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Heidelberg – Ein Vierteljahrhundert Inklusion für die Kleinsten – Kindergärten Pusteblume der Lebenshilfe Heidelberg feiern 25 Jahre Integration


Heidelberg / Metropolregion Rhein-Neckar(red/ak/Lebenshilfe Heidelberg) – 160 Kinder, rund die Hälfte davon mit Sonderförderbedarf, werden in den Kindergärten Pusteblume der Lebenshilfe Heidelberg betreut und gefördert. In drei Häusern lernen, erleben und spielen sie gemeinsam und erfahren so von Anfang an, was Inklusion bedeutet. Als im Februar 1996 der Schulkindergarten der Lebenshilfe unter dem neuen Namen Pusteblume auch für Kinder ohne Sonderförderbedarf seine Türen öffnete, war dies ein Novum. Heute blickt die Einrichtung im 60. Jubiläumsjahr der Lebenshilfe Heidelberg auf ein Vierteljahrhundert gelungener Inklusion als Kindergarten für alle Kinder zurück.
Dass aus einem Schulkindergarten ein gemischter Kindergarten für alle Kinder wurde, war vor 25 Jahren noch lange keine gesellschaftliche Selbstverständlichkeit. Schulkindergärten sind in Baden
Württemberg ein besonderes Angebot für Kinder mit Behinderung, bei denen ausgehend von einem Antrag der Eltern durch die Schulbehörde der Bedarf für ein sonderpädagogisches Bildungsangebot festgestellt wird. Mit viel Mut, neuen Ideen und Elan hatte das Team unter der Leitung von Valentina Schenk als eines der ersten in Baden Württemberg bereits Mitte der neunziger Jahre eine inklusive Konzeption erarbeitet, die es ermöglichte, unter dem Dach der Lebenshilfe auch Kinder ohne Behinderung gemeinsam mit den anderen Kindern zu betreuen. Heute zeigt sich: Das Modell, im Sinne der ‚Inklusion von der anderen Seite‘ Schulkindergarten und Regelkindergarten unter einer Trägerschaft und unter einem Dach zusammenzuführen, hat sich als echtes Erfolgsmodell erwiesen.

Bedarf von Beginn an groß Angebot kontinuierlich erweitert
Gleich zu Beginn ging es Schlag auf Schlag: Das Angebot einer ersten gemischten Gruppe mit den ersten zehn Kindern ohne Sonderförderbedarf wurde im Februar 1996 direkt begeistert von einer Reihe von Eltern angenommen, die davon gehört hatten. Ohne Unterbrechung gibt es seither in der Pusteblume durchgehend eine Warteliste. Denn nicht nur die Kinder mit Behinderung, sondern alle Kinder können im pädagogischen Alltag von den besonderen Bedingungen und Angeboten profitieren, die über die vergangenen Jahre immer weiter ausgebaut und differenziert wurden. Um den stetig wachsenden Bedarf an Plätzen für Kinder mit und ohne Behinderung abzudecken, wurde im März 2009 in der ehemaligen Kesselhalle der Fuchs’schen Waggonfabrik mit damals zwei Integrationsgruppen und einer heilpädagogischen Kleingruppe die Kleine Pusteblume als zweites Haus eröffnet. 2013 öffnete die inklusive Kleinkindbetreuung Spatzenhaus ihre Pforten für die Betreuung der Kleinsten ab einem Jahr. Heute gibt es in den Kindergärten Pusteblume insgesamt 15 Gruppen (inklusive Kleinkindgruppen, sonderpädagogische Kleingruppen des Schulkindergartens und Integrationsgruppen), in denen Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam lernen und spielen.

