Heidelberg / Metropolregion Rhein-Neckar(red/ak/Deutsches Krebsforschungszentrum Heidelberg) – Zum Weltdiabetestag am 14. November informiert das DeutscheKrebsforschungszentrum (DKFZ) über die Zusammenhänge zwischen Krebs und
Diabetes – und warum ein gesunder Lebensstil das Risiko für beide schwere
Erkrankungen zugleich senken kann.
Diabetes Typ 2 ist weltweit auf dem Vormarsch: Nach Angaben der WHO waren
1980 rund 108 Millionen Menschen von der schweren Stoffwechselerkrankung
betroffen, 2014 waren es bereits 422 Millionen. Besonders stark steigt die
Zahl der Diabetiker in den Schwellenländern. In Deutschland erhalten jedes
Jahr rund 500.000 Menschen zum ersten Mal die Diagnose Diabetes.
Zahlreiche epidemiologische Untersuchungen haben während der letzten Jahre
bestätigt, dass Diabetiker ein erheblich erhöhtes Risiko haben, an Krebs zu
erkranken. Eine Metaanalyse australischer Wissenschaftler* zeigte 2018, dass
das Krebsrisiko männlicher Diabetiker 19 Prozent höher ist als das Risiko
der Allgemeinbevölkerung, bei Diabetikerinnen sogar um 27 Prozent. In einer
aktuellen Publikation** belegen Wissenschaftler aus dem DKFZ und dem
Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg diesen
Zusammenhang für Darmkrebs, insbesondere auch für die Erkrankungen im
jüngeren Lebensalter.
Doch wie kann Diabetes Typ 2 die Krebsentstehung beeinflussen? Experten
gehen heute davon aus, dass das Krebsrisiko bereits steigt, bevor Diabetes
Typ 2 überhaupt festgestellt wurde: Der eigentlichen „Zuckerkrankheit“ geht
in vielen Fällen eine Stoffwechselentgleisung voraus, die als metabolisches
Syndrom bezeichnet wird. Vier Hauptmerkmale charakterisieren das Syndrom:
Adipositas, vor allem im Bauchbereich, daneben fehlregulierte Blutfette,
erhöhter Blutdruck und erhöhter Blutzucker, oftmals bereits verbunden mit
einer Insulinresistenz.
„Wir sprechen beim metabolischen Syndrom daher auch vom tödlichen Quartett“,
sagt Mathias Heikenwälder, Stoffwechselexperte vom DKFZ, und erklärt weiter:
„Das Bauchfett ist besonders gefährlich, was die Krebsentstehung angeht.
Denn dieses Fettgewebe gibt Botenstoffe an die Umgebung ab, die
Entzündungsreaktionen auslösen und die Wirkung von Insulin verringern, so
genannte Adiponektine und Zytokine. Einige dieser Botenstoffe wirken auch
als Wachstumsfaktoren. Sie regen andere Zellen zur Teilung an und
begünstigen so auch das Tumorwachstum.“ Außerdem bilden die Fettzellen
Östrogene, die in hormonsensitiven Gewebe von Brust und Gebärmutter das
Zellwachstum ankurbeln können.
Besteht das metabolische Syndrom über Jahre hinweg, kann sich Typ 2 Diabetes
entwickeln, weitere häufige Folgeerkrankungen sind Arteriosklerose,
Herzinfarkt, Schlaganfälle – und eben Krebs.
Doch die schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen des metabolischen Syndroms
lassen sich abwenden – eine Anpassung des Lebensstils kann die krankhafte
Entwicklung aufhalten. „Ernährung und Bewegung sind die Hebel, an denen
Betroffene ansetzen müssen“, sagt Susanne Weg-Remers, Leiterin des
Krebsinformationsdienstes am DKFZ.
Das heißt zunächst, sich bewusst und ausgewogen zu ernähren, mit
ausgeglichener Energiebilanz. Ebenso entscheidend ist regelmäßige
körperliche Bewegung, möglichst 30 Minuten täglich. Bewegung erhöht den
Energieverbrauch und trägt so dazu bei, Übergewicht abzubauen. Doch die
Medizinerin Weg-Remers weiß auch, wie schwer es den meisten fällt,
jahrelange ungesunde Lebensgewohnheiten abzulegen. „Aber es lohnt sich: Wer
rechtzeitig und konsequent gegensteuert, kann sein persönliches Risiko für
Krebs und für andere schwere Folgeerkrankungen des metabolischen Syndroms
erheblich senken.“
Der Weltdiabetestag wurde von der International Diabetes Federation und der
WHO eingeführt und erstmals am 14. November 1991 begangen. Seit 2007 ist der
Weltdiabetestag ein offizieller Aktionstag der Vereinten Nationen. Das
Datum, der 14. November, wurde gewählt, um an den Geburtstag von Sir
Frederick Banting zu erinnern, der gemeinsam mit Charles Best 1922 das
Insulin entdeckte.
Information zu einem gesunden Lebensstil gibt es beim
Krebsinformationsdienst unter:
https://www.krebsinformationsdienst.de/vorbeugung/krebs-vorbeugen/ernaehrung
-praevention/index.php
Individuelle Fragen zu einem gesunden Lebensstil beantwortet der
Krebsinformationsdienst täglich von 8:00 Uhr bis 20:00 Uhr unter der
kostenfreien Telefonnummer 0800-420 30 40 oder per Email unter
krebsinformationsdienst@dkfz.de erreichbar.