Weinheim / Metropolregion Rhein-Neckar.
Die Weinheimer Feuerwehr verzeichnet seit Jahren erstmals keine Einsätze an Silvester und Neujahr. Trotzdem war die Wehr an Silvester und Neujahr aktiv, um den Feuerwehren in Kroatien zu helfen.
Weinheim an der Bergstraße. [RM] Am Morgen des 1. Januar zog der stellvertretende Feuerwehrkommandant und in der Neujahrsnacht Einsatzleiter vom Dienst Volker Jäger Bilanz. „Keine Einsätze, keine Menschen, die gerettet werden mussten und eine ruhige Silvesterfeier im Kreise der Familie, so entspannt konnten unsere Einsatzkräfte schon lange nicht mehr ins neue Jahr starten“, so Jäger. Ganz anderes sah das im vergangenen Jahr aus. Da mussten die Weinheimer Feuerwehrabteilungen an Silvester insgesamt zu sechs Einsätzen und zum Jahreswechsel selbst zu 5 Einsätzen ausrücken. Wenn es auch an Silvester 2019 noch zu ein paar nicht klassischen Feuerwerkseinsätzen kam, so waren die 5 Einsätze ab 0 Uhr 2020 alle auf den Abbrand von Feuerwerkskörpern zurückzuführen. In den letzten Jahren hatte die Weinheimer Feuerwehr meistens mit Kleinbränden, wie zum Beispiel Mülltonnenbrände und Heckenbrände, ab dem Verkaufsbeginn über den Jahreswechsel bis ein paar Tage danach zu tun. Das von Bund und Länder beschlossene Verkaufsverbot von Feuerwerk, mit dem Ziel an Silvester Unfälle und Brände zu verhindern, um die durch Corona bereits mehr belasteten Einsatz- und Rettungskräfte zu entlasten, hat aus Sicht der Weinheimer Feuerwehr zumindest in Weinheim seinen Zweck erfüllt.
An Silvester und Neujahr hatte die Feuerwehr dennoch etwas zu tun. Brandmeister Michael Tilger hatte ein Hilferuf des Landesfeuerwehrverbands Baden-Württemberg von den Feuerwehren aus Kroatien anlässlich des schweren Erdbebens entdeckt, der auch kurze Zeit später an die Feuerwehren des Landkreises durch den Kreisfeuerwehrverband mit der Bitte um Unterstützung verteilt wurde.
Kroatien wurde von einem schweren Erdbeben der Stärke 6,4 mit inzwischen 38 Nachbeben getroffen. Wie aus dem Hilfeersuchen zu entnehmen war, hatte das Beben besonders die Region Sisak, Petrinja und Glina getroffen. Dabei so das Schreiben weiter sei die Altstadt der Stadt Petrinja mit circa 25.000 Einwohnern großflächig zerstört worden. Auch das Bezirkskrankenhaus in Sisak, in dem auch beatmete Covid-Patienten behandelt werden, sei schwer beschädigt worden und musste komplett geräumt werden. Von den Schäden sind natürlich auch die Feuerwehren, Feuerwehrhäuser und die Feuerwehrangehörigen in diesem Katastrophengebiet selbst betroffen. Im Schadensgebiet sind die Feuerwehren aus ganz Kroatien, Kräfte aus Ungarn und das Militär im Einsatz.
Damit die örtlichen Feuerwehren wieder ihren Dienst aufnehmen können, unterstützt der Landesfeuerwehrverband Baden-Württemberg das Hilfeersuchen des kroatischen Feuerwehrverbands. Der Kroatische Feuerwehrverband und das Kroatische Roten Kreuz benötigen vor allem Einsatzkleidung, Schutzkleidung, Feuerwehrstiefel, Feuerwehrhandschuhe, Helme, Schläuche, Pumpen, Einsatzgerätschaften. Aber auch Lebensmittelpakete (Mehl, Zucker, Nudeln, Konserven), Hygienepakete (Handseife, Haarshampoo, Zahnpasta, Zahnbürste, Trockentücher, Toilettenpapier) werden gebraucht. Aber auch für das Krankenhauspersonal benötigt man dort dringend persönliche Schutzausrüstung und auch warme Jacken und / oder Winterkleidung für Erwachsene und Kinder.
Wie schwer es ist Hilfe in extremen Situationen zu leisten wissen die Frauen und Männer der Weinheimer Feuerwehr aus ihrem Tagesgeschäft, dies dann aber noch zu versuchen ohne das geeignete Material, Gerät und Schutzausrüstung zur Verfügung steht ist fast unmöglich. Daher waren sich die Weinheimer Feuerwehr schnell einig, das Hilfeersuchen zu unterstützen und sich an der vom Landesfeuerwehrverband Baden-Württemberg organisierten und dem Kreisfeuerwehrverband Rhein-Neckar unterstützten Hilfsaktion zu beteiligen.
Durch verschiedene Prüfvorschriften müssen Feuerwehreinsatzjacken regelmäßig ausgesondert werden, die für den Brandeinsatz nicht mehr zur Verfügung stehen. Hier werden immer ein paar aufgehoben, die dann zu speziellen Arbeitseinsätzen wie zum Beispiel für die Christbaum-Sammelaktion genutzt werden können, um die für den Brandeinsatz vorgesehene Einsatzkleidung zu schonen, bis Sie dann endgültig ausgemustert und weggeworfen werden kann. Michael Tilger, der für die Einsatzkleidung mit verantwortlich ist und die Weinheimer Feuerwehrkleiderkammer verwaltet, richtet die Arbeitsjacken gemeinsam mit dem stellvertretenden Feuerwehrkommandant Ralf Mittelbach, der diese dann zur Feuerwehr nach Sandhausen brachte. Dort wurde vom Kreisfeuerwehrverband Rhein-Neckar kurzfristig eine Sammelstelle eingerichtet. Der stellvertretende Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbands Silvio Schädel nahm das Weinheimer Material entgegen und brachte es mit den weiteren Hilfsgütern aus dem Landkreis am Mittag nach Bad Krozingen. Von dort sollen die Gegenstände und Güter mit einem Hilfstransport spätestens am Samstagmorgen nach Kroatien gebracht werden.
Foto Feuerwehr Weinheim: / Text: Ralf Mittelbach