Metropolregion Rhein-Neckar. Fast jedes Kind kennt diesen Turm. Er steht oberhalb des Weinheimer Schlossparkweihers als steinerner Zeitzeuge des Mittelalters; mit den beiden Burgen der Stadt bildet er das wohl bekannteste Postkartenmotiv: Der „Blaue Hut“, wurde bereits Mitte des 13. Jahrhunderts gebaut und war Teil der Stadtmauer. Er ist der älteste und höchste der Weinheimer Stadttürme. Denkmäler wie der „Blaue Hut“ müssen von Zeit zu Zeit saniert werden, damit sie erhalten bleiben. Seit ein paar Wochen laufen die Restaurierungsmaßnahmen des Sandstein-Mauerwerks. Klar, dass die Arbeiten nach den Regeln des Denkmalschutzes fachgerecht erfolgen müssen. Auch in Weinheim legen ausgewiesene Experten Hand an: Michael Dursy und Michael Müller sind beide Steinmetz- und Steinbildhauermeister sowie Restauratoren. Die beiden Spezialisten trafen sich jetzt mit Vertretern der Stadt Weinheim mit Bürgermeister Dr. Torsten Fetzner an der Spitze, um zwei Expertinnen von ihrer Arbeit am Denkmal zu berichten: Dr. Ruth Cipionka vom Landesamt für Denkmalpflege und Ute Willinger, Projektarchitektin der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Beide Organisationen leisten einen Förderbeitrag zur denkmalgerechten Sanierung in Höhe von jeweils rund 45 000 Euro.
Dursy und Müller berichteten den Betrachtern vom Verlauf ihrer Arbeit. Zunächst waren die tatsächlichen Schäden am Bauwerk in Ansichtsplänen kartiert worden. Es bestätigte sich, was Dursy und Müller auf den ersten Blick erkannt hatten: eine gravierende Schädigung der Fugenmörtel. Es stellte sich heraus, dass bei kleineren Ausbesserungen der Vergangenheit ein zementgebundener Mörtel verwendet worden war, der für die Sandsteine zu hart eingestellt war – mit drastischen Folgen. Die daraus entstandenen unterschiedlichen technischen Eigenschaften am Bauwerk begünstigen eine beschleunigte Verwitterung der Mörtel als auch des Mauerwerks. Folge: Einige dieser schadhaften Steine mussten sogar restauratorisch aufbereitet oder gar ausgetauscht werden. Das bedeutete vor allem: viel filigrane Handarbeit. Dabei wurden die verbliebenen intakten historischen Mörtel soweit es geht geschützt und erhalten. Die schadhaften Bereiche werden handwerklich ausgearbeitet und mit einem Kalkmörtel, der auf die technischen und optischen Merkmale des historischen Materials abgestimmt ist, neu verfugt.
Das geschieht im Moment. Etwa das untere Drittel des Turms steht mittlerweile bereits im neuen Gewand, man bekommt eine Ahnung, wie schmuck das Denkmal aussehen wird. Vor allem wird die Fassade deutlich heller sein als zuletzt. Parallel dazu werden von einer Fachfirma Teile des Dachstuhls erneuert. Ziel der Sanierung ist es, den Turm möglichst unverfälscht zu erhalten. Das unverputzte Gemäuer entstand mit der ersten Stadtbefestigung im 13. Jahrhundert. „Der ausführende Steinmetzbetrieb mit seinem Restaurator leistet gute Arbeit und liegt im Zeitplan“, heißt es seitens des Weinheimer Amtes für Immobilienwirtschaft – und der Vetretererinnen der beiden wichtigen Institutionen. Voraussichtlich bis November dauern die Arbeiten an. Die Gesamtkosten betragen rund 385 000 Euro, die Maßnahme wird aber mit 45 000 Euro Fördergeld von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und mit 46 000 Euro vom Landesamt für Denkmalpflege gefördert.