor uns ist die Liebe. Christus geht uns voraus nach Galiläa. Dort werden wir ihn sehen. Amen. Halleluja.
Weihbischof Otto Georgens

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