Ludwigshafen/ Metropolregion Rhein-Neckar. Viele Betriebe in Ludwigshafen machen sich zunehmend Sorgen um die künftige Entwicklung ihres Wirtschaftsstandorts. „Die IHK Pfalz erreichen vermehrt Anfragen von besorgten Unternehmen zu den Planungen der Stadt“, so Mathias Berkel, Geschäftsführer der Berkel Unternehmung GmbH & Co. KG und Vorsitzender der IHK Tischrunde Ludwigshafen. Grund sind mehrere Entscheidungen der Stadt Ludwigshafen, Gewerbeflächen entlang wichtiger Verkehrsachsen aufzugeben und für andere Nutzungen frei zu machen.
Der Flächennutzungsplan der Stadt Ludwigshafen wird demnächst neu aufgestellt. Jürgen Vogel, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Pfalz, warnt vor der Tendenz, Nutzungen gegeneinander auszuspielen. „Wir brauchen ein überzeugendes Konzept für Ludwigshafen, wie der zweifellos bestehende Bedarf an Gewerbeflächen künftig gedeckt werden kann. Dabei muss neben der Verfügbarkeit von Flächen auch die jeweilige Verkehrsanbindung berücksichtigt werden“.
Auch die jüngste Gewerbeflächenstudie des Verbands Region Rhein-Neckar stellt einen hohen Flächenbedarf im Raum Ludwigshafen fest, der aktuell schon nicht gedeckt werden kann. „Es drängt sich mit Blick auf die aktuellen Entscheidungen der Stadt zunehmend die Frage auf, wo anstelle der bisher vorgesehenen Gewerbegebiete alternative Standorte realisiert werden können“, gibt Berkel zu bedenken. Die IHK Tischrunde Ludwigshafen, die sich als Partner der Stadt Ludwigshafen versteht, engagierte sich bisher vor allem für die Aufwertung der Innenstadt. Da die gewerbliche Flächenentwicklung für die Zukunftsfähigkeit eines Standorts eine ebenso elementare Rolle spielt, tritt nun auch dieses Thema verstärkt auf die Agenda. Ziel der IHK Tischrunde ist es, die bisher gelebte Kommunikation mit der Stadt auch bei diesem Thema fortzusetzen, um eine gemeinsame Lösung auf den Weg zu bringen, die alle Akteure mittragen können. „Ludwigshafen hat eine lange und erfolgreiche industrielle Tradition und darauf sollten wir stolz sein. Daher appellieren wir an die Stadt ein Gewerbeflächenkonzept für Ludwigshafen zu erarbeiten, das die verschiedenen Nutzungen einer pluralistischen Stadtgesellschaft berücksichtigt und den Betrieben vor Ort ausreichende Entwicklungsmöglichkeiten bietet“, fasst Berkel die Erwartungen zusammen.
Aktuell sorgen besonders die Planungen rund um den Luitpoldhafen Süd für Irritationen bei vielen ansässigen Unternehmen. Die Umgebung des Standorts ist von jeher gewerblich geprägt. Nun soll dort mit der Festsetzung eines „Urbanen Gebiets“ Wohnbebauung angesiedelt werden. „Etablierten Unternehmen wie Contargo, Raschig, Shell oder auch Scherer und Kohl bereitet diese Planung im Hinblick auf die zukünftige Unternehmensentwicklung Sorgen“, beobachtet Vogel.
„Vor dem Hintergrund der Verkehrswende und der Nutzung alternativer Transportmittel wie Binnenschiffe sollten gerade dort Flächen für gewerbliche Entwicklungen gesichert werden“, mahnt Andreas Roer, Geschäftsführer der Contargo Rhein-Neckar GmbH. Das Logistikunternehmen im angrenzenden Kaiserwörthhafen ist für den Transport von Containern auf die Nähe zu Wasserstraßen angewiesen. Wenn die Stadt künftig Güterverkehr aus dem Zentrum fernhalten und verlagern will, sei es kontraproduktiv, die wenigen Gewerbeflächen, die für eine Hafen-affine Nutzung in Frage kommen, aufzugeben.
„Von vielen anderen Standorten wissen wir, dass heranrückende Wohnbebauung fast immer zu Konflikten mit bestehender gewerblicher Nutzung führt. Besonders in einem vielfältig gewerblich genutzten Areal wie hier scheinen uns Differenzen vorprogrammiert“, prognostiziert Stephan Heberger, Geschäftsführer der Scherer & Kohl GmbH & Co. KG. Das Abbruch- und Recyclingunternehmen nutzt neben dem dortigen Gleisanschluss vor allem auch die Wasserstraße und befindet sich ebenfalls in möglicher Hörweite zum Plangebiet. Zusammenfassend fordert Vogel: „Die Stadt sollte ihre Planung im südlichen Bereich des Plangebiets ändern und anstelle von Wohnbauflächen eine Pufferzone mit gewerblichen Nutzungen ermöglichen“.
Auch an anderen Stellen im Stadtgebiet wurden zuletzt wirtschaftliche Interessen anderen Belangen untergeordnet. So plant die Stadt beispielsweise, das Vorranggebiet Logistik an der A650 im Bereich Ruchheim aufzugeben, obwohl gerade dieser Standort prädestiniert für gewerbliche Nutzung ist. „Dies widerspricht den Festlegungen der Regionalplanung und macht vor allem aus verkehrlicher Sicht keinen Sinn. Es gibt kaum einen Standort, der besser an den Straßenverkehr angebunden ist und so dazu beitragen könnte, die Zentren vom Verkehr zu entlasten“, analysiert Vogel.
„Will die Stadt Ludwigshafen auch künftig ein attraktiver Standort für Unternehmen bleiben, müssen deshalb auch weiterhin ausreichende Entwicklungsmöglichkeiten vorgehalten werden. Andernfalls wird der Standort nicht nur uninteressant für Neuansiedlungen, sondern läuft sogar Gefahr, bestehende Unternehmen zu verlieren“, zeigt Vogel die Perspektive auf. „Dies würde zu einem Verlust von Arbeitsplätzen führen und wäre wegen der sinkenden Gewerbesteuereinnahmen auch für die städtischen Finanzen ein weiterer Rückschlag. Darüber hinaus würden diese Entwicklungen zu Nachteilen im regionalen und überregionalen Standortwettbewerb führen.“
Quelle IHK
Bild MRN News