Weinheim/Rhein-Neckar-Kreis/Metropolregion Rhein-Neckar. Forstwirtschaft in Zeiten des Klimawandels: Die Förster des Kreisforstamtes pflanzen in diesem Frühjahr im Weinheimer Stadtwald rund zehnmal so viele Bäume wie eigentlich geplant – nämlich 9600. Die Baumarten wurden nach ihrer Klima-Beständigkeit ausgesucht. Die gesamte Waldfläche in Weinheim beträgt rund 1700 Hektar, das entspricht 30 Prozent der gesamten Gemarkungsfläche. Die Roteiche ist dabei der Favorit. Sie wächst eigentlich an der amerikanischen Ostküste und im Süden Kanadas – kommt mit wenig Niederschlag aus. So sind die Erfahrungen der Förster auf der ganzen Welt. Die Roteiche soll es packen, wenn es in den deutschen Wäldern immer trockener und wärmer wird. Die Roteiche ist ein Baum, dem Förster Philipp Lambert zutraut, bis zur Ernte in etwa 100 Jahren noch zu stehen. Die Esche ist in hiesigen Wäldern hingegen ein Auslaufmodell. Wie andere Baumarten auch, reagiert sie empfindlich auf den Klimawandel. Das Eschentriebsterben, ein schädlicher Pilz, ist einer der Gründe, warum die Förster im Weinheimer Wald dieses Frühjahr Bäume auf einer Gesamtfläche von 3,8 Hektar austauschen müssen. Sturmschäden und die Schäden durch Borkenkäfer-Befall, sind weitere Gründe. Ist überall der Klimawandel schuld? „Zumindest indirekt“, erklärt Lambert. Bäume werden durch Wassermangel gestresst und sind anfälliger für den Borkenkäfer, der zudem wegen der warmen Winter überlebt.
900 Neupflanzungen auf 0,4 Hektar waren im Weinheimer Wald zunächst geplant, dazu mussten nach dem Waldschäden des vergangenen Jahres 4000 Exemplare als Ersatz für kranke Eschen auf 1,3 Hektar und 4700 Bäume auf 2,1 Hektar gepflanzt werden, die vom Sturm und vom Borkenkäfer attackiert worden waren. Auf etwa einem halben Dutzend verschiedener Waldgebiete wurden und werden nun die 9600 Bäume gepflanzt. Roteichen, Tulpenbäume, Flatterbäume, Zedern: es sind überwiegend Baumarten aus den USA. Die Wälder der Region verändern ihr Gesicht. In den letzten Tagen waren Revierförster Lambert und seine Waldarbeiter zum Beispiel nahe des Hirschkopfturms und der „Sieben Schwestern“ im nördlichen Bereich der Weinheimer Waldgemarkung zu Gange. Diese rund 0,7 Hektar große Fläche hat noch eine Besonderheit: Sie wird aus dem Programm „1000 Bäume – 1000 Kommunen“ des Landes finanziert. Der Gemeinderat hatte im Februar auf Empfehlung der Klimaschutz-Task-Force eine Teilnahme der Stadt beschlossen; andere Kommunen im Kreis setzen das Programm ebenso um. 2800 kleine Roteichen-Setzlinge sind dort in den letzten Tagen in die Erde gepflanzt worden; die Baum-Babys sind jeweils mit einer Wuchshülle gegen Wildverbiss geschützt. Ergänzend dazu wurde eine Anzahl aus naturverjüngten Bäumchen übernommen.
Die Eschen, die am Hirschkopf gewachsen waren, waren etwa 70 Jahre alt. Der Pilz, erläutert Philipp Lambert, befällt die Esche jedes Alters. Die Überlebenschance geht gegen Null. Nicht alle Bäume waren so krank, dass sie sofort hätten entfernt werden müssen. Die Förster entschieden sich dann doch komplett für die Rodung der Fläche, weil das Holz im Moment noch einen vernünftigen Preis erzielen konnte. Außerdem hätte die Gefährdung von Waldarbeitern und Waldbesuchern durch lose Holzteile der zunehmend erkrankten Bäume zugenommen. Daher entschied man sich für die komplette Neupflanzung. Die Bäumchen müssen jetzt Wurzeln schlagen – was bei der aktuellen Trockenheit gar nicht so einfach ist. Selbst für eine robuste Roteiche nicht.