Ludwigshafen / Metropolregion Rhein-Neckar.
In Zeiten von Covid 19 ist ein Seniorentaxi in Ludwigshafen dringlicher denn je!
Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie haben Menschen ab 60 das Problem, zum Arzt, zu wichtigen Terminen oder anderen Anlässen zuverlässig und sicher zu gelangen, ohne sich durch Menschenmengen in Bus und Bahn und an Haltestellen, Bahnhöfen usw. zu drängen.
Denn hier besteht Infektionsgefahr gerade für die Hauptrisikogruppe bezüglich eines schweren Covid-Krankheitsverlaufs. Laut RKI sind über 90 % der Covid-Toten im Alter von 60 plus. Erschwerend kommt hinzu, dass die Krankenkassen in den letzten Jahren die Ausstellung von Transportscheinen für Arzt- und Behandlungsbesuche extrem erschwert haben, so dass der Weg zum Arzt auch für viele alte und gebrechliche Menschen zur Privatsache wird.
Manche Arztpraxen stellen gar überhaupt keine Transportscheine mehr aus, um den Bürokratieaufwand zu sparen. Schlimmer noch, viele Taxis, auch in Ludwigshafen, nehmen rechtswidriger Weise keine Transportscheine mehr an, da sie ebenfalls den Abrechnungsaufwand scheuen. Und Taxis, die hierbei auf die Abrechnung durch die Taxizentrale Lu unter der Leitung von Ralf Senck vertrauen, können teilweise Jahre auf ihr Geld warten. Mit dem Maske tragen sieht es bei Taxis in Lu auch nicht gut aus…
Mal ganz abgesehen davon, dass sich angesichts einer Durchschnittsrente in Deutschland von knapp mehr als 900 Euro (!) sowieso die meisten Senior*innen kein Taxi leisten können. Hier kommt nun das “Tübinger Modell” ins Spiel. Einen in den Medien in letzter Zeit vielbeachteten, erfolgreichen Kampf gegen Covid führte die Stadt Tübingen mit ihrem Modell, das dem Schutz der Menschen über 60 unbedingte Priorität einräumt.
Bestandteil dieses Modells ist aus das “Tag- und Nacht-SAM”, der Sammel-Anruf-Mietwagen, ein Dienst der von den Stadtwerken Tübingen zur Verfügung gestellt wird. Hier können sich Menschen ab 60 Tag und Nacht unter einer zentralen Rufnummer telefonisch melden und werden dann mit einem PKW oder Kleinbus der Stadtwerke Tübingen abgeholt. Die Fahrt kostet genau so viel, wie ein Ticket in Tübingen für den ÖPNV. Wir halten die Einrichtung eines ähnlichen Dienstes in Ludwigshafen für dringend geboten!
Die Stadtverwaltung verfügt über entsprechende Fahrzeuge und Mitarbeiter_innen mit Personenbeförderungsschein.
Gerade angesichts des schleppenden Impfverlaufes brauchen wir hier für diesen Winter noch eine schnelle Hilfe für unsere alten Menschen. Auch wäre es durchaus ein Modell auch für die Post-Corona Zukunft, denn die erwähnten Rahmenbedingungen bestehen weiterhin. Und durch die Ausdünnung des nächtlichen Busfahrplans in Ludwigshafen sieht insbesondere nachts die Beförderungssituation in manchem Vorort düster aus. Zum Beispiel im sozialen Brennpunkt Gartenstadt/Ernst-Reuter-Siedlung, wo viele Senior*innen mit Mini-Rente leben. Wir sollten dem Namen von Ernst Reuter, dem großen Widerstandskämpfer, KPD-Mitglied und späterem Sozialdemokraten, alle Ehre machen und unsere alten Leute dort nicht hängen lassen.
Text: Dr. Liborio Ciccarello
Fraktionsvorsitzender Stadtratsfraktion DIE LINKE Ludwigshafen