Gewinn für alle Seiten
Obwohl in Bezug auf einige organisatorische Abläufe die Zusammenlegung von Regelkindergarten und Schulkindergarten durchaus Herausforderungen barg, war es von Anfang an das erklärte Ziel der Leiterin Valentina Schenk, dass nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern und die eigenen Mitarbeitenden diese nicht spüren sollten. Im Konkreten heißt das: Die förderlichen guten Bedingungen des Schulkindergartens, etwa die längeren Vorbereitungszeiten, sollten erhalten bleiben, aber dennoch mit den Anforderungen des Regelkindergartens –– z. B. den längeren Öffnungszeiten –– vereinbar gemacht werden. Ebenso wichtig war es von Beginn an, alle der heute rund 70 Mitarbeitenden zu den gleichen Konditionen zu beschäftigen.
Für die Kinder bietet nicht nur die Breite der Räumlichkeiten und des Spielmaterials, die große Expertise der pädagogischen und therapeutischen Fachkräfte z.B. im Bereich Sprachentwicklung (unterstützte Kommunikation), von der zum Beispiel auch Kinder aus mehrsprachigen Haushalten profitieren, oder das besondere Augenmerk der Mitarbeitenden auf die motorische Entwicklung jedes Kindes viele Vorteile. Vor allem auch das soziale Miteinander der Kinder untereinander ist für alle ein Gewinn. Das Thema Behinderung ist kein Tabuthema und wird ganz offen angesprochen. Dementsprechend selbstverständlich ist es für die Kinder, ohne Blick auf die jeweiligen Fähigkeiten des anderen Kindes Freundschaften zu schließen, bei denen die in der Erwachsenenwelt oft betonten Unterschiede keine Rolle spielen. „Dies vermittelt nicht nur den Kindern mit Sonderförderbedarf, sondern allen unseren Kindern das Gefühl, nicht perfekt sein zu müssen, und auch Kinder ohne Behinderung lernen von klein an, mit ihren eigenen Schwächen konstruktiv und gut umzugehen“, erklärt Valentina Schenk. „Unsere Erfahrung zeigt: Die Kinder verstehen sehr schnell, dass es nicht um Mitleid oder um falsche Rücksichtnahme geht, sondern um Mitfühlen und Geduld füreinander. Es ist selbst nach so vielen Jahren für mich immer wieder toll zu sehen, wie zum Beispiel in unserem großen Morgenkreis auch die Kinder, die sonst vielleicht eher ungeduldig sind, ganz selbstverständlich verstehen, warum bei anderen Kindern manche Dinge vielleicht etwas länger dauern.“
Genauso wichtig wie die gelebte Normalität untereinander ist es in der Pusteblume aber nach wie vor, wirklich jedem Kind individuell gerecht zu werden. Daher gibt neben den großen Integrationsgruppen auch weiterhin sonderpädagogische Kleingruppen, in denen noch intensiver auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Kindes eingegangen werden kann.

Unverzichtbares Angebot im Heidelberger Betreuungsspektrum
Die Erfahrung, die das interdisziplinäre Team der Pusteblume in den vergangenen Jahrzehnten aufgebaut hat, ermöglicht es, auch Kinder mit Behinderungen aufzunehmen, für die sonst in Heidelberg kein passender Platz zu finden wäre. Oft sind dies Kinder, die zunächst einen Regelkindergarten besuchen, deren spezielle Bedürfnisse im Rahmen der dortigen Angebote aber nicht adäquat erfüllt werden können. „Dies trifft insbesondere auf Kinder zu, die in ihrer Motorik oder Kommunikation stark eingeschränkt sind oder die eine Autismus–Spektrum–Störung haben, eine Thematik, die im letzten Jahrzehnt stark zugenommen hat“, erklärt Valentina Schenk. „Umso wichtiger ist es für uns, unser Angebot stetig weiter auszubauen, zu evaluieren und unsere Konzeption und unser Know–how immer weiterzuentwickeln und zu vertiefen, um auch für die Anforderungen der nächsten 25 Jahre gewappnet zu sein.“ Gefeiert werden kann das runde Jubiläum unter den aktuellen Corona–Bedingungen leider nicht mit einem Fest vor Ort. Aber, so Valentina Schenk: „Wir hoffen sehr, dass sich die Lage bis zum Herbst soweit stabilisiert hat, dass wir dies bei unserem traditionellen Herbstfest dann auch wieder im persönlichen Kontakt gemeinsam mit allen Kindern, Eltern und Förderern der Pusteblume nachholen können.“

Am 11. April 1961 wurde die Lebenshilfe für das geistig behinderte Kind e. V. Ortsvereinigung Heidelberg gegründet. Der Verein ist parteipolitisch und konfessionell unabhängig und als gemeinnützig anerkannt. Seine Aufgabe ist es, alle Maßnahmen und Einrichtungen zu fördern, die eine wirksame Lebenshilfe für Menschen aller Altersstufen mit geistiger und mehrfacher Behinderung und ihre Angehörigen bedeuten. Etwa 800 Menschen vor allem aus der Stadt Heidelberg und dem Rhein–Neckar–Kreis profitieren vom Beratungs–, Betreuungs– und Versorgungsnetz der Lebenshilfe Heidelberg –– in den integrativen Kindergärten Pusteblume, bei den Heidelberger Werkstätten, beim Wohnverbund oder bei den Offenen Hilfen.

Über die Kindergärten Pusteblume: Wir sind ein Kindergarten für alle Kinder in drei Häusern. Das schwerst mehrfachbehinderte Kind findet bei uns seinen Platz genauso wie ein nicht behindertes Kind. In den “Schulkindergarten” können wir unterschiedlich behinderte und von Behinderung bedrohte Kinder aufnehmen. Unser Leitspruch lautet: „Wir wollen gemeinsam freudig wachsen und uns entfalten, so verschieden wir auch sind“. Unsere pädagogische Arbeit orientiert sich an den Bedürfnissen aller Kinder und berücksichtigt deren spezielle Lebenssituation. Zurzeit gibt es 16 Gruppen mit insgesamt 160 Kindern in drei Häusern, rund die Hälfte davon mit speziellen Bedürfnissen im geistigen, körperlichen und/oder emotionalen Bereich. Träger der Einrichtung ist die Lebenshilfe Heidelberg, die bereits 1961 die erste Sonderkindertagesstätte für geistig behinderte Kinder in Kirchheim eröffnete.

